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Der schwarze Ballon

Der schwarze Ballon

Titel: Der schwarze Ballon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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hatte. Er lächelte mich an und sagte verträumt: »Wanda. Komm’, mach mit.« Und dafür hatte ich ihn vor dem Knast bewahrt.
    Ich sagte: »Hey, Oberspritzer. Nebenan sitzen ein paar Zivilbullen.«
    Jetzt endlich schien er aufzuwachen. Er stieß die Mädchen weg und setzte sich auf. »Ich will dich nicht ignorieren, Wanda«, sagte er. »Es ist nur so, daß ich zufällig weiß, daß Martha okay ist. Ich hab’ noch vor einer Stunde mit ihr gesprochen. Sie ist in Sicherheit.«
    »Sie hat mich vor zehn Minuten angerufen. Sie ist in Gefahr!«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Sie hat gar nichts gesagt. Sie hat bloß den überzeugendsten Todesschrei von sich gegeben, den ich je diesseits vom Bates-Motel gehört habe.«
    »Das Bates-Motel? Wo ist das denn?« Ich sagte: »Vergiß es. Sag’ mir nur, wo sie ist. Sie schwebt in Lebensgefahr. Vielleicht ist sie sogar schon tot!«
    Er sagte: »Ist das dein Ernst?«
    »Nein, ich bin bloß aus Spaß hierhergekommen, weil ich plötzlich Lust hatte, dir beim Vögeln zuzuschauen.«
    Er sprang auf und zog sich an. »Sie hält sich auf dem Speicher unseres Hauses versteckt«, sagte er. »Im dreizehnten Stock.«
    Ich startete los. Ich rief ihm über die Schulter zu: »Zieh’ deine Klamotten wieder aus, Seemann. Die Bullen streichen wahrscheinlich um dein Haus herum. Es bringt mir nichts, wenn ich dich dabeihabe. Und wenn diese Sache über die Bühne ist, dann suche ich diesen Dr. Martin. Wenn deine Story sich als Quatsch herausstellen sollte, dann rate ich dir und deinem defekten Samen, aus dieser Stadt zu verschwinden, bevor du auch nur einen weiteren Tropfen verlierst.«
    Ich winkte mir ein Taxi und fuhr zur 123. Straße Ost. Nur ein Zivilbulle lungerte vor der Haustür. »Ich komm’ von Dick O’Flanahey und Tom Squirely«, sagte ich. Ich hielt ihm meine Lizenz hin, aber er hielt mich am Arm fest.
    »Vergiß es, Baby«, sagte er. »Keiner geht in dieses Apartment rein. Wenn du eine Beschwerde einreichen willst, Dick und Tom sind da drüben in dem Imbiß.«
    Als ich bei Stephanopoulos reinsprintete, flüchtete die Frau, der ich Mama unter die Nase gehalten hatte, aufs Klo und knallte die Tür hinter sich zu. Dick und Bucky schauten auf. Als ich auf sie zuging, zwirbelte Dick seinen Schnauzer und sagte: »Wenn ich dich reinkommen sehe, muß ich auch sofort aufs Klo.« Er schob sich gerade ein Zitronenbaiser rein.
    Ich sagte: »Wenn ihr Jungs euren Boß glücklich machen wollt, dann geht ihr jetzt mit mir auf den Speicher von Johann Pestos Haus. Keine Zeit für Fragen. Kommt einfach mit.«
    Sie schauten sich an. Und mich. Sie waren smart genug, um zu wissen, daß ich es ernst meinte. Dick sagte ernst: »Was ist los?«
    »Die dickste Chance bis jetzt. Los jetzt, bitte, Martha Schreckenspiel könnte getötet werden.« Ich wußte nicht mal, ob sie überhaupt wußten, wer Martha war und was sie mit dem Fall zu tun hatte. Aber bei Bullen vom Morddezernat reicht schon die bloße Erwähnung des Worts »Töten«, um sie sofort auf Trab zu bringen. Sie sprangen von ihrem Hocker und spurteten über die Straße, mit mir im Schlepptau.
    Der Aufzug war eins von diesen alten, klapprigen Teilen mit Gittertüren. Zu Fuß wären wir wahrscheinlich schneller oben gewesen. Während der Fahrt sagte ich: »Wie war die Pressekonferenz, Jungs?« Sie wurden beide rot im Gesicht.
    Bucky sagte: »Abgesagt, bis wir Pesto in die Hände gekriegt haben.« Ich mußte daran denken, wer Johann im Moment in den Händen hatte, und mußte lachen.
    Dick sagte: »Lach’ nur schön, Puppe. Bald hast du nichts mehr zu lachen. Nach meiner Uhr hast du noch fünf Stunden. Und wenn das hier bloß ein mieser Trick sein sollte, damit du in das Haus reinkommst, dann reiß’ ich dir alle Haare einzeln raus.«
    Endlich kamen wir im dreizehnten Stock an. Ich schob die Gittertüren zur Seite. Vor uns lag ein offener Raum, in dem Fahrräder und Kisten mit irgendwelchem alten Krempel herumstanden. Wir rannten herum, aber von Martha war nirgendwo eine Spur zu sehen. Dick sagte, er würde dafür sorgen, daß mir meine Lizenz entzogen würde. Bucky setzte sich auf eine Kiste, holte seine unvermeidliche Büroklammer aus der Tasche und begann in seinen Zähnen herumzustochern. Ich bemerkte, daß der Deckel zuklappte, als er sich setzte. Ich rannte zu ihm, zog ihn herunter, und riß den Deckel auf.
    Dick hörte schlagartig mit seinem Gemecker auf, und wir schauten hinein. Dick sagte: »Tom, ruf einen Krankenwagen.«
    Ich sagte: »Ich wette,

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