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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Korn im Wind zurück.
    «Warte!», rief Rotkropf.
    Er sah auf seine staubigen, blutigen Hände auf dem Sattelknauf hinab und seufzte. Dann wendete er sein Pferd und ritt langsam auf seine Männer zu.
    Attila wartete.
    Er und seine Männer verstanden zunächst nicht, was als Nächstes passierte. Rotkropf sprach kurz mit seinen Feldherren, und dann stieg er vor ihnen ab, was ungewöhnlich war. Sie konnten nicht hören, was sie redeten. Rotkropf sank plötzlich vor den anderen in die Knie, als würde er um Verzeihung bitten, dass er die Schlacht gegen einen derart unterlegenen Feind verloren hatte. Dann fiel er auf die Seite, und sie sahen mit Entsetzen, dass es nur noch sein Rumpf war. Der Kopf rollte in den Staub. Der Krieger, der vor ihm stand, hielt noch das Krummschwert in der Hand. Er hatte Rotkropfs Nacken mit einem einzigen Streich durchtrennt.
    Der Krieger richtete sich zu seiner vollen Größe auf. In seinem weißgekalkten Haar steckten viele Federn, er war deutlich jünger als Rotkropf. Nicht älter als vierzig, vielleicht sogar noch jünger. Seine Brust war breit und äußerst muskulös, er sah kräftig wie ein Stier aus. Er steckte das Schwert wieder in die Scheide, ohne das Blut abzuwischen, und schwang sich auf sein Pferd.
    «Mein Name ist Himmel-in-Fetzen», sagte er ganz unvermittelt, «Häuptling der Kutrigurischen Hunnen. Wir nehmen euer Angebot an. Ihr seid unsere Brüder. Ihr seid gute Kämpfer. Wir werden mit euch reiten.»
    Er war vierschrötig und überaus kräftig, hatte aber eine heisere, seltsam hohe Stimme. Seine Augen waren klein und misstrauisch, nichts von Rotkropfs grüblerischer Intelligenz lag darin. Er würde kein guter Häuptling sein.
    Attila nickte. «Willkommen.»
    ***
    Beide Stämme verbrannten ihre Toten. Acht von Attilas Männern waren gefallen. Die meisten Überlebenden waren mehr oder weniger schwer verwundet.
    Yesukai, der junge, ehrgeizige Yesukai, der immer bei allem der Erste sein wollte, auch jetzt war er es: der Erste von Attilas Feldherren, der den Weg allen Fleisches ging, und dabei war er doch der Jüngste! So ist es oft im Krieg.
    Der Bogen, der seinen Oberarm durchbohrt hatte, war bis in die Brust vorgedrungen. Das Blut, das ihn von der Schulter bis zum Oberschenkel bedeckte, war sein eigenes. Er hatte es, ohne zu überlegen, hingegeben, als besäße er das ewige Leben.
    Nun lag er sterbend an einen der schwarz gewordenen Pfähle gelehnt, Chanat hielt seinen Kopf in der Dämmerung. Er wollte kein Wasser trinken. Er sprach ganz langsam, mit halbgeschlossenen Augen, und jedes Mal sprudelte Blut zwischen seinen Lippen hervor, das Chanat zärtlich wie eine Mutter abwischte. Aladar, Attila und Orestes standen daneben. Abwechselnd, dem Brauch gehorchend, knieten sie und alle Feldherren vor Yesukai nieder und baten ihn um Verzeihung für alles, was sie ihm zu Lebzeiten angetan haben mochten. Als Antwort lächelte Yesukai nur sein jungenhaftes Lächeln und murmelte: «Nein, ihr habt mir nichts angetan   …» Er streckte die unblutige Hand aus und legte sieihnen auf die Stirn, um sie zu segnen. Jeder von ihnen erhob sich mit Tränen in den Augen. Sie waren wie Brüder während der langen Ritte und des langen Kampfes gewesen.
    «Meine Frauen», murmelte Yesukai, «meine Jüngste, Kamar. Ich hatte sie sehr lieb.» Sein Kopf sank vornüber, und sie dachten, er sei tot. Doch dann sagte er: «Mein Herz trauert um Kamar.» Seine Augen waren geschlossen, man konnte ihn kaum verstehen. Attila kniete nieder, um ihn besser hören zu können. «Und meine Kinder, meine Söhne und Töchter. Nehmt sie in eure Obhut.»
    «Als ob sie Söhne und Töchter eines Königs wären», sagte Attila.
    Chanat wischte den Mund des jungen Mannes ein letztes Mal ab, und dann kam auf einmal kein Blut mehr.
    Es war Nacht, als sie seinen Leichnam auf einem großen Scheiterhaufen aus trockenem Gesträuch verbrannten, zusammen mit den Leichen der acht anderen Krieger, die an jenem Tag gestorben waren. Der Scheiterhaufen war nur einer von vielen, die auf dem Schlachtfeld aufgeschichtet wurden; auch die Kutriguren verbrannten ihre Gefallenen. Kleine Leuchtfeuer in der leeren, stummen Landschaft unter dem dunkelblauen Himmelsgewölbe.
    In der Mitte seines Scheiterhaufens loderte Yesukais Leichnam, sein Brustkorb war bereits bis auf die Knochen verbrannt und zerfiel zu glühender Asche. Die Funken flogen nach oben und verloren sich zwischen den Sternen, während Attila und seine Männer seine Seele mit

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