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Der schwarze Dom

Der schwarze Dom

Titel: Der schwarze Dom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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der Lüge.
    Bei Daveys Bemerkung weiteten sich Paulas Augen. Sie war wieder in ihrem Körper.
    Carl trat einen Schritt auf seinen alten Freund heran. »Bist du es, Joe?«
    Tom senkte den Kopf. Die Brille hatte er nicht angezogen.
    »Das hast du doch immer gewußt«, sagte er.
    »Das kann doch nicht sein«, flüsterte Carl und schüttelte den Kopf.
    »Ich war nicht so leicht zu vergessen, was?« fragte Tom leise.
    »Ich habe dich nicht vergessen.« Carl hielt inne und wurde still. »Du bist es.«
    »Ich kann das wohl am besten erklären«, sagte Davey und trat zwischen die beiden. Er liebte Publikum. »In letzter Zeit ist es für Cessy und mich schwieriger geworden, hierher zurückzukommen. Hier in diesen Breiten sind nicht allzu viele Leute gestorben. Vor ein paar tausend Jahren hatten wir dieses Problem nicht. Es gab hier Flüsse, Seen, und die Indianer brachten sich für die kleinste Kleinigkeit um. Sie starben mit Wut im Bauch, mit dem Wunsch nach Rache. Wir kriegten sie in genau der richtigen Verfassung. So kam auch Joe zu uns. Das letzte, was er auf dem Herzen hatte, als er starb, Carl, war, wie du ihn um sein Leben betrogen hast. Er starb mit dem Wunsch, es dir heimzuzahlen. Um unsere Nummer hier abzuziehen, brauchen wir diese Art von innerem Zustand – nenn es unvollendete Geschäfte. Das ist es, was es uns erlaubt, hierher zurückzukommen, und es sind unsere jährlichen Opferungen in Valta, die uns erlauben, hierzubleiben. Wir haben mit Joe einen Deal gemacht. Wir stecken ihn in einen Körper hinein, haben wir ausgemacht, und er hilft mir dafür, Oberstufensprecher zu werden.« Davey grinste. »Das nenn’ ich doch ‘n Sonderangebot.«
    »Aber ich hab’ dich doch gar nicht betrogen«, sagte Carl zu Tom.
    »Das habe ich anders in Erinnerung«, entgegnete Tom. Er schaute auf, und ein Fünkchen Leben glitt über sein Gesicht. »Es war deine Idee, die Schlucht zu durchqueren. Ich wollte nicht.«
    »Ich wollte durch, weil das Gelände auf der anderen Seite höher war«, sagte Carl. »Da war die Höhle, in der wir uns hätten unterstellen können. Wie zum Teufel hätte ich wissen sollen, daß dieser verfluchte Ort eine gottverdammte Flutwelle auf uns losschickt?«
    »Paß auf, was du sagst«, schaltete sich Davey ein. »Das hier ist eine Kirche.«
    »Also gut«, sagte Tom. Es schien, als erwache er zum erstenmal zum Leben. »Du hast einen Fehler gemacht. Was, als das Wasser gekommen ist und mich weggerissen hat? Ich habe dich um Hilfe gerufen. Deine Hand, und ich hätte gerettet sein können. Und was tust du? Gar nichts! Du bist einfach weiter die Böschung hoch, hast dich dahin gestellt und zugeschaut, wie ich ertrinke!«
    »Das stimmt nicht«, sagte Carl.
    »Ich hab’ dich doch gesehen!« widersprach Tom. »Ich hab’ dich mit eigenen Augen gesehen!« Er schaute hinab auf die Brille in seinen Händen und senkte die Stimme. »Als ich noch Augen hatte.«
    Carl zögerte. »Ja, ich habe einen Moment lang dagestanden und zugeschaut«, gab er schließlich zu.
    »Einen Moment lang!« höhnte Tom. »Können auch ein paar Stündchen gewesen sein.«
    Jetzt war es Carl, der den Kopf senkte. »Es tut mir leid.«
    »Tut dir leid«, sagte Tom bitter. »Da kann ich mir jetzt ne Menge für kaufen.« Er blickte auf das große Kreuz. »Es ist nur recht, daß du für mich stirbst.«
    Carl sah Davey an. »Laut diesem Arschloch hier ist es dafür schon zu spät.«
    Davey zog das Messer heraus. »Das hier habe ich von ‘nem Special-Effect-Mann aus Hollywood.« Davey führte vor, wie die Klinge in den Griff glitt und dann mit roter Flüssigkeit verschmiert wieder heraussprang. »Er hatte ein halbes Dutzend davon in seiner Sammlung. Hat mir alle gezeigt. Als er fertig war, habe ich ihm das hier in den Magen gestoßen. Hat ihn echt überrascht daß ich stark genug war, die Klinge draußen zu halten.« Er starrte Tracie an. »Vielleicht hast du in der Zeitung von ihm gelesen.«
    »Ich bin also gar nicht tot?« fragte Carl.
    »Noch nicht«, gab Davey zurück.
    »Ich will das jetzt hier hinter mich bringen«, sagte Tom zu Davey. »Wir müssen in den Raum zurück.«
    »Wegen des Transfers?« fragte Carl.
    »Ja«, antwortete Tom. »Ich lebe, und du stirbst. Dann wird das Rad in die richtige Richtung gedreht. Du hast es verdient.«
    »Womit?« sagte Carl mit bitterer Stimme. »Ich habe die Situation falsch eingeschätzt. Ich habe ein paar Sekunden lang gezögert. Aber ich habe dich nicht umgebracht. Ich weiß es, obwohl dieses Ding hier

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