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Der schwarze Korridor

Der schwarze Korridor

Titel: Der schwarze Korridor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moorcock
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gekommen, weil das Proditol sein Denkvermögen geschwächt hat.
    Er sieht sich im Hibernationsraum um und sieht die Purdy-Pistole an der Wand hängen. Es ist seltsam, daß sie sich gerade hier befindet. Er nimmt die Pistole von der Wand. Sie ist geladen, aber er hat nicht mehr viel Munition.
    Er verläßt den Raum und geht in den Kontrollraum.
    Hastig macht er seinen Bericht über die Container.
    Dann macht er sich auf die Suche nach dem Fremden.
    Wie auf seinen Inspektionsgängen durchsucht er, die Waffe in der Hand, jeden Raum, jede Kabine.
    Er findet niemanden.
    Er setzt sich unter den leeren Schirm an das Pult im Kontrollraum und überlegt sich, daß er über den Fremden und dessen Möglichkeiten nichts weiß. Vielleicht lebt das Wesen außerhalb des Raumschiffes, vielleicht besitzt er ein eigenes Raumschiff, das vielleicht wie eine Klette an der ›Hope Dempsey‹ klebt.
    Er aktiviert den Schirm, der zur Beobachtung der Außenhülle dient. Zentimeter für Zentimeter sucht er den Rumpf des Schiffes ab.
    Nichts.
    Ryan merkt, daß er seit zwei Wochen nichts gegessen hat. Das erklärt auch seine Schwäche. Das Wesen, erinnert er sich, hat ihm nie etwas zu essen gebracht. Es brachte ihm nur das Medikament – und versuchte, ihn in der Gestalt von Josephine zu überreden, mehr davon zu nehmen.
    Möglicherweise ist es nie Proditol gewesen …
    Hinter sich hört er ein höfliches Räuspern.
    Er fährt herum.
    Vor ihm steht Fred Masterson – oder ein Wesen in der Gestalt Fred Mastersons.
    Ryan hält seine Pistole auf ihn gerichtet, schießt aber noch nicht. »Ryan«, sagt Fred Masterson. »Du bist der einzige, dem ich vertrauen kann. Es handelt sich um Tracy.«
    Ryan hört sich selber fragen: »Was ist mit Tracy?«
    »Ich habe sie getötet. Ich wollte es nicht. Wir hatten Streit. Sie hatte ein Verhältnis mit James Henry.«
    »Was willst du jetzt machen, Fred?«
    »Ich habe sie bereits in ihren Container getan, aber jetzt brauche ich deine Hilfe als Kommandant. Ich könnte es dir sowieso nicht verbergen. Du könntest sagen, es geschah auf deinen Vorschlag. Sie brauchte Ruhe, und so ist sie vorzeitig in Hibernation gegangen.«
    Ryan schreit ihn an. »Du lügst! Du lügst! Was weißt du davon?«
    »Bitte, hilf mir«, sagt Masterson. »Bitte.«
    Ryan feuert, nachdem er sorgfältig gezielt hat, um keine Munition zu vergeuden.
    Masterson bricht zusammen.
    Ryan lächelt. Ein stechender Schmerz in seinem Kopf läßt ihn einen Moment die Augen schließen. Er reibt sich die Augen.
    Als er nachsehen will, ob Masterson tot ist, ist der Körper verschwunden. Den Fremden kann man nicht töten.
    Ryan fühlt sich krank und geschlagen.
    Seine Kopfschmerzen werden schlimmer.
    Er schaut auf.
    Er sieht die Tänzer, die Gruppe und die alte Frau.
    Ryan schreit auf und rennt in seine Kabine. Er verriegelt die Tür.
    Er bricht auf seinem Bett zusammen.
     
     
     
Kapitel 21
     
    In seiner verschlossenen Kabine versucht Ryan, seine Gedanken zu ordnen.
    Es gibt keinen Fremden an Bord. Ich habe bloß Halluzinationen.
    Das ist die wahrscheinlichste Erklärung.
    Aber es erklärt nicht alles.
    Es erklärt nicht, warum die Tür zum Hibernationsraum verschlossen war. Es erklärt nicht, warum das Proditol nicht wirkt.
    Es dämmert ihm. Natürlich. Ich habe gar kein Proditol genommen. Ich habe mir nur eingeredet, ich nehme es. Deshalb erfand ich Johns plötzliches Aufwachen.
    Und ebenso ist es möglich, daß ich die Sicherheitssperre betätigt habe, ohne es zu merken.
    Die Anstrengung war zu groß für mich. Irgendein Mechanismus in meinem Gehirn versuchte, mich daran zu hindern, so hart zu arbeiten. Er erfand die ›Hilfe‹, so daß ich mich ein paar Wochen ausruhen konnte, ohne beunruhigt darüber zu sein, was mit dem Raumschiff geschieht.
    Ryan lacht erleichtert. Die Erklärung paßt.
    Und so fühlte ich mich schuldig gegenüber den anderen in den Containern, weil ich sie im Stich ließ. Mein Geschwätz über ihren Verrat an mir, das war nur mein schlechtes Gewissen, weil ich sie verriet …
    Ryan starrt auf die Pistole in seiner Hand und wirft sie weg.
    Onkel Sidney steht in der Tür.
    »Dir geht es besser, scheint mir«, sagt er.
    »Geh weg, Onkel Sidney. Du bist eine Illusion. Ihr seid alle nur Einbildung. Euer Platz ist in den Behältern. Ich wecke euch, sobald wir auf dem neuen Planeten sind.« Ryan lehnt sich zurück. »Los. Hau schon ab.«
    »Du Dummkopf«, sagt Onkel Sidney. »Du betrügst dich die ganze Zeit selbst. Du bist genauso

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