Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
Vom Netzwerk:
Die Kameras erfassten Ansiedlungen von Schwämmen, Leuchtquallen und kleine Tintenfische. Besonders reich besiedelt war das Meer hier nicht, aber es gab eine Vielfalt unterschiedlichster Bodenbewohner. Nach einer Weile wurde die Landschaft pockennarbig und rau. Streifige Strukturen zogen sich über den Grund dahin.
    »Übersedimentierte Rutschungen«, sagte Lund. »Am norwegischen Hang ist schon einiges ins Rutschen gekommen.«
    »Was ist mit diesen riffeligen Strukturen?«, fragte Johanson. Der Boden hatte sich wieder verändert.
    »So was bringen die Strömungen mit sich. Wir steuern auf den Rand des Plateaus zu.« Sie machte eine Pause. »Nicht weit von hier haben wir die Würmer gefunden.«
    Sie starrten auf die Bildschirme. Etwas anderes war im Licht der Scheinwerfer aufgetaucht. Helle, großflächige Verfärbungen.
    »Bakterienmatten«, bemerkte Johanson.
    »Ja. Anzeichen von Methanhydrat.«
    »Da«, sagte der Pilot.
    Rissige, weiße Flächen kamen ins Bild. Hier lagerte gefrorenes Methan direkt am Boden. Plötzlich erkannte Johanson noch etwas. Auch die anderen sahen es. Mit einem Mal wurde es totenstill im Kontrollraum.
    Teile des Hydrats waren unter rosafarbenem Gewimmel verschwunden. Zuerst waren noch einzelne Leiber auszumachen. Dann wurde die Menge der sich windenden Körper unüberschaubar. Rosa Röhren mit weißen Büscheln krochen über- und untereinander her.
    Einer der Männer am Pult stieß einen Laut des Widerwillens aus. Menschen sind so konditioniert, dachte Johanson. Wir gruseln uns vor allem, was kriecht, krabbelt und wimmelt, dabei ist es normal. Wir würden uns am meisten vor uns selber gruseln, wenn wir sehen könnten, wie sich Horden von Milben in unseren Poren bewegen und vom Talg ernähren, wie sich Millionen winziger Spinnentiere in unseren Matratzen breit machen und Milliarden Bakterien in unseren Gedärmen.
    Trotzdem gefiel ihm nicht, was er sah. Die Bilder aus dem Mexikanischen Golf hatten ähnlich große Populationen gezeigt, aber die Tiere waren kleiner gewesen und hatten untätig in ihren Kuhlen gelebt. Diese hier wanden und schlängelten sich über das Eis, eine gewaltige zuckende Masse, die den Boden vollständig bedeckte.
    »Zickzackkurs«, sagte Lund.
    Das ROV begann, in einer Art ausladendem Slalom zu schwimmen. Das Bild veränderte sich nicht. Würmer, wohin man sah.
    Plötzlich senkte sich der Boden ab. Der Pilot steuerte den Roboter weiter auf die Plateaukante zu. Selbst die acht starken Flutlichtspots erlaubten hier nur eine Sicht von wenigen Metern. Dennoch hatte es den Anschein, als bedeckten die Kreaturen den ganzen Hang. Johanson kam es vor, als seien sie noch größer als die Exemplare, die Lund ihm zur Untersuchung überlassen hatte.
    Im nächsten Moment wurde alles schwarz. Victor war über die Kante gestoßen. Hier ging es rund einhundert Meter senkrecht in die Tiefe. Der Roboter fuhr mit voller Geschwindigkeit weiter.
    »Drehen«, sagte Lund. »Wir schauen uns die Hangwand an.«
    Der Pilot manövrierte den Victor in eine Kurve. Im Scheinwerferlicht wirbelten Partikel.
    Etwas Großes, Helles wölbte sich vor die Kameraobjektive, füllte sie eine Sekunde lang aus und zog sich blitzschnell zurück.
    »Was war das?«, rief Lund.
    »Position zurück.«
    Das ROV flog eine Gegenkurve.
    »Es ist weg.«
    »Kreisbewegung!«
    Victor stoppte und begann, sich um seine eigene Achse zu drehen. Nichts war zu sehen außer undurchdringlicher Finsternis und dem beleuchteten Plankton im Lichtkegel.
    »Da war irgendwas«, bestätigte der Koordinator. »Vielleicht ein Fisch.«
    »Muss ein verdammt großer Fisch gewesen sein«, knurrte der Pilot. »Er hat das Bild komplett ausgefüllt.«
    Lund wandte den Kopf und sah Johanson an. Er schüttelte den Kopf.
    »Keine Ahnung, was es war.«
    »Okay. Schauen wir uns weiter unten um.«
    Das ROV hielt auf den Abhang zu. Nach wenigen Sekunden kam abschüssiges Gelände in Sicht. Einige Sedimentbrocken ragten daraus hervor, der Rest war bedeckt von rosa Leibern.
    »Sie sind überall«, sagte Lund.
    Johanson trat neben sie.
    »Habt ihr eine Übersicht über die hiesigen Hydratvorkommen?«
    »Hier ist alles voller Methan. Hydrate, Gasblasen im Erdinnern, Gas, das austritt....«
    »Ich meine speziell das Eis an der Oberfläche.«
    Lund tippte etwas in die Tastatur ihres Terminals. Eine Karte des Meeresbodens erschien auf einem der Monitore. »Da, die hellen Flecken. Diese Vorkommen haben wir kartiert.«
    »Kannst du mir Victors augenblickliche

Weitere Kostenlose Bücher