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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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wieder, aber das Wasser, das aus ihnen austrat, war nicht nur Wasser. Es war rot eingefärbt und er war überzeugt davon, daß das Ding, das hinter dem Damm ins Wasser gefallen war, blutete. Er erstarrte für einen Augenblick, weil ihm bewußt wurde, wie groß das Ding sein mußte, wenn es den ganzen See eingefärbt hatte. Mittlerweile glaubte er fest an einen See.
    Joe zog Carl am Hemd und schrie, sie müßten weiterfahren. Carl konnte sich kaum bewegen, so sehr hatte ihn die Angst gepackt. Das blutige Wasser holte sie ein, floß um die Reifen ihrer Dreiräder und über ihre Füße, drang in ihre Hosen. Schließlich bückte sich Carl und bekam sein Rad wieder in Gang. Joe war stärker. Er fuhr ein Stück vor ihm her, feuerte ihn jedoch immer wieder verzweifelt an.
    Joe war dermaßen in Eile, daß er gar nicht darauf achtete, wohin er eigentlich steuerte.
    Die Schlucht war ziemlich groß. Joe hielt sich nach links, nahe der steilen Schlammwand. Die Schluchtwand hochzufahren kam im Augenblick nicht in Frage. Sie wußten jedoch beide, daß die Wände weiter vorne flacher wurden und daß sie sich dort in Sicherheit bringen konnten. Das Problem war, daß sie kaum eine Chance hatten, noch weiter vorwärtszukommen. Ihre Dreiräder waren nicht schnell, und Carl brauchte bloß über die Schulter zu schauen, um zu sehen, daß die Risse im Damm größer und größer wurden. Das rote Wasser kam nun bis an seine Pedale heran. Ihre einzige Hoffnung – so sah es Carl – bestand darin, einen kleinen Hügel auf der rechten Seite der Böschung zu erreichen.
    Carl wollte Joe seine Idee mitteilen. Aber Joe war zu weit weg, hatte den Hügel schon hinter sich gelassen und bekam gar nicht mit, daß der Damm gleich einstürzen würde. Joe konnte ihn nicht hören, und Carl wußte nicht, was er tun sollte. Er konnte hinter Joe herfahren, um so nahe an ihn heranzukommen, daß er ihm seinen Plan erzählen konnte, und dabei selbst riskieren, weggeschwemmt zu werden, oder er konnte direkt zum Hügel fahren. Er hatte Joe aufrichtig gern. Sie waren die besten Freunde. Aber er konnte sich wirklich nicht vorstellen, daß er Joe noch rechtzeitig erreichen könnte. Es regnete zu stark. Er war zu müde. Er wollte nicht sterben. Er hielt mit seinem Dreirad auf die rechte Böschung zu.
    Zwar waren die Hügelseiten in der Schluchtmitte nicht so steil wie die Schluchtwände, aber sie waren genauso schlammig. Carl fuhr ein paarmal einen halben Meter hoch, rutschte jedoch fast jedesmal wieder ein Stück zurück. Schließlich erreichte er aber doch die Hügelspitze; hier konnte er verschnaufen. Jetzt erst bemerkte er, daß Joe so gut wie erledigt war. Der Damm zerbrach in gewaltige Brocken, und Joe kämpfte sich durch einen flachen Strom, aus dem jeden Moment ein reißender Fluß werden würde.
    »Joe!« schrie Carl.
    Diesmal hörte ihn Joe. Er hielt an und blickte über die Schulter. Dabei konnte er erkennen, wie aus dem schmalen Riß eine klaffende, riesige Wunde wurde. Nur noch einen kurzen Augenblick hielten die Dammseiten stand, dann brachen sie in einer Schaumlawine zusammen. Der See ergoß sich auf die beiden.
    Sie waren ein gutes Stück vom Damm entfernt. Als die Flutwelle den Hügel erreichte, auf dem Carl stand, war sie so weit abgeflaut, daß sie nicht mehr bis zu ihm vordrang – jedenfalls vorerst nicht. Aber Joe hatte es erwischt. Carl sah noch, wie Joe vor Schreck die Hände hochriß und Carls Namen rief, bevor er unter der donnernden Kaskade begraben wurde. Joes Dreirad wurde hoch in die Luft geschleudert, und Carl konnte die verschwommenen Umrisse seines Freundes ein letztes Mal kurz erkennen. Dann war Joe verschwunden, und Carl ließ traurig den Kopf hängen.
    Aber die Sache war längst noch nicht vorbei. Der Hügel, auf dem er stand, wurde von der roten Sturmflut untergraben. Es blieben ihm ein, zwei Minuten, bevor der Boden unter ihm nachgeben und er selbst weggeschwemmt werden würde. Es war jedoch nicht einmal die Vorstellung zu ertrinken, die sein Herz mit tiefer Furcht erfüllte. Es war das Ding, das er sah. Das Ding, das der Blitz aus dem Himmel hatte herunterkrachen lassen. Verbrannt und blutend, aber nicht tot, sondern bloß für eine Weile an die Erde gebunden. Ein Ding, das nie verbluten würde.
    Ein Monster. Es hatte die Form einer Flugechse aus der Urzeit und Klauen wie eine Kreatur vom Meeresgrund. Aber es war weder das eine noch das andere. Es war schlimmer. Es war von draußen. So klein und ängstlich Carl war, das konnte

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