Der Schwarm
Wir können uns aussuchen, ob die Schweinehunde so schlau oder wir so blöde sind. Ich weiß, dass einige von ihnen verdammt schlau sind, aber unser Job ist es dann eben, schlauer zu sein. Und zwar ab heute.« Er sah den Direktor der Terrorismusbekämpfung an. »Also, wie schlau sind wir?«
Der Direktor zuckte die Achseln. »Das Letzte, was wir reinbekommen haben, ist eine Warnung der Inder vor pakistanischen Dschihadisten, die das Weiße Haus in die Luft sprengen wollen. Wir kennen die Leute bereits. Es besteht keine Gefahr. Wir wussten es übrigens vorher, und wir hatten verschiedene finanzielle Transaktionen verfolgt. Das Global Response Center trägt jeden Tag bergeweise Informationen zusammen über den internationalen Terrorismus. Es stimmt, Mister President. Da passiert nichts, was wir nicht mitkriegen.«
»Und im Moment ist Ruhe?«
»Ruhe ist nie. Aber das, was geschieht, wurde offenkundig nicht vorbereitet oder finanziert. – Was nichts heißen muss, zugegeben.«
Der Blick des Präsidenten ruhte einige Sekunden auf dem Sprecher und wanderte weiter zum Direktor für verdeckte Operationen.
»Ich erwarte verdoppelte Anstrengungen Ihrer Leute«, sagte er scharf. »Egal, auf welchen Außenposten und Stützpunkten sie sich rumtreiben. Amerikanische Bürger werden nicht zu Schaden kommen, weil jemand hier seine Hausaufgaben nicht gemacht hat.«
»Natürlich, Sir.«
»Ich darf nochmals daran erinnern, dass wir angegriffen werden. Wir sind im Krieg! Ich will wissen, mit wem.«
»Schauen Sie in den Nahen Osten«, rief Vanderbilt ungeduldig.
»Das tun wir«, sagte Li neben ihm.
Der dicke Mann seufzte, ohne sie anzusehen. Er wusste, dass Li anderer Meinung war.
»Man kann sich natürlich selber ins Gesicht schlagen, um den Eindruck zu erwecken, verprügelt worden zu sein«, sagte Li. »Aber ist dasglaubhaft? Wenn wir irgendwelche vitalen Interessen von Ländern zugrunde legen, die uns nicht wohl gesinnt sind, wäre es idiotisch anzunehmen, sie würden sich selber schaden. Wenn sie es auf uns abgesehen haben, macht ein bisschen Terror anderswo in der Welt sicherlich Sinn, um davon abzulenken, dass es gegen die Vereinigten Staaten geht. Aber doch nicht so.«
»Da sind wir anderer Meinung«, sagte der CIA-Direktor.
»Ich weiß. Diese ist meine: Wir sind nicht das Hauptziel. Zu viel ist passiert, zu ominös ist, was abläuft. Was soll das für ein Irrsinnsaufwand sein, Tausende von Tieren unter Kontrolle zu bringen und Millionen neuer Organismen zu züchten, einen Tsunami in der Nordsee auszulösen, den Fischfang zu sabotieren, Australien und Südamerika mit Quallen zu verseuchen, Schiffe zu zerstören? Niemand würde einen ökonomischen oder politischen Nutzen daraus ziehen. Aber es geschieht, und ob es Jack passt oder nicht, es geschieht auch im Nahen Osten. Damit müssen wir leben, aber ich weigere mich, es den Arabern in die Schuhe zu schieben.«
»Ein paar Frachter sind versenkt worden«, knurrte Vanderbilt. »Im Nahen Osten.«
»Mehr als ein paar.«
»Vielleicht haben wir es mit einem Größenwahnsinnigen zu tun?«, schlug die Außenministerin vor. »Einem Verbrecher.«
»Schon eher«, sagte Li. »So jemand könnte unter dem Deckmantel der Wohlanständigkeit unbemerkt gewaltige Summen bewegen und sämtliche technologischen Mittel nutzen. Ich schätze, wir müssen mehr in dieser Kategorie denken. Jemand erfindet was. Also erfinden wir was dagegen. Jemand schickt uns Würmer auf den Hals. Wir erfinden was gegen diese Würmer. Jemand züchtet Killerkrabben, giftige Algen und Substanzen. Wir ergreifen Gegenmaßnahmen.«
»Was für Gegenmaßnahmen haben Sie ergriffen?«, fragte die Außenministerin.
»Wir haben ...«, begann der Verteidigungsminister.
»Wir haben den Großraum New York gesperrt«, fuhr ihm Li dazwischen, die es nicht mochte, wenn jemand ihre Hausaufgaben hoch hielt. »Und eben hörte ich, dass die Krabbenwarnungen vor Washington ernst zu nehmen sind. Das verdanken wir der Drohnenaufklärung. Wir werden auch Washington unter Quarantäne stellen. Die Belegschaft des Weißen Hauses sollte also dem Beispiel ihres Präsidenten folgen und einen anderen Ort aufsuchen für die Dauer der Krise. Ich habe im Umkreis sämtlicher Küstenstädte Einheiten mit Flammenwerfernpostieren lassen. Wir denken außerdem über chemische Gegenmittel nach.«
»Was ist mit Tauchbooten, Tauchrobotern, und so weiter?«, wollte der CIA-Direktor wissen.
»Gar nichts. Seit kurzem verschwindet alles, was wir ins Meer
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