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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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bist ein Teufel.»
    Attila schüttelte den Kopf. «Du kannst nicht mit erhitztem Blut verhandeln. Vielleicht solltest du nach den Anstrengungen der Schlacht erst einmal ruhen, Alter, und dann können wir verhandeln. Doch vergiss nicht deine Frauen und Kinder dort auf dem Hügel; wir tun es auch nicht. Wir warten, bis du bereit bist, über Frieden zu verhandeln. So lange werden wir sie in Gewahrsam halten.» Er fletschte die Zähne und zeigte erneut sein wölfisches Lächeln, dann verschränkte er die mächtigen Arme über der Brust und warf seinen Kopf in den Nacken.
    «Ich brauche mich nicht auszuruhen», grollte der Häuptling. Sein Gesicht war rot vor Zorn. Mit funkelnden Augen starrte er in die gelben Augen des Fremden: «Wie heißt du?»
    Es war ein Zeichen von Schwäche unter den Völkern der Steppe, seinen Namen als Erster zu nennen. Doch Attila sah verächtlich auf derlei Bräuche herab, er wusste genau, wo seine wahren Stärken und Schwächen lagen.
    «Ich werde Attila genannt», sagte er, «der Sohn Mundschuks.»
    Der Häuptling kniff die Augen zusammen. Den Namenhatte er schon einmal gehört, er hatte sogar Großes über diesen Mann gehört. Noch weiter im Osten, in den Bergen, hatte es einmal einen Räuberkönig gegeben   …
    «Und dein Name?»
    Der alte Häuptling brachte sein unruhiges Pferd zum Stehen. «Ich werde Kizil-Bogaz genannt», sagte er. «Rotkropf. Häuptling aller Kutrigurischen Hunnen.»
    «Aller?» Attila lachte hämisch auf. «Du meinst aller, die noch übrig geblieben sind. Sieh dich um. Du kannst uns nicht besiegen. Die Hälfte deiner Männer ist tot, getroffen von Pfeilen liegen sie am Boden, wie Igel. Die Wüstenratten und Fliegen nagen bereits an ihnen. Schau dir deine sterbende Armee an. Möchtest du, dass auch noch die andere Hälfte so niedergemetzelt daliegt und deine Macht hinweggefegt wird wie ein toter Dornenstrauch vom Wüstenwind? Schau dir meine Männer an. Ich habe einhundert Männer, nicht mehr, nicht weniger. Wie viele davon sind tot?»
    «Wie viele?» Der alte Häuptling kannte die Antwort nur zu gut. Er hatte keinen Grund und auch nicht das Bedürfnis, nochmals hinzusehen. Er kannte die böse Arithmetik dieser Schlacht. Dieser überhebliche Bandit hatte nicht mehr als eine Handvoll Leute verloren. Was jedoch seine eigenen Männer anging   … Noch eine derartige Schlacht, und sie waren am Ende.
    «Wie viele deiner Leute tot sind?», wiederholte der alte Häuptling verbittert. «Nicht genügend!»
    «Deine Armee war groß, doch schwach», sagte Attila. «Verbünde dich mit mir, und ich werde dich stark machen.» Er nickte. «Verbündet euch mit uns.»
    Rotkropf starrte ihn an. «Du hast Väter, Söhne und Brüder auf diesem Feld geschlachtet. Die Budun-Boru vergeben nicht so leicht.»
    «Dann entscheiden wir es Mann gegen Mann», sagte Attila. «Du und ich.»
    Rotkropf betrachtete ihn argwöhnisch. Die Wunde an seiner Seite nässte noch, doch der Anführer saß reglos und starr da. Sicherlich war die Wunde nicht schlimm. Er schaute zur Seite.
    «Deine Alten, deine Männer und Frauen und Kinder sind nicht das Einzige, was du gewinnst, wenn du dich uns anschließt.»
    Rotkropf sah ihn wieder an, gegen seinen Willen war er neugierig geworden. «Sprich!»
    «Wir reiten nach Westen. Um gegen Rom zu kämpfen.»
    Rotkropf runzelte die Stirn. «Was ist Rom?»
    «Ein großes Reich. Du wirst mit uns reiten. Wir sind Brüder. Wir werden zusammen gegen Rom reiten, ein Reich so groß wie China.»
    Rotkropf lächelte zum ersten Mal, obwohl wenig Freude darin lag. «Es gibt kein größeres Reich als China.»
    «Es gibt eines, das genauso reich ist, wenn auch nicht so mächtig: das Römische Reich.»
    Rotkropf überlegte angestrengt. Was für einen Grund gab es, diesem mörderischen, verräterischen Emporkömmling zu glauben? Aber er wusste, dass man in den Augen einiger Männer die Wahrheit wie eine Laterne in einem Fenster brennen sehen konnte. Verfluche ihn.
    «Außerdem», sagte Attila und legte die linke Hand flach auf die rechte Seite seiner Brust, «bin ich verwundet. Viele meiner Männer ebenfalls, und noch mehr der eurigen.»
    «Ihr habt unsere Zelte niedergebrannt. Wir können nirgendwo hingehen.»
    «Also gut», erwiderte Attila. «Wir haben genug verhandelt.» Er blickte zum Horizont und hob das Schwert. Der Anführerder Reiter auf dem Hügel, nunmehr kaum zu erkennen in der Dämmerung, hob zur Antwort seinen Speer. Die gefesselten Menschen vor ihm wichen wie wogendes

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