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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Jodie Foster im Film zu den Außerirdischen bringt. Wissen Sie, ich mache eine Ausnahme für Sie, Leon. Normalerweise bekomme ich Schreikrämpfe, wenn mich die Leute nach meiner Arbeit fragen. Ich muss jedes Mal stundenlang erklären, was ich tue.«
    »Ich auch.«
    »Eben. Sie haben mir was erzählt, also bin ich Ihnen was schuldig. Was wollen Sie noch wissen?«
    Anawak brauchte nicht lange zu überlegen.
    »Warum hatten Sie bis jetzt keinen Erfolg?«
    Crowe wirkte belustigt. Sie schaufelte Riesengarnelen auf ihren Teller und ließ ihn eine Weile auf die Antwort warten.
    »Wer sagt denn, dass wir keinen hatten? Außerdem, unsere Milchstraße enthält etwa einhundert Milliarden Sterne. Erdähnliche Planeten nachzuweisen stellt uns vor gewisse Schwierigkeiten, weil ihr Licht zu schwach ist. Wir können sie nur über wissenschaftliche Tricks erfassen, aber theoretisch wimmelt es von ihnen. Bloß, hören Sie mal hundert Milliarden Sterne ab!«
    »Stimmt«, grinste Anawak. »Mit zwanzigtausend Buckelwalen tut man sich vergleichsweise leichter.«
    »Sie sehen ja, man wird alt und grau über der Aufgabe. Es ist, als ob Sie die Existenz eines winzigen Fisches nachweisen sollen und dafür nacheinander jeden Liter Wasser, der in den Ozeanen fließt, einer genauen Betrachtung unterziehen. Aber der Fisch ist beweglich. Sie können die Prozedur bis zum Jüngsten Tag wiederholen und vielleicht zu der Ansicht gelangen, dass es besagten Fisch gar nicht gibt. Stattdessen kommt er in rauen Mengen vor, nur dass er immer gerade in einem anderen Liter schwimmt, als Sie vor sich haben. PHOENIX nun nimmt mehrere Liter gleichzeitig unter die Lupe, dafür aber beschränken wir uns – sagen wir mal – auf die Strait of Georgia. Verstehen Sie? Es gibt da draußen Zivilisationen. Ich kann es nicht beweisen, aber ich bin der festen Überzeugung, dass die Anzahl unendlich groß ist. Dummerweise ist das Universum noch unendlich viel größer. Es verdünnt unsere Chancen schlimmer als der Kaffeeautomat in Arecibo den Espresso.«
    Anawak überlegte.
    »Hat die NASA nicht irgendwann mal eine Botschaft ins All gefunkt?«
    »Ach so.« Ihre Augen blitzten. »Sie meinen, wir sollten nicht faul rumsitzen und horchen, sondern selber Laut geben. Ja, hat sie. 1974 haben wir eine Botschaft von Arecibo nach M 13 geballert, das ist ein Kugelsternhaufen um die Ecke. Aber das löst nicht wirklich unser Problem. Jede Nachricht irrt verloren durch den interstellaren Raum, ob sie nun von uns kommt oder von anderen. Es wäre ein unglaublicher Zufall, wenn jemand sie empfangen würde. Außerdem ist Horchen preiswerter als Senden.«
    »Trotzdem. Es würde die Chancen erhöhen.«
    »Vielleicht wollen wir das ja gar nicht.«
    »Warum nicht?«, fragte Anawak verblüfft. »Ich denke ....«
    »Wir wollen es schon. Aber eine Menge Leute sähe so was mit Skepsis. Man ist vielerorts der Meinung, es wäre besser, andere gar nicht erst auf sich aufmerksam zu machen. Sie könnten kommen und uns die schöne Erde wegnehmen. Huh! Sie könnten uns verspeisen.«
    »Das ist doch Blödsinn.«
    »Ich weiß nicht, ob es Blödsinn ist. Ich persönlich glaube ja auch, dass eine Intelligenz, die es zu interstellarer Raumfahrt gebracht hat, über das Krawallstadium hinweg sein müsste. Andererseits – ich denke, ganz lässt sich das Argument nicht vom Tisch wischen. Menschen sollten besser darüber nachdenken, wie sie sich bemerkbar machen. Ansonsten bestünde die Gefahr, missverstanden zu werden.«
    Anawak schwieg. Plötzlich hatten ihn die Wale wieder.
    »Sind Sie nicht manchmal entmutigt?«, fragte er.
    »Wer ist das nicht. Aber dafür gibt's Zigaretten und Videofilme.«
    »Und wenn Sie Ihr Ziel erreichen?«
    »Gute Frage, Leon.« Crowe machte eine Pause und strich mit den Fingern gedankenverloren über die Tischdecke. »Im Grunde frage ich mich seit Jahren, was eigentlich unser wirkliches Ziel ist. Ich glaube, wenn ich die Antwort wüsste, würde ich aufhören zu forschen. Eine Antwort ist immer das Ende der Suche. Vielleicht quält uns die Einsamkeit unserer Existenz. Die Vorstellung, ein Zufall zu sein, der sich nirgendwo wiederholt hat. Vielleicht wollen wir aber auch den Gegenbeweis erbringen, dass es niemanden außer uns gibt und wir den besonderen Platz in der Schöpfung einnehmen, der uns angeblich gebührt. Ich weiß es nicht. Warum erforschen Sie Wale und Delphine?«
    »Ich bin ... neugierig.«
    Nein, das stimmt nicht ganz, dachte er im selben Moment. Es ist mehr als bloße

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