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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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waren an Hand- und Fußgelenken gefesselt, während die zwanzig berittenen Krieger sie mit ihren gesenkten Speeren bewachten, ständig bereit, ihnen Brust und Kehle zu durchbohren. Nur zwanzig! Aber für diesen Zweck waren es mehr als genug.
    Verfluche sie, verfluche diese Eindringlinge, die sie getäuscht und noch in der Hitze des Gefechts ihre Flanke durchbrochen hatten! Die hinter ihrem Rücken ein heimlichesSonderkommando ausschickten, das über ihr eigenes schutzloses Lager herfiel, während sie weg waren und kämpften.
    Einige der jüngeren, impulsiven Kutriguren knirschten mit den Zähnen und sprengten zurück zum Feind, um zu einem letzten, gnadenlosen Angriff überzugehen. Ihr Anführer ließ sie gewähren. Jener stolze Krieger mit seinen blauen Tätowierungen und dem Haarknoten, den sie schon vor langem ausgemacht, bislang aber nicht zu fassen bekommen hatten, durfte nicht mit dem Leben davonkommen. Im selben Augenblick, gleichsam spiegelbildlich, als gäbe es keine Zeit und keinen Raum zwischen den Gruppierungen, hob der Anführer der zwanzig Männer auf dem Hügel seinen Speer und schickte sich an, den Leib der unmittelbar vor ihm stehenden Gefangenen zu durchbohren. Die Gefangene, ein mageres, nur wenig über zehn Jahre altes Mädchen, wich zurück und duckte sich.
    Als der Häuptling der Kutriguren dies sah, brüllte er seinen Männern zu, sich ruhig zu verhalten. Das Mädchen war seine Tochter.
    Alle schienen wie gelähmt.
    Der verärgert dreinblickende alte Häuptling schaute lange zu der Anhöhe hinüber, wo so viele seiner Leute in Fesseln und Ketten standen. Er dachte an das große Lager am Fluss, das sie am Morgen voller Kampfgier verlassen hatten; nun, daran zweifelte er keine Sekunde, lag es in Schutt und Asche. Sie hatten sein Vieh geschlachtet und seine besten Pferde entführt. Die übrigen lagen mit Pfeilen im Leib im Staub und bewegten im Todeskampf langsam die Beine, dürstend, das Maul weit aufgerissen. Einen Moment lang schoss ihm wieder das Blut durch die dünnen alten Adern, und er dachte daran, ihren Feinden auf der Stelle den Garaus zu machen und die Alten und Jungen dabei zu opfern.
    Ein bereitwilliges Opfer für den Tod unserer verhassten Feinde, überlegte er. Und unsere Säuglinge? Wir haben noch mehr. Dann wandte er sich um und blickte auf die erschöpften, blutverkrusteten Männer hinter den kümmerlichen Pfahlresten. Ihr feigen, verräterischen Hunde, ihr miesen Ratten! Die Gelegenheit, euch zu zerstören, bietet sich vielleicht nie wieder.
    Doch es war nicht gut. Seine Männer würden sich voller Wut und Schmerz gegen ihn wenden, und dann würden sie ihn als Häuptling absetzen und ihn töten.
    Er musste etwas Gutes aus der Situation machen. Er musste in dieser dunklen Stunde als ihr Häuptling auftreten, oder seine Männer würden sich auf ihn stürzen und ihn zerreißen wie Wölfe einen Hirsch.
    Langsam lenkte er sein Pferd auf die Kampflinie zu. Er trug keine Waffe, nur seinen hölzernen Stab. Seine Männer bildeten eine Gasse. Vor den kümmerlichen Überresten der Dornenhecke blieb er stehen. Seine Krieger hielten sich alle hinter ihm. Der feindliche Anführer war aufgesessen und kam ihm entgegen. Seine rechte Seite war blutgetränkt, aber er schwankte nicht. Sein Pferd war ein kleines, braunweiß geschecktes Tier mit wildem Blick. Das Pferd eines Kriegers. Doch das wusste der alte Häuptling mittlerweile. Er wusste, dass diese wenigen Dutzend Männer Kämpfer waren, wie er sie noch nie gesehen hatte – Gott verfluche sie.
    Die beiden Anführer standen einander gegenüber.
    «Du greifst also unsere Frauen an», sagte der Häuptling, «und schlachtest unsere Kinder. Du tötest unsere Säuglinge mit dem Schwert. So also kämpfst du, so gewinnst du deine Schlachten.»
    «Deine alten Augen werden trübe», sagte Attila. «Sieh noch einmal genau hin. Vielleicht verfährst du so. Wir nicht.Eure Frauen und Kinder sind noch am Leben, im Gegensatz zu Hunderten eurer besten Krieger.»
    «Du Ausgeburt der   …»
    «Ich bin ein gnädiger Mann», sagte Attila. «Was soll ich meinen Kriegern befehlen? All eure Frauen und Kinder, die wir hier sehen, zu töten? Sie werden geschlachtet, bevor du hinübergaloppieren kannst, um sie daran zu hindern. Ein paar Herzschläge, und schon sind sie tot. Alle. Meine Männer arbeiten schnell.» Er lächelte. «Doch sie haben gar kein Verlangen danach, die Wehrlosen und Schwachen zu töten. Sie sind so gnädig wie ich. Lass uns verhandeln.»
    «Du

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