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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Gesängen in den Himmel begleiteten.
    Als endlich auch die letzten Scheiterhaufen niedergebrannt waren, saßen sie wieder auf und zogen langsam nach Osten.
    Der Häuptling der Kutriguren, ihrer neuen wankelmütigenVerbündeten, rief ihnen in der Dunkelheit hinterher: «Wohin reitet ihr?»
    Attila sah ihn an. Schließlich nickte er und sagte ruhig, beinahe sanft: «Kommt.»
    Sie ritten eine halbe Stunde durch die einsame Nacht auf den Fluss zu. Die Frauen, Kinder und Alten der Kutriguren, deren Fesseln und Ketten gelöst worden waren, schleppten sich hinter ihnen her. Schließlich erreichten sie die breiten Auen des großen Flusses. Sie brachten die Pferde auf einer Anhöhe zum Stehen und warteten darauf, dass die Kutriguren aufschlossen.
    Himmel-in-Fetzen kam neben Attila zum Stehen. Es verschlug ihm die Sprache.
    Vor ihnen brannten die Reste eines riesigen Feuers, ein ganzes Stück vom Lager der schwarzen Filzzelte entfernt. Es handelte sich um ein künstliches Feuer aus Sträuchern, die kübelweise mit dem faulig riechenden schwarzen Öl aus der Wüste getränkt waren. Sie begriffen: ein weiterer von Attilas Tricks. Natürlich hatten die Kutriguren glauben müssen, der schwarze Rauch steige von ihrem Lager auf   …
    Das Lager selbst war unberührt, ein sanfter, wohlwollender Mond beschien es dort am Flussufer. Die Pferde schnaubten friedlich in den Pferchen, die Zelte standen verlassen und unbeschadet da.
    Himmel-in-Fetzen riss sich von dem Anblick los und starrte den gelbäugigen Banditenkönig Attila, den Sohn Mundschuks, wider Willen voller Bewunderung an.
    «Ihr habt heute wie die Löwen gekämpft und viele meiner Krieger ins Grab geschickt. Doch unsere Alten und unsere Jungen, unsere Frauen und unsere Jungfrauen, ja selbst die Zelte und die Pferde in ihren Pferchen, die habt ihr unberührt gelassen.»
    «Das ist bei uns so Sitte.»
    Himmel-in-Fetzen grunzte. «Ihr seid doch nicht die größten Narren, die mir je begegnet sind!»
    Attila lächelte.
    Schließlich richtete sich Himmel-in-Fetzen im Sattel auf. Er hob den Speer und rief seinen erschöpften und überraschten Kriegern zu:
    «Von heute an gibt es weder Schwarze noch Kutrigurische Hunnen! Es gibt nur uns Hunnen. Es wird also wahr: Wir werden eine große Nation sein unter den Völkern der Erde!»
    Trotz Erschöpfung, trotz der Verletzungen und obwohl sie todmüde waren, sandten die fünfzehnhundert Reiter einen markerschütternden Schrei aus, der viele Meilen weit über die baumlose Steppe hallte und selbst die goldfarbenen Schakale in ihren Schlupfwinkeln vor Furcht erzittern ließ.

9.
Zauberkünste einer Heilerin
    Himmel-in-Fetzen nahm Rotkropfs Zelt in Besitz und bot Attila an, ebenfalls dort auszuruhen. Da Attila verwundet war, ließ er ihn auf eine Liege betten und sandte nach einer Heilerin.
    Dankbar legte sich der räuberische König auf ein Schaffell.
    «Wir sind aus ein und demselben Holz geschnitzt», sagte Himmel-in-Fetzen. Attila erwiderte nichts. «Wir sind Könige unter Männern. Und unsere Männer sind keine Wüstenhunnen oder Steppenhunnen mehr, oder Berghunnen weiter im Osten. Wir Hunnen werden ein Volk sein, und wir werden der Schrecken der Erde sein.» Er reichte Attila einen Becher Kumyss und schüttete selbst einen weiteren hinunter.
    «Die Dorfbewohner, die du so heftig verteidigt hast», fuhr er fort, «diese Sklaven. Warum kämpfst du für sie?»
    Attila legte den Kopf zurück und schloss die Augen.
    Himmel-in-Fetzen redete unbeirrt weiter. «Wir wissen über dein Volk, die Nachkommen von Uldins Leuten, Bescheid. Ihr seid nach Westen gezogen. Wir dachten schon, ihr wärt über den Rand der Erde gefallen, hättet die äußersten Grenzen überwunden und dafür bezahlen müssen.» Er nickte grimmig. «Wie sehr wir uns täuschen sollten. Was für einen Preis wir heute bezahlen mussten!»
    Am Zelteingang regte sich etwas, und Himmel-in-Fetzen stand auf. «Deine Heilerin. Ich werde euch allein lassen.»
    Die Frau kniete an Attilas Seite nieder, sie sprach kein einziges Wort und hielt das Gesicht gebeugt. Ganz vorsichtigöffnete sie sein Lederwams und zog behutsam den blutdurchtränkten Stoff von der Brust. Ihr stockte der Atem. Die Pfeilspitze steckte sehr tief. Er blutete nicht aus dem Mund, was bedeutete, dass der Pfeil nicht die Lunge getroffen hatte. Er war ihr aber wohl gefährlich nahe gekommen. Der fremde Anführer würde stark sein müssen.
    «Fang an», brummte er. «Drück ihn heraus!»
    Sie griff nach einer langen dünnen

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