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Der Schwarm

Der Schwarm

Titel: Der Schwarm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Sehr schwach.
    »Bohrmann, um Himmels willen, antworten Sie!«
    »Ich bin hier.«
    Van Maarten stieß ein Geräusch aus, vielleicht einen Seufzer der Erleichterung. Er war kaum zu verstehen im Getöse, das der Hai veranstaltete. Lärm unter Wasser war etwas völlig anderes als an der Luft, ein dumpfes, hohl polterndes Gebräu aus allen möglichen, einander überlagernden Schwingungen. Bohrmann begann zu zittern, und plötzlich hörte der Ansturm auf. Er klemmte in seiner Spalte, blind im schwarzen Partikelnebel. Das Licht der Insel war nur zu ahnen.
    »Ich stecke in einer Felsritze«, sagte er.
    »Wir schicken die Roboter nach unten«, sagte van Maarten. »Und zwei Männer. Wir haben noch zwei Anzüge.«
    »Vergessen Sie's. Das POD funktioniert nicht.«
    »Ich weiß. Wir haben gesehen, was mit Frost ...« Van Maartens Stimme versagte. »Die Männer kommen trotzdem, sie haben Harpunen mit Explosivgeschossen dabei und ...«
    »Explosivgeschosse? Was für eine glänzende Idee!«, sagte Bohrmann mit ätzender Stimme.
    »Frost war überzeugt, dass ihr so was nicht braucht.«
    »Nein. Schon klar.«
    »Das POD hat immer einwandfrei...«
    Etwas rammte Bohrmann frontal und stieß ihn mit Wucht tiefer ins Innere des Spalts. Er war dermaßen überrascht, dass er zu schreien vergaß. Im trüben Restlicht sah er den Hammer. Er war senkrecht gegen ihn geprallt. Der Hai versuchte, auf der Seite liegend in die Höhle zu schwimmen.
    Cleveres Kerlchen, dachte er grimmig. Sein Herz schlug ihm bis zum Halse. Aber das wird dir schlecht bekommen.
    Er drosch auf den Hammer ein, bemüht, den Hund nicht loszulassen. Undeutlich sah er die Kiefer darunter auf- und zuklappen. Haie konnten nicht rückwärts schwimmen. Der eckige Kopf schlug auf und nieder, aber die Kiefer erreichten ihn nicht. Das Auge im oberen Enderollte wild hin und her. Bohrmann hob den Greifer mit der Konsole und ließ sie darauf niedersausen.
    Der Hammer zuckte zurück.
    Allein wird er hier nicht rauskommen, dachte Bohrmann. Er begann, den Trackhound mit aller Kraft gegen den Schädel zu drücken. So tief konnte der Hai noch nicht eingedrungen sein. Wie weit ging die Kontrolle der Gallerte? Sie steuerte das Verhalten der Tiere, aber konnte sie einen Hai auch dazu bringen, rückwärts zu schwimmen?
    Offenbar ja, denn der Hammer verschwand aus der Höhle.
    Es war das große Tier gewesen.
    Bohrmann wartete.
    Wieder stieß etwas aus der Wolke. Dieser Hammer kam waagerecht herangesaust. Eines der kleineren Tiere. Sein Kopf donnerte gegen das gewölbte Sichtfenster des Helms. Die Kiefer klappten auseinander, Zahnreihen schrammten über das Plexiglas. Der Hai verdunkelte die Öffnung des Spalts so sehr, dass Bohrmann jetzt so gut wie gar nichts mehr sah, aber das bisschen reichte ihm. Er versuchte, sich noch weiter ins Innere des Spalts zu drücken, und plötzlich schienen die Wände nachzugeben. Er stürzte rückwärts ins Nichts.
    Pechschwarze Finsternis.
    Fahrig bewegte er den linken Greifer über die Konsole. Der Schalter für die Lampe des Trackhounds lag oberhalb der Programmiertasten. Eben hatte er doch noch ...
    Wo war die verdammte Taste?
    Da!
    Der Scheinwerfer flammte auf. Im wandernden Licht erkannte er, dass sich der Spalt zu einer geräumigen Höhle geöffnet hatte. Er richtete den Lichtkegel auf die Öffnung und sah den Kopf des Hais darin auftauchen. Der Hammer schwenkte hin und her, aber das Tier kam nicht weiter ins Innere.
    Was ist los?, dachte Bohrmann.
    Dann begriff er.
    Der Hai steckte fest.
    Er holte aus und schlug wie wahnsinnig auf den kastenförmigen Schädel ein. Wahrscheinlich hing das Tier schon zur Hälfte im Spalt. Plötzlich wurde ihm bewusst, dass es keine gute Idee war, den Hai so sehr zu verletzen, dass er blutete, und er drückte mit seinem ganzen Körpergewicht dagegen. Unter Wasser war es damit nicht weit her, also stieß er sich ab und ließ sich gegen den schnappenden Kopf fallen, mit Brustkorb, Schultern und Armen, immer wieder, bis der Hai langsamzurückwich. Der Lichtkegel des Trackhounds zuckte hin und her, erhellte den rosa Schlund mit den pulsierenden Kiemenöffnungen.
    Dein verdammtes Problem, wie du hier rauskommst, dachte Bohrmann. Aber ich will, dass du hier rauskommst! Das ist meine Höhle, also verpiss dich!
    »Verpiss dich!«
    »Dr. Bohrmann?«
    Der Hai wich weiter zurück. Dann war er verschwunden.
    Bohrmann ließ sich zurückfallen. Seine Arme zuckten. Er stand dermaßen unter Spannung, dass er einen Moment nicht wusste, wie

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