Der schwarze Freitag (German Edition)
eorg rief auf dem Handy an und fragte, ob mit Kalle alles
zu meiner Zufriedenheit geklappt hätte. „Ja, er ist gut. Ich
brauche ihn am Mittwoch um 14 Uhr. Schreib dir mal die
Adresse auf – und Georg, du musst auch kommen“, sagte
ich und gab ihm die Anschrift von Eva durch. „Was hast du
jetzt schon wieder vor?“, fragte sie mit einem sehr
ernsten Blick, nachdem ich aufgelegt hatte. „Meinen
dritten Einbruch planen“, sagte ich leise, „bitte bring mir
für den Abend noch eine Flasche von diesem Zeug hier
mit“, ergänzte ich und zeigte auf den Whisky.
E va wusste, dass ich das Ganze hier auch für sie machte,
aber in erster Linie für die vielen Menschen, die dieser
Herr Meyer abgezockt hatte, und von denen manche jetzt
finanziell am Ende waren. Einige würden zukünftig wohl
von Sozialhilfe leben müssen. Letztendlich hatte aber die
eigene Gier sie in den finanziellen Ruin getrieben. Meine
kriminalistische Neugier war geweckt – ich wollte den Kerl
jetzt unbedingt fassen und außerdem auch ein bisschen
Geld dabei verdienen. Schließlich trug ich das gesamte
Risiko, wenn etwas schiefgehen würde. „Jan, du bist in
zwei Wochen weitergekommen, als ich in der ganzen
letzten Zeit. Du bist mir unheimlich“, sagte Eva. „Nein,
Herzchen, ich bin nur nicht mit Scheuklappen in der Welt
unterwegs“, erwiderte ich lachend und küsste sie.
* **
N ach dem zweiten Kaffee war mein Hirn am
darauffolgenden Morgen wieder auf dem normalen Level
angekommen. Ich wählte die Telefonnummer von Herrn
Meyer und bat um ein Treffen, statt irgendwelcher
Auskünfte am Telefon. „Treffpunkt Atlantis“, sagte ich,
„morgen Abend um 20 Uhr in der Bar.“ ‒ „Sagen Sie mir
bitte ein Stichwort, damit ich weiß, um was es geht“,
erwiderte Herr Meyer am anderen Ende der Leitung. „Öl
aus Dubai“, entgegnete ich und legte auf.
„ Eva, postiere bitte jemanden von deinen Leuten dort,
damit derjenige alles beobachtet.“ ‒ „Das mache ich
besser selber.“ Dann setzte sie sich in mein Auto und fuhr
in die Stadt. Sie hatte die beiden Bücher inzwischen
teilweise kopiert und auch diese Blättersammlung
mitgenommen. Außerdem hatte sie die Namen von Kalle,
Georg und Jürgen notiert, ich hatte es gesehen, bevor sie
losgefahren war.
I ch meldete mich im Internet an und rief Evas Schweizer
Bankkonto auf. Mir wurde fast schlecht, als mir ein
Nummernkonto mit 750.000 Euro Guthaben angezeigt
wurde. Hatte Eva mal eine Bank überfallen? Also holte ich
den Ferrari aus der Garage und fuhr los, um bei der
Deutschen Bank die 3.000 Euro Spesen abzuholen. Dann
hielt ich noch schnell beim Blumenladen an, um für Eva
einen Strauß Rosen zu kaufen. Ich war verliebt – aber
warum plagten mich diese Zweifel? Ich hatte dafür keine
Erklärung. Den Strauß stellte ich ihr auf den Küchentisch.
„ Seit Jahren sind das die ersten Blumen von einem Mann
‒ hast du mich lieb?“, fragte sie mich, als sie vom Dienst
nach Hause kam. „Ja, Herzchen“, antwortete ich, „sehr
lieb sogar!“
D ie Buchführung von Herrn Meyer war akribisch bis auf
den letzten Cent ‒ die Eintragungen in seinen Büchern
stimmten haargenau mit den Informationen überein, die
wir bereits von einigen Anlegern erhalten hatten.
D ie Listen waren fertig. 42 Milliarden Euro hatte Herr
Meyer in den letzten Jahren angesammelt. Fast die Hälfte
der Summe, die den Schwarzen Freitag an der Börse
verursacht hatte. Ich Idiot , dachte ich, mache mich
strafbar für irgendwelche Menschen, die an solch einen
Typen ohne Kontrolle ihren letzten Cent geben. Deshalb
war es nur gerecht, dass ich für meine Arbeit und das
hohe Risiko, das ich einging, 20 % der wiederbeschafften
Summe bekommen würde. Hoffentlich ging alles gut.
J etzt erst bemerkte ich, dass Eva heute Morgen auch den
Stick mitgenommen hatte. Gut gelaunt kam sie zurück,
steckte den Stick wieder an meinen Rechner, küsste mich
und klappte einfach den Laptop vor meiner Nase zu. „Los,
komm mit. Ich möchte gern ein Glas Sekt mit dir auf der
Terrasse trinken und das bitte sofort.“ Sie nahm einen
Umschlag aus der Handtasche und ich folgte ihr. „Also“,
sagte sie, „der Staatsanwalt spielt dein Spiel mit. Hier sind
für deine drei Mitstreiter die Schreiben mit der Garantie
auf Straffreiheit. Dich werde ich leider verhaften müssen,
aber nach zwei Tagen lassen sie dich laufen, wenn du die
Bücher übergibst. Ist das okay für dich?“ Dann sprach sie
weiter: „Ich weiß, dass dich die Einbrüche beschäftigen,
sonst
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