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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sie haben ihm einen Maulkorb verpasst, wenn du weißt, was ich meine.«
    »Wer? Seine Vorgesetzten?«
    »Statoil ist staatlich. Muss ich deutlicher werden?«
    »Also wird er nichts in Erfahrung bringen«, konstatierte Johanson.
    Lund seufzte. »Die anderen sind ja nicht blöde. Sie merken, wenn jemand Informationen abpumpen will, ohne ihnen welche zu geben, und sie haben ihren eigenen Schweigekodex.«
    »Ich hab's dir prophezeit.«
    »Ja, du warst mal wieder ganz besonders schlau.«
    Von draußen erklangen Schritte. Einer von Hvistendahls Leuten steckte den Kopf zur Tür herein.
    »Konferenzraum«, sagte er.
    »Wann?«
    »Sofort. Wir haben die Auswertungen.«
    Johanson und Lund wechselten einen Blick. In ihren Augen stand die bange Erwartung dessen, was sie im Grunde schon wussten. Johanson klappte den Laptop zu, und sie folgten dem Mann runter aufs Hauptdeck. Draußen an den Scheiben lief der Regen entlang.
    Bohrmann stützte sich mit den Knöcheln auf die Tischplatte.
    »Bis jetzt haben wir entlang des gesamten Kontinentalrandes dieselbe Situation vorgefunden«, sagte er. »Das Meer ist gesättigt mit Methan. Unsere Ergebnisse und die der Thorvaldson stimmen weitgehend überein, Schwankungen hier und da, unterm Strich das gleiche Bild.« Er machte eine Pause. »Ich will nicht drum herum reden. Etwas beginnt die Hydrate auf weiter Strecke zu destabilisieren.«
    Niemand rührte sich, niemand sagte etwas. Sie starrten ihn einfach an und warteten.
    Dann begannen die Statoil-Leute durcheinander zu reden.
    »Was heißt das?«
    »Methanhydrat löst sich auf? Sie haben gesagt, die Würmer können das Eis nicht destabilisieren!«
    »Haben Sie eine Erwärmung gemessen? Ohne Erwärmung ....«
    »Welche Konsequenzen ... ?«
    »Bitte!« Bohrmann hob die Hand. »Es ist so. Ich bin nach wie vor der Ansicht, dass diese Würmer keinen ernsthaften Schaden anrichten können. Andererseits müssen wir festhalten, dass die Zersetzungen erst mit ihrem Auftreten begonnen haben.«
    »Sehr aufschlussreich«, murmelte Stone.
    »Wie lange schreitet der Prozess schon fort?«, fragte Lund.
    »Wir haben uns die Ergebnisse der Thorvaldson-Exkursionen vor einigen Wochen angesehen«, erwiderte Bohrmann. Er bemühte sichum einen beruhigenden Tonfall. »Als Sie erstmals auf den Wurm stießen. Da waren die Messungen noch normal. Es ist also erst danach zu einem Anstieg gekommen.«
    »Was denn nun?«, fragte Stone. »Wird es da unten wärmer oder nicht?«
    »Nein.« Bohrmann schüttelte den Kopf. »Das Stabilitätsfenster hat sich nicht verändert. Wenn Methan austritt, kann es nur auf Prozesse tief im Sediment zurückzuführen sein. Auf alle Fälle tiefer, als diese Würmer bohren können.«
    »Woher wollen Sie das so genau wissen?«
    »Wir haben nachgewiesen ...« Bohrmann hielt inne. »Mit Dr. Johansons Hilfe haben wir nachgewiesen, dass die Tiere ohne Sauerstoff eingehen. Sie kommen nur wenige Meter tief.«
    »Sie haben Ergebnisse aus einem Tank«, sagte Stone geringschätzig. Er schien Bohrmann zu seinem neuen Lieblingsfeind erkoren zu haben.
    »Wenn nicht das Wasser wärmer wird, dann vielleicht der Meeresboden?«, schlug Johanson vor.
    »Vulkanismus ?«
    »Es ist nur eine Idee.«
    »Eine plausible Idee. Aber nicht in dieser Gegend.«
    »Kann das, was diese Würmer fressen, überhaupt ins Wasser gelangen?«
    »Nicht in solchen Mengen. Sie müssten dazu freies Gas erreicht haben oder in der Lage sein, vorhandenes Hydrat zu schmelzen.«
    »Sie können aber doch kein freies Gas erreichen«, insistierte Stone störrisch.
    »Nein, ich sagte ja ...«
    »Ich weiß, was Sie sagten. Ich will Ihnen verraten, wie ich es sehe. Der Wurm hat eine Körperwärme. Jedes Lebewesen gibt Wärme ab. Damit schmilzt er die oberste Schicht, nur ein paar Zentimeter, aber die reichen ....«
    »Die Körperwärme eines Tiefseebewohners ist gleich seiner Umgebungswärme«, sagte Bohrmann kühl.
    »Trotzdem, wenn ...«
    »Clifford.« Hvistendahl legte dem Projektleiter die Hand auf den Unterarm. Es wirkte freundschaftlich, aber Johanson spürte, dass Stone soeben eine deutliche Warnung erhielt. »Warum warten wir nicht einfach die weiteren Untersuchungen ab?«
    »Ach, Scheiße.«
    »Das bringt nichts, Cliff. Hör auf, Theorien zu bauen.«
    Stone sah zu Boden. Wieder herrschte Schweigen.
    »Und was wären die Folgen, wenn die Methanaustritte nicht aufhören?«, fragte Lund.
    »Da gibt es mehrere Szenarien«, sagte Bohrmann. »Die Wissenschaft beschreibt Phänomene, in deren

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