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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Funktionstüchtig sind etwa 600 Objekte, auf die Sie teilweise Zugriff erhalten werden. Übrigens auch auf militärische Satelliten.«
    Den letzten Satz hörte sich Peak höchst ungern sagen. Er ließ den Laserpointer auf ein tonnenförmiges Objekt mit Sonnensegeln wandern.
    »Ein amerikanischer KH-12-Keyhole-Satellit, optische Bauweise. Liefert Ihnen bei Tag eine Auflösung von unter fünf Zentimetern. Kurz vor der individuellen Gesichtserkennung. Für Nachtaufnahmen zusätzlich mit Infrarot- und Multispektralsystemen ausgestattet, und leider völlig nutzlos bei Bewölkung.«
    Peak wies auf einen anderen Satelliten.
    »Viele Aufklärungssatelliten arbeiten darum mit Radar, beziehungsweise Mikrowellen. Für Radar sind Wolken kein Hindernis. Diese Satelliten fotografieren nicht, sondern modellieren die Welt zentimetergenau, indem sie deren Oberfläche abtasten und ein dreidimensionales Modell erstellen. – Aber auch hier gibt es wieder eine Achillesferse. Radarbilder bedürfen der Interpretation. Radar kennt keine Farben, blickt nicht durch Glas, seine Welt ist einzig die Form.«
    »Warum legt man die Technologien nicht zusammen?«, fragte Bohrmann.
    »Das geschieht, aber es ist aufwändig und selten. Im Grunde führt es uns zum Hauptproblem der ganzen Satellitenüberwachung. Um wenigstens einen Tag lang ein gesamtes Land abzudecken oder einen bestimmten Meeressektor, braucht man schon mehrere kooperierende Systeme, die in der Lage sind, große Flächen zu scannen. Sobald Sie auf detailscharfe Bilder einer eng gesteckten Region aus sind, müssen Sie Momentaufnahmen in Kauf nehmen. Satelliten befinden sich in Umlaufbahnen. Die meisten brauchen rund 90 Minuten, bis sie wieder über derselben Stelle stehen.«
    »Es gibt doch eine ganze Reihe von Satelliten, die immer über derselben Stelle stehen«, meldete sich ein finnischer Diplomat. »Könnten wir nicht welche davon über den kritischen Gebieten postieren?«
    »Zu hoch. Geostationäre Satelliten sind nur stabil in einer Höhe von exakt 35 888 Kilometer. Das kleinste Detail, das Sie von dort erkennen, misst acht Kilometer. Sie würden nicht mal sehen, wenn Helgoland im Meer versinkt.« Peak machte eine Pause und fuhr fort: »Aber nachdem wir ahnten, wonach wir Ausschau halten müssen, begannen wir unsere Systeme entsprechend auszurichten.«
    Sie sahen eine Wasseroberfläche aus geringer Höhe. Sonnenlicht fiel schräg auf die Wellen und verlieh dem Meer die Oberflächenstruktur geriffelten Glases, mit kleinen Schiffen und winzigen, länglichen Gebilden darauf. Bei näherem Hinsehen erwiesen sie sich als bastfarbene Boote, auf denen jeweils eine Person hockte.
    »Ein Zoom von KH-12«, sagte Peak. »Das Schelfgebiet vor Huanchaco. An diesem Tag verschwanden mehrere Fischer. Die Reflektionen halten sich wegen der frühen Tageszeit in Grenzen, und das ist gut so, denn auf diese Weise konnten wir das hier abbilden.«
    Das nächste Bild zeigte auf weiter Fläche eine silbrige Aufhellung. Darüber hingen verloren zwei der bastfarbenen Boote.
    »Fische. Ein riesiger Schwarm. Sie schwimmen etwa drei Meter unter der Wasseroberfläche, also können wir sie sehen. Das Problem mit Meerwasser ist, dass es elektromagnetische Wellen kaum oder gar nicht leitet, aber unsere optischen Systeme schauen wenigstens ein Stück hinein, wenn das Wasser klar ist. Das Wärmebild eines Wals erfassen wir mit Infrarot noch bis in 30 Meter Tiefe. Darum hat das Militär den Infrarotbereich so lieb, weil er getauchte U-Boote sichtbar macht.«
    »Was sind das für Fische?«, rief eine junge schwarzhaarige Frau. Ihr Namensschild wies sie als Ökologin des Ministeriums für Umweltschutz aus Reykjavik aus. »Goldmakrelen?«
    »Vielleicht. Möglicherweise auch südamerikanische Sardinen.«
    »Es müssen Millionen sein. Erstaunlich. Meines Wissens ist vor Südamerika alles hoffnungslos überfischt.«
    »Sie haben Recht«, sagte Peak. »Auch dass wir diese Schwärme vielfach dort vorfinden, wo Schwimmer, Taucher oder kleine Fischerboote verschwinden, bereitet uns Kopfzerbrechen. Augenblicklich sprechen wir von Schwarmanomalien. Vor drei Monaten beispielsweise hat ein Heringsschwarm vor Norwegen einen 19 Meter langen Trawler versenkt.«
    »Davon habe ich gehört«, sagte die Ökologin. »Das Schiff hieß Steinholm, richtig?«
    Peak nickte. »Die Tiere gerieten ins Netz und schwammen unter dem Trawler hindurch, als die Besatzung ihren Fang gerade an Bordholen wollte. Das Schiff legte sich quer. Die Mannschaft

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