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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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entlassen, spurlos. Wir haben da unten keine Möglichkeit der Kontrolle. RO Vs sind nur per Kabel mit der Außenwelt verbunden, und die ziehen wir regelmäßig zerfetzt aus dem Wasser, nachdem die Kameras zuvor ein blaues Leuchten erfasst haben. Über den Verbleib von AUVs lassen sich gar keine Aussagen treffen. Vier couragierte russische Wissenschaftler sind vergangene Woche mit den MIR-Tauchbooten runtergegangen, in eintausend Metern Tiefe von etwas gerammt worden und gesunken.«
    »Das heißt, wir überlassen denen das Feld.«
    »Im Augenblick versuchen wir, die wurmbefallenen Gebiete mit Schleppnetzen abzugrasen. Netze werden außerdem vor Küsten gespannt, eine zusätzliche Maßnahme, um Landinvasionen wie die auf Long Island abzuwehren.«
    »Scheint mir ziemlich archaisch.«
    »Wir werden auf archaische Weise angegriffen. Wir haben außerdem begonnen, die Wale vor Vancouver Island mit Sonar in die Zange zu nehmen. Wir beschallen sie mit Surtass LFA. Etwas steuert die Tiere, also steuern wir gegen, bis ihnen vor lauter Krach der Schädel platzt. Mal sehen, wer die Oberhand gewinnt.«
    »Das klingt beschissen, Li.«
    »Wenn Sie eine bessere Idee haben, ist sie willkommen.«
    Einen Moment lang sagte niemand etwas.
    »Hilft uns die Satellitenüberwachung?«, fragte der Präsident.
    »Bedingt.« Der Deputy Director for Operations schüttelte den Kopf. »Die Army ist darauf vorbereitet, abgestellte Panzer unter einer Tarnung aus Zweigen ausfindig zu machen, aber es gibt nur wenige Systeme, die etwas von der Größe eines Krebses erfassen können. Gut, wir haben KH-12 und die neue Generation der Keyhole-Satelliten. Außerdem Lacrosse, und die Europäer lassen uns bei Topex/Poseidon und SAR-Lupe mitspielen, aber die arbeiten mit Radar. Das Problem ist überhaupt, dass wir solche Kleinigkeiten nur erkennen, wenn wir ranzoomen. Das heißt, wir konzentrieren uns auf einen kleinen Ausschnitt. Solange wir nicht wissen, was wo aus dem Meer steigt, gucken wir im Zweifel in die verkehrte Richtung. Li hatte den Vorschlag gemacht, Drohnen einzusetzen, die über den Küsten patroullieren. Ichhalte das für einen guten Vorschlag, aber auch Drohnen sehen nicht alles. NRO und NSA tun ihr Bestes. Möglicherweise kommen wir weiter bei der Auswertung abgefangener Nachrichten. Wir ziehen alle Register von SIGINT.«
    »Vielleicht ist das unser Problem«, sagte der Präsident gedehnt. »Vielleicht sollten wir es ein bisschen mehr mit HUMINT versuchen.«
    Li verkniff sich ein Grinsen. HUMINT gehörte zu den Lieblingsbegriffen des Präsidenten. Im Sicherheitsjargon der USA stand SIGINT für Signals Intelligence, was die Gesamtheit der fernmeldetechnischen Nachrichtenbeschaffung umfasste. HUMINT bezeichnete die Nachrichtenbeschaffung im Spionagegewerbe – Human Intelligence. Der Präsident, selber hemdsärmelig und technisch eher unbedarft, war vom Pioniergeist der Gründerväter durchdrungen. Er liebte es, jemandem in die Augen schauen zu können. Obwohl er die technisch hochgerüstetste Armee der Welt befehligte, konnte er mit dem Bild des Spähers, der sich im Unterholz anschleicht, mehr anfangen als mit Satelliten.
    »Setzen Sie die Köpfe ein«, sagte er. »Einige verstecken sich allzu gerne hinter Schaltpulten und Computerprogrammen. Ich will, dass weniger programmiert und mehr gedacht wird.«
    Der CIA-Direktor legte die Fingerspitzen aufeinander.
    »Nun«, sagte er. »Vielleicht sollten wir der Nahost-Hypothese doch nicht so viel Bedeutung beimessen.«
    Li sah Vanderbilt an. Der Stellvertretende CIA-Direktor blickte starr geradeaus.
    »Bisschen zu weit vorgeprescht, Jack?«, sagte sie so leise, dass es niemand außer Vanderbilt hören konnte.
    »Ach, halten Sie doch den Mund.«
    Sie beugte sich vor. »Wollen wir mal über etwas Positives sprechen?«
    Der Präsident lächelte.
    »Alles, was positiv ist, kann uns nur recht sein, Jude.«
    »Nun, es gibt immer eine Zeit danach. Am Ende kommt es darauf an, wer gewonnen hat. Auf jeden Fall wird die Welt anders aussehen, wenn das hier vorüber ist. Bis dahin werden viele Länder destabilisiert sein, auch solche, deren Destabilisierung in unserem Interesse liegt. Dieser Effekt ließe sich nutzen. Ich meine, die Welt ist in einer schrecklichen Lage, aber Krise ist ein anderes Wort für Chance. Wenn die aktuelle Entwicklung den Zusammenbruch eines Regimes fördert, das uns nicht genehm ist, wäre das nicht unsere Schuld, aber wir könnten hier und da nachhelfen und später die richtigen Leute

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