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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Schritt zurück.
    »Tot«, sagte Tracie.
    »Paula?« fragte Tom.
    Wie fühlte sich Paula? Wie mußte sie sich fühlen, Auge in Auge mit dem Geist ihrer großen Liebe? Ihre Augen waren tränenfeucht, aber obwohl ihre Hände und Arme frei waren, machte sie keine Anstalten, ihn zu umarmen. Seine Frage beantwortete sie mit einem stummen Nicken. Tom wirbelte zu Davey herum.
    »Du hast mich angelogen!« schrie er. »Du durftest Rick nicht umbringen.«
    »Tom«, sagte Davey gelangweilt. »Kannst du dir vorstellen, wie viele Leute ich umgebracht habe, seitdem du mir hierhin zurückgeholfen hast? Nein? Ich auch nicht. Natürlich habe ich gelogen, du Dummkopf. Du Mensch. Warum sollte ich denn überhaupt einen von euch übriglassen?«
    Tom wich zurück. Sein Gesicht war verzerrt vor Wut, und er sammelte seine Kräfte. Dann sprang er los. Was dann folgte, geschah so schnell, daß Tracie es gar nicht mitbekam. Doch als es vorbei war, lag Tom schmerzverkrümmt vor dem Altar, und sein rechtes Bein war unnatürlich abgespreizt.
    »Die viele Zeit in der Wüstensonne hat dir wohl schwache Knochen beschert«, sagte Davey, der über ihm stand. »Keine Sorge. Wir richten es wieder gerade, sobald wir dir das Fleisch abziehen.« Er trat ihn heftig in den Bauch, und Tom keuchte vor Schmerz. »Dein zweiter Tod wird viel langsamer vor sich gehen als dein erster.«
    »Tu das nicht«, sagte Cessy.
    Davey blickte hoch. »Warum sollte ich nicht?«
    »Weil ich Tom mag«, sagte sie.
    »Hast du Rick auch gemocht?« fragte Davey böse.
    »O ja«, erwiderte Cessy. In ihrer Stimme lag etwas Verträumtes. »Er war ein Wunder.«
    »Was redest du denn hier?« fragte Davey ungeduldig.
    Cessy richtete sich auf, schritt auf den Altar zu, nahm die Statuen wahr, die Buntglasfenster über ihr, den Weihrauchduft und das Flackern der Kerzen. Sie sog tief Luft ein. Ihr ganzer Körper schien zu pulsieren vor Sinneseindrücken. »Diese Menschen fangen an, mich zu interessieren«, sagte sie. »Sie haben so unterschiedliche Gefühle und Gedanken. Sie haben Gewohnheiten geschaffen, die wir nie entwickeln konnten.«
    »Ich dachte, alles, was dich interessiert, ist ihr Essen«, meinte Davey.
    »Und ihr Trinken?« fragte Cessy mit einem Lächeln im Gesicht. Sie griff nach der Flasche, hielt sie sich an die Lippen und nahm einen kräftigen Schluck. »Schmeckt gut. Schmeckt alles gut. Aber ich habe es alles schon vorher probiert. Dieses Mal wollte ich gern etwas Neues. Etwas, das ich mit zurückbringen kann.«
    »Du hörst dich fast schon so an wie einer von ihnen«, sagte Davey.
    »Mag sein«, meinte sie. Noch immer hielt sie die Flasche fest in der Hand.
    »Du hast mehr von ihnen zerstört als ich.«
    »Wirklich?« fragte Cessy. Ihr Blick wanderte durch die Kirche. Schließlich blieb er an dem großen Holzkreuz hängen. »Ich kann mich nicht erinnern. Wahrscheinlich stimmt es. Ich bin da wohl eine andere gewesen.«
    »Was hast du mit Rick gemacht?« fragte Davey.
    »Ich habe ihn zerstört. Fühlst du dich schwach, Bruderherz?«
    »Nein.« Wieder blickte Davey auf die Uhr. »Aber wir müssen nach Valta zurück. Welchen nehmen wir?«
    »Welchen?« fragte Cessy überrascht.
    »Welche beiden. Wenn wir noch bleiben wollen, ist nicht mehr viel Zeit.«
    Cessy zuckte mit den Schultern. »Mir egal.«
    Davey war schockiert. »Du willst nicht opfern?«
    »Mir egal.« Cessy betrachtete die Statue der Heiligen Jungfrau. »Wer ist sie, Carl?«
    Carl redete nicht mir ihr. Tracie sprang rasch auf.
    »Sie war die Mutter von Jesus Christus«, erklärte sie. »Man sagt, er war der Sohn Gottes.«
    »Ich habe von ihm gehört«, sagte Cessy. »Eure Erzählungen besagen, er hatte magische Kräfte wie wir.« Sie deutete mit dem Kopf auf den Altar. »Was macht ihr mit den Kerzen?«
    »Man zündet sie an und spricht ein Gebet«, sagte Tracie. »Dafür bekommt man dann einen Segen.«
    »Einen Segen?« fragte Cessy und richtete die Augen auf sie. Tracie hatte noch nie bemerkt wie groß sie waren, wie dunkel. Oder sie hatte es doch schon einmal zuvor bemerkt, aber das lag dann lange zurück. Erinnern konnte sie sich nicht sicher, aber während sie Cessy in die Augen starrte, überkam sie das gleiche Gefühl, das sie empfunden hatte, als sie tiefer und tiefer in diesen Tunnel hinabgegangen war, näher und näher heran an diese grauenhafte Hölle.
    »Eine besondere Gnade Gottes«, erläuterte Tracie.
    »Gott? Welcher von ihnen ist das?«
    »Gott ist keine Person«, sagte Tracie. »Er ist unser

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