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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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ging. Sie atmete. Aber in ihren Augen war kein Ausdruck mehr.
    Tracie hoffte, sie würde bald in ihren Körper zurückkehren. Sie könnten sie noch brauchen, bevor das hier alles vorüber war.
    Tracie glaubte nicht einen Moment, daß Carl tot war. Das mit dem Messer mußte ein Trick oder eine optische Täuschung gewesen sein. Davey log genausooft, wie er lächelte, und letzteres tat er fast ständig.
    Carl blickte auf den Priester hinab. Die Spitze seines haarlosen Kopfes drückte die Tür ein wenig auf. Carl stand in seinem Blut.
    »Ich freue mich, daß du gebeichtet hast«, sagte Davey. »Jetzt hast du gute Karten, in den Himmel zu kommen.«
    »Und wieso hast du mich überhaupt erst laufen lassen?« fragte Carl.
    »Wieso gab es überhaupt eine Schnitzeljagd?« fragte Davey rhetorisch zurück und lachte. »Aus Spaß! Das solltest du doch mittlerweile geschnallt haben. Es gibt für nichts, was wir tun, einen Grund.«
    »Aber du sagst doch, ihr braucht Opfer«, sagte Carl bitter.
    »O, das ist es doch, wo der Spaß herkommt«, erwiderte Davey. »Schau dich doch an, Carl. Du machst dir in die Hose. Und jetzt sieh dir das mal an.« Davey hielt den blutigen Draht hoch. »Bald hast du vielleicht gar nichts mehr zum In-die-Hose-Machen.« Davey deutete über die Schulter. »Los, zum Altar.«
    Sie folgten dem Seitengang bis zum Vorderflügel der Kirche. Davey wies Tracie und Paula an, sich in die Bank links des glänzenden Messingtabernakels zu setzen, wo wahrscheinlich die Meßdiener während des Gottesdienstes die Füße anlehnten. Ein wunderbarer Ort, mit einem glänzenden Marmorfußboden und einem aufwendig gearbeiteten, drei Meter hohen Holzkruzifix. Wie schade nur, daß Cessy und Davey Echsen und keine Vampire waren.
    Überall waren Kerzen.
    Davey stellte die Flasche, die er in der Hand gehalten hatte, auf dem Rand einer breiten Weihwasserschüssel ab, die sich in der Nähe der Muttergottesstatue befand, und krempelte sich die Ärmel hoch.
    »Hat nicht ganz den Touch von zu Hause«, bemerkte er, auf das Weihwasser bezogen, als er sich das Blut von den Händen abwusch. Während er sich frisch machte, hielt er mit einemmal inne, roch an der Flasche und goß ein paar Schlucke in die Schüssel. Ein Viertel etwa – es war noch reichlich übrig, als er fertig damit war. Tracie begriff jedoch nicht, was so Besonderes an der Flasche Wasser sein sollte, daß er sich die Mühe machte, sie der Schüssel beizugeben.
    Um das Zehnfache?
    Worauf bezog sich das? Tracie konnte sich nicht mehr erinnern.
    Cessy saß auf einer Abtrennung aus Holz, die den Altar umgab. Ihre langen, sonnengebräunten Beine baumelten lässig herab, ihre großen, dunklen Augen hatte sie auf Carl gerichtet. Er stand am Altar, nicht weit vom Kreuz. Er würdigte sie keines Blickes.
    Hinten in der Kirche ging die Tür auf und fiel dann wieder zu.
    Steif schritt Tom durch den Mittelgang. »Ich hab’ ihn nicht gefunden«, sagte er.
    »Schon in Ordnung, er ist hier«, gab Davey zurück. Er trocknete sich die Hände am goldenen Leinentuch, das über dem Tabernakel lag. Davey holte Mister Partridges Sonnenbrille aus der Hosentasche und reichte sie Tom. »Warum ziehst du sie nicht an, Joe?« schlug er vor. »Und laß die anderen mal einen Blick auf dich werfen.«
    Trotz alledem, was bereits unter der Erde gesagt worden war, machte Davey aus dieser Bemerkung eine Enthüllung, und das war sie ja nun schließlich auch. Sie alle hatten sich ein Bild von der Welt gemacht, aber jetzt kamen sie nur mühsam damit nach, sich ein Bild von dem zu machen, was sie mit eigenen Augen gesehen hatten. Diese Monster kamen von den Toten zurück. Das war mittlerweile eine gesicherte Tatsache und stand außerhalb jeder Debatte. Warum war es dann – nach alledem, was sie gesehen und gehört hatten – so schwer, die Vorstellung zu akzeptieren, daß auch ein Freund von ihnen zurückgekehrt war? Tom war Joe. Ganz einfach. Er sah zwar nicht so aus, wie Joe einmal ausgesehen hatte. Er verhielt sich noch nicht einmal so. Tom war wie ein Joe, der zuviel harte Drogen genommen hatte. Außerdem erinnerten sie Tom als eine von Joe verschiedene Person.
    Das war aber genau die große Lüge. Es gab gar keinen Tom in der Erinnerung von irgendeinem von ihnen. Es gab nur den Schmerz über Joes Weggehen und den Wunsch, er könnte zurückkehren. Und vielleicht war dieser Versuch es, womit Davey sie alle so leichtgläubig gemacht hatte. Sie wollten einfach daran glauben – und das war zumindest ein Teil

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