Der schwarze Freitag (German Edition)
Träumer“, sagte sie zu mir, setzte sich aber
erst mal neben mich auf die kleine Mauer. „Schade, dass
du nicht in Hamburg wohnst. An dich könnte ich mich
gewöhnen.“
D a ich diese Aussage nicht so recht deuten konnte,
erwiderte ich nichts.
D ie Fahrt zurück verlief so angenehm, wie die Hinfahrt.
Strahlender Sonnenschein schien durch das Fenster
neben mir, am Steuer saß eine schlechtgelaunte, aber
attraktive Frau.
N ach einer Stunde Schweigen sagte sie: „Entschuldige
bitte, aber ich musste ein wenig nachdenken.“
I n Hamburg setzte sie mich gleich vor der Kneipe ab und
gab mir einen Kuss auf die Wange. „Ich hole dich dann
morgen Abend gegen 19 Uhr im Atlantis ab.“ Kaum hatte
sie das ausgesprochen, war sie auch schon weg. Ich
schaute noch ihrem Auto nach, als Georg mir die Hand
auf die Schulter legte.
„ Na, hast du eine aufgerissen oder war das nur das Taxi?“
„ Nur ein Taxi, aber das von der Polizei“, sagte ich und
lachte, als ich für heute das letzte Mal an Eva dachte.
Georg und ich gingen hinein, blieben gleich an der Theke
sitzen und bestellten ein Bier. Wir hatten uns ein Jahr lang
nicht gesehen, nur hin und wieder mal miteinander
telefoniert. Erst später am Abend, als das Gespräch auf
den schwarzen Freitag kam, sagte er mir, dass auch er
Geld an der Börse verloren hatte. 70.000 Euro wären zwar
hart, aber er würde es überleben. Wenn er diesen Meyer
in die Finger bekommen würde.
I mmer wieder dieser Meyer , dachte ich, durfte aber Georg
nichts von dem Fall, an dem Eva gerade arbeitete, sagen.
„ Hast du die Aktien noch?“, fragte ich Georg dann. „Ich
habe so etwas noch nie gesehen und würde gerne mal
einen Blick darauf werfen.“
„ Ja, zuhause ‒ wenn es dich glücklich macht, kann ich dir
gerne morgen eine ins Hotel bringen. Sie sind ja sowieso
nichts wert.“
„ Das wäre toll“, sagte ich und wollte jetzt einfach nur noch
schlafen, denn mein Kopf fing schon wieder an, mir die
Alkohol-Grenze aufzuzeigen.
* **
D ie Nacht war für mich einfach zu kurz. Kaum saß ich
beim Frühstück und dachte an den gestrigen Tag, stand
auch schon Eva vor mir.
„ Darf ich?“, frage sie und zeigte auf den Stuhl mir
gegenüber.
„ Ja bitte“, antwortete ich und goss ihr eine Tasse Kaffee
ein. Sie erzählte, dass sie die ganze Nacht gearbeitet
hatte.
„ Ich habe mich nur schnell geduscht und umgezogen. Ich
wollte dich heute gern noch einmal um mich haben. Du
tust mir gut für mein Gemüt. Was hast du heute vor?“
I ch stopfte mir den letzten Bissen von meinem Brötchen
in den Mund und erwiderte: „Nichts, außer auf einen
Briefumschlag von Georg zu warten.“
„ Dann komm“, meinte sie und erhob sich aus dem Stuhl.
Ich ließ mich entführen und bekam an der Rezeption noch
den Umschlag gereicht, den Georg bereits für mich
abgegeben hatte. Ich folgte Eva zu ihrem Auto und wollte
wissen, wo es hingeht.
„ Lass dich überraschen“, sagte sie.
S chweigend öffnete ich während der Fahrt den Umschlag,
Eva beobachtete mich aus den Augenwinkeln.
„ Was ist das?“
„ Eine Aktie.“
E va beugte sich zu mir rüber und warf einen Blick auf das
Papier in meiner Hand, dann erklärte sie: „Das ist eine
gefälschte Aktie, die Ränder sind durch das Scannen zu
unscharf, was bei einem normalen Druck nicht passiert.“
I ch warf das wertlose Stück nach hinten auf den Sitz. „ Dein Freund ist also auch betroffen?“, stellte Eva eher
fest, als dass sie fragte. Ich bestätigte mit einem Nicken. W ir fuhren eine Stunde heraus aus Hamburg an die Elbe.
W ir gingen wie gestern spazieren. Am Elbeufer holte sie
eine Decke aus der mitgenommenen Tasche, breitete sie
im Sand aus und setzte sich.
„ Was wird das denn hier?“, fragte ich, als Eva begann, sich
bis auf einen Bikini auszuziehen.
„ Picknick mit dir“, sagte sie und zauberte zwei Gläser und
eine kalte Flasche Champagner aus der Tasche. Sie reichte
mir die Flasche mit den Worten: „Setzen und Aufmachen!“
E s ist gerade mal 10 Uhr und schon wieder Alkohol, das
fängt ja gut an , dachte ich.
E va schenkte den Champagner in die Gläser ein und
prostete mir zu. Dann zog auch ich mich bis auf die
Unterhose aus und legte mich neben sie in die Sonne.
Nachdem sie ausgetrunken hatte, schlief dieser Traum
von einer Frau neben mir auf der Decke ein. Ich schenke
mir noch einmal nach und betrachtete ihren Körper. Der
knappe Bikini verdeckte nur das Nötigste. Sie hätte ihn
auch gar nicht anziehen müssen. Eva wachte wohl
Weitere Kostenlose Bücher