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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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anzurufen und irgendeine dämliche Ausrede zu erfinden, warum sie sich treffen sollten. Sie hatte den Hörer praktisch schon in der Hand, als Joe Travers, sein bester Freund, in der Wüste ums Leben kam.
    Dann sagte ihr Paula Morrow, ihre beste Freundin, sie sollte von Carl wegbleiben. Sie fand, er sei zu kaputt, zu enttäuscht von der Welt um mit irgend jemandem zu reden. Tatsächlich konnte man Carl, als die Schule im Herbst wieder begann, oft alleine herumstehen sehen. Aber Paula führte Tracie keinen Moment lang hinters Licht. Paula hatte Joe geliebt, und jetzt haßte sie Carl, weil der die Wüstenflut überlebt hatte und ihr Freund nicht.
    Diese Feindseligkeit blieb unausgesprochen und schwebte zwischen den beiden wie eine schwarze Wolke. Manchmal fragte sich Tracie, ob Paula wohl noch ihre Freundin bleiben würde, wenn sie wirklich mit Carl zusammen wäre.
    Doch vor einer Woche hatte sich das alles geändert, als nämlich Paula aus heiterem Himmel gemeint hatte, sie sollten Carl darum bitten, in ihrer kleinen Gruppe bei der Schnitzeljagd mitzumachen. Paula war es auch gewesen, die ihr Mut dafür gemacht hatte, am vergangenen Abend Carl anzurufen. Paulas Begründung war schlicht gewesen und ungewohnt altruistisch: Sie meinte, ihre Probleme sollten nicht dem zukünftigen Glück ihrer Freundin im Weg stehen. Außerdem betete Paulas jüngerer Bruder, Rick, Carl geradezu an und drängte darauf, daß er in ihrer Gruppe mitmachte.
    Nun brachte Rick Tracie die schlechte Nachricht.
    Carl hatte ihr Angebot abgelehnt.
    Die beiden warteten im Schatten draußen vor der Turnhalle darauf, daß Paula auftauchen und die Versammlung beginnen würde. Soweit der offizielle Grund für ihr Treffen. In Wirklichkeit wartete Tracie darauf, daß Carl vorbeikommen und sie ihm ›zufällig‹ begegnen würde.
    Um ihn anzuflehen, ihr noch eine Chance zu geben.
    »Was genau hat er denn gesagt, als du ihn gefragt hast?« wollte Tracie erfahren.
    »Habe ich dir doch schon alles gesagt«, gab Rick zur Antwort.
    »Dann sag es mir eben noch einmal. Und zwar Wort für Wort.«
    »Zuerst habe ich ihn gefragt ob du bei ihm angerufen hast. Er hat gesagt: nein.«
    »Aber ich hab’ ihn doch angerufen. Ich hab’ ihm ‘ne Nachricht hinterlassen.«
    »Um wieviel Uhr denn?« fragte Rick.
    »Viertel nach zehn.«
    »Ganz schön spät.«
    »Du hast mir doch gesagt, er hört um halb zehn mit der Arbeit auf.«
    »Aber er geht eben normalerweise direkt nach Hause und legt sich ins Bett«, meinte Rick. »Du hättest ihn um zehn anrufen sollen.«
    »Warum geht er denn so früh ins Bett?«
    »Ich hab’ keinen Schimmer; er wird einfach müde sein. Danach hab’ ich ihn jedenfalls gefragt, ob er bei uns in der Gruppe mitmachen will. Er meinte, sein Freund Tom hat ihn schon gebeten, in seiner Gruppe mitzumachen.«
    »Welcher Tom?« hakte Tracie nach.
    »Tom Barrett.«
    »Ach so, dieser Bursche. Aber hast du nicht gesagt, daß er und Tom ja vielleicht bei uns mitmachen könnten?«
    »Ja. Und er meinte, er würde mal sehen, wenn er in der Schule ist.«
    »Klingt doch okay. Wieso glaubst du denn, er sei nicht interessiert?«
    Bevor Rick antworten konnte, hielt er plötzlich inne und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Sein Rücken wölbte sich, und aus seinem Atem wurde ein hastiges Keuchen. Tracie geriet nicht in Panik. Es geschah oft, daß er schmerzhafte Krämpfe erlitt. Automatisch hielt sie den Rollstuhl fest, um ihn im Gleichgewicht zu halten. Rick brauchte eigentlich einen Rollstuhl mit Motor.
    Im Gegensatz zu dem Image, das er sich gab, war er ziemlich schwach – schwächer noch, als er im vergangenen Jahr gewesen war. Mit einem Kloß im Hals sah sie zu, wie er sich vorzubeugen bemühte, um seine verkrampften Muskeln wieder zu dehnen.
    »Ist es besser?« fragte sie ihn.
    »Ja.«
    »Soll ich dir den Rücken massieren?«
    »Nein, danke, es geht schon wieder. Echt.«
    Es war für sie nichts Ungewöhnliches, ihm den Rücken zu massieren, wenn sie alleine waren. Er fand, ihre Hände seien einsame Spitze, und auch sie selbst war davon überzeugt Fingerspitzengefühl zu besitzen. Sie war mit zwei jüngeren Schwestern aufgewachsen und immer diejenige gewesen, die die anderen pflegte. Nach der Reifeprüfung am College hatte sie vor, sich an der medizinischen Fakultät einzuschreiben; allerdings fiel es ihr nicht gerade leicht, mit anzusehen, wenn jemand Schmerzen hatte.
    Rick richtete sich wieder auf, atmete tief durch und ließ die Luft dann langsam wieder

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