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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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hoch, danach kam eine vierte und dann nichts mehr.
    In Deutschland, Belgien und den Niederlanden waren die Evakuierungsmaßnahmen im Ansatz stecken geblieben, obwohl dort mehr Zeit zur Verfügung gestanden hatte. Aber so ziemlich jeder besaß ein Auto, und jeder hielt es für eine gute Idee, es zu benutzen und damit die Flucht anzutreten, was unterm Strich eine schlechte Idee war. Keine zehn Minuten nach Eingang der Warnungen waren sämtliche Straßen hoffnungslos verstopft, bis die Welle den Stau auf ihre Weise auflöste.
    Eine Stunde, nachdem der Kontinentalhang abgerutscht war, hatte die nordeuropäische Offshore-Industrie aufgehört zu existieren. Fast alle Küstenstädte des umliegenden Festlands waren teilweise bis vollständig zerstört. Hunderttausende hatten ihr Leben verloren. Lediglich Island und Spitzbergen, ohnehin dünn besiedelt, waren ohne Todesopfer davongekommen.
    Die gemeinsame Expedition von Thorvaldson und Sonne hatte erkennen lassen, dass die Würmer auch im Norden Hydrate zersetzten, bis hinauf nach Tromsø. Der Hang war im Süden abgerutscht. Die Auswirkungen des Tsunamis ließen vorerst keine Beschäftigung mit der Frage zu, ob auch mit einem Kollaps der nördlichen Kante zu rechnen sei. Möglicherweise hätte Gerhard Bohrmann eine Antwort darauf gefunden. Aber nicht einmal Bohrmann wusste, wo genau die Lawinen heruntergekommen waren. Und auch Jean-Jacques Alban, dem es gelungen war, die Thorvaldson weit genug aufs offene Meer und damit in Sicherheit zu bringen, hatte keine Vorstellung von dem, was tief unten wirklich geschehen war.
     
    Fortgesetzt hallten Explosionen übers Meer und durch die Ruinen der Küstenstädte. In das Schreien und Weinen der Überlebenden mischten sich Hubschrauberdröhnen, Sirenengeheul und Lautsprecherdurchsagen. Es war eine Kakophonie des Grauens, doch über all dem Lärm lag eine bleierne Stille. Die Stille des Todes.
    Drei Stunden vergingen, bis die letzte Welle zurück ins Meer geflossen war.
    Dann rutschte der nördliche Kontinentalhang ab.

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    Zweiter Teil
    Chateau Disaster
    Aus den Jahresberichten der Umweltschutzorganisationen:
     
    Trotz des Verbots von 1994 gelangt nach wie vor Atommüll in die Meere. Greenpeace-Taucher wiesen am Abflussrohr der französischen Wiederaufbereitungsanlage La Hague eine 17 Millionen Mal höhere Radioaktivität nach als in unbelasteten Gewässern. Vor Norwegen sind Tang und Krabben mit dem radioaktiven Stoff Tech-netium verseucht. Als Quelle identifizierten norwegische Strahlenschützer die veraltete britische Wiederaufbereitungsanlage Sellafield. Indes wollen amerikanische Geologen hoch radioaktiven Müll im Meeresboden versenken, indem sie die strahlenden Behälter durch ein kilometertiefes Rohr in Löcher rutschen lassen und mit Sedimenten bedecken.
     
    Seit 1959 haben die Sowjets gewaltige Mengen Atommüll inklusive abgewrackter Reaktoren im arktischen Meer deponiert. Über eine Million Tonnen chemischer Waffen rotten auf den Meeresböden vor sich hin, in Tiefen zwischen 500 und 4500 Metern. Als besonders gefährlich gelten langsam durchrostende Giftgasbehälter, die Moskau 1947 versenken ließ. Hunderttausend Fässer schwach radioaktiver Abfälle aus Medizin, Forschung und Industrie lagern vor Spanien. Plutonium aus den Atombombentests in der Südsee wiesen Meeresforscher im mittleren Atlantik in mehr als 4000 Metern Tiefe nach.
     
    Der britische hydrographische Dienst listet 57 435 Wracks in den Tiefen der Ozeane auf, darunter auch die Trümmer mehrerer amerikanischer und russischer Atom-U-Boote.
     
    Das Umweltgift DDT gefährdet Meeresorganismen stärker als andere Lebewesen. Durch die Strömungen breitet es sich global ausund reichert sich in marinen Nahrungsketten an. Im Speck von Pottwalen sind Polybromverbindungen nachgewiesen worden, die als Brandhemmer in Computern und Fernsehverkleidungen verarbeitet werden. 90 Prozent aller gefangenen Schwertfische sind mit Quecksilber vergiftet, 25 Prozent zudem mit PCB. In der Nordsee wachsen weiblichen Wellhornschnecken Penisse. Auslöser dürfte die in Schiffsanstrichen enthaltene Substanz Tributylzinn sein.
     
    Jede Ölbohrung verseucht den Meeresboden auf einer Fläche von 20 Quadratkilometern. Ein Drittel davon ist nahezu ohne jedes Leben.
     
    Elektrische Felder von Tiefseekabeln stören die Orientierung von Lachsen und Aalen. Zudem beeinträchtigt der Elektrosmog das Larvenwachstum.
     
    Algenblüten und Fischsterben nehmen weltweit dramatisch zu. Nachdem

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