Der schwarze Korridor
ist auch sein jüngstes Kind, Alexander. Sein Mund steht offen, seine Augen sind leer. Alexander – ein sabbernder Idiot.
Die Paare drehen sich im Einklang mit der Musik. Die Musik wird langsamer und langsamer. Die Menschen sind in dunklen Kleidern. Sie haben die festen, ausgeprägten Gesichter der praktischen, selbst gerechten, gutgenährten Mittelklasse. Sie sind Leute mit Charakter.
Ihre Augen sind hinter den runden Sonnenbrillen versteckt. Die langen, verschlossenen Fenster an den Enden des Raums schauen in die Schwärze. Die Musik wird langsamer, die Männer und Frauen bewegen sich langsamer, so langsam, daß man die Bewegung kaum noch wahrnehmen kann.
Die Musik hört fast auf.
Man hört den rhythmischen Schlag einer Trommel.
Die Musik ist jetzt lauter. Es ist wie ein Psalm, gesungen von einem Chor von Mönchen. Es ist ein Grabgesang.
Die Trommeln schlagen lauter. Die Musik wird schneller.
Ein hoher schriller Ton kommt dazu.
Die Trommeln schlagen lauter. Die Musik wird schneller.
Die Tänzer versammeln sich in der Mitte des Raumes und starren durch ihre runden schwarzen Brillen zum Fenster. Sie begin nen, sich miteinander zu unterhalten. Sie diskutieren irgend et was und schauen auf das Fenster.
IN DER NACHT GAB ES AUF DEM JAHRMARKT EINEN UNFALL .
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
IN DER NACHT DER MARINOS EIN UNFALL
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
IN EINER NACHT IM MAI EIN UNFALL
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
EINS UND EINS UNFALL
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
EIN MÖGLICHER UNFALL
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
EIN UNFALL MÖGLICH
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
EIN UNFALL
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
EIN FALL
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
EINFALL
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
KEIN
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
EIN
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
IN
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
N
F : WIE WAR DER GENAUE ABLAUF DER KATASTROPHE ?
KEINE ANTWORT MÖGLICH
KEINE ANTWORT MÖGLICH
KEINE ANTWORT MÖGLICH
ENDE DER DURCHSAGE . BITTE ALLE BESTEHENDEN VERBINDUNGEN AUFLÖSEN UND WENN NÖTIG ERNEUT HERSTELLEN
*
Sie starren immer noch auf das Fenster. Ryan bemerkt, daß er, seine Frau und seine beiden Kinder vor dem Fenster stehen. Sei nen einen Arm hat er um die Schultern seiner Frau gelegt, den ande ren um seine beiden Jungen. Die Menge spricht über sie. Ryan hat Angst um seine Frau und seine Kinder. Die Menge beginnt lauter zu sprechen, und sie werfen Ryan und seiner Familie wütende Blicke zu. Die Trommeln werden immer schneller, schneller, schneller.
*
DAS RAUMSCHIFF FLIEGT MIT KURS AUF MÜNCHEN .
ES FLIEGT FAST MIT LICHTGESCHWINDIGKEIT .
DAS RAUMSCHIFF IST AUF DEM KURS NACH MÜNCHEN .
*
ZUSTAND UNVERÄNDERT
ZUSTAND UNVERÄNDERT
ZUSTAND UNVERÄNDERT
Die Lichter flackern an und aus, als ob sie versuchten, ihn vor etwas zu warnen. Ihn fröstelt bei dem Gedanken, was das bedeuten könnte. Ist etwas kaputt? An der Tiefschlafanlage? Irgend etwas, was er nicht bemerkt hat? Irgend etwas, was die Instrumente nicht angezeigt haben?
*
Ryan erwacht. Er schwitzt in seinem Sessel und starrt für einige Minuten wie betäubt auf die Figuren auf dem Fernsehschirm.
Sein Körper ist taub und sein Mund trocken.
Er leckt seine Lippen und seufzt laut.
Dann rafft er sich auf, schaltet den Apparat aus und verläßt den Raum. Seine Schritte hallen im Korridor wider. Er erreicht einen kleinen Raum, der nichts außer einem großen weißen Bett enthält. Er schnallt sich darauf an und wird massiert. Danach ächzt sein Körper, aber sein Kopf ist noch immer nicht klar.
Es ist nun Zeit für Ryan zu essen. Er kehrt in seinen eigenen Raum zurück und macht sich etwas zu essen. Er ißt und schmeckt nichts.
Danach schaut er durch ein Bullauge in die Unendlichkeit des Raumes. Eine Sekunde lang glaubt er, dort im luftleeren Raum eine Figur zu erkennen. Den Planeten, den er und seine Gefährten ansteuern, kann er nicht sehen. Seit drei Jahren ist er nun im Weltall, und er wird noch zwei Jahre hier sein. Und noch kann er sein Ziel nicht erkennen. Er hat nur das Wort des Weltraumphysikers, daß es existiert und daß es die dreizehn Leben, die er mit sich bringt, dort erhalten kann. Ein Planet in Barnards Sternne bel, München 15040.
Er ist allein im Weltraum und
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