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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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sich an, als klebte einer an der Sohle seiner Sandale. «Sirmium gehört offensichtlich mir. Am Zusammenflussder Donau und des – wie heißt er? Ich kann mir das nie merken. Des   …»
    «Der Sava», sagte Galla.
    «Tatsächlich?» Der Kaiser gab ein manisches, hohes Kichern von sich. «Aber dann, dahinter, dieses Stück   … ich meine, es ist ein bisschen unklar, es ist   … Singidunum gehört ihnen, nicht wahr?»
    Galla Placidia schaute fragend zu mir herüber.
    «Singidunum gehört zur Präfektur des Praefectus Praetoria per Illyricum», versicherte ich, «und damit ist es ebenfalls der Herrschaft Eurer Majestät unterstellt.»
    «Ist es das?» Valentinian schaute wie ein Kind drein, dem man gerade ein unerwartetes Geschenk gemacht hatte. «Es ist ein Weilchen her, seit wir unsere Grenzen an der Donau bereist haben, muss ich gestehen.»
    «Und das Gebiet von Singidunum aus ostwärts nach Viminacium und jenseits davon untersteht Theodosius?», fragte Galla. Sie sprach mit mir. Ich nickte. «Zumindest Viminacium ist stark befestigt, oder?»
    «Muss es das sein?», fragte Valentinian. «Weshalb?» Er sah wieder ängstlich aus. «Weshalb muss es befestigt sein?»
    Auf die Gefahr hin, meinen Kopf zu verlieren, ignorierte ich den Kaiser und antwortete seiner Mutter. Die Worte des jüngsten Berichts des Werkmeisters in Viminacium waren mir noch allzu deutlich im Gedächtnis. Geldknappheit   … keine Soldzahlungen seit Monaten   … zahlreiche Fälle von Fahnenflucht   … Lohnkosten und Engpässe bei angemessenen Baustoffen   … Verfall der Donauflotte   … mangelnder Informationsaustausch mit Aquincum   … baufällige Mauern   … ein extrem instabiles Pförtnerhaus   … Brücke, rundum zu erneuern   … bröckelnde Flussdämme, die ein gefährliches Absinken der Mauern des Westwalls verursachen   … Und keinbisschen besser verhielt es sich in Sirmium oder Singidunum oder Aquincum oder Carnutum oder mit irgendwelchen anderen Bauten der Grenzanlagen.
    «Ich glaube», sagte ich vorsichtig und ebenso aufrichtig, «dass die Einnahme Viminaciums noch immer eine sachkundige Belagerungsarbeit erfordert.»
    Galla begriff. Ein einfaches Nomadenheer, egal wie groß, konnte eine römische Legionsfestung nicht einnehmen.
    «Und die Siebte ist noch immer dort stationiert?»
    Die Siebte. Die einst legendäre Legio   VII. Claudia Pia Fidelis. Wie alle Legionen war auch sie nur noch ein Schatten ihres früheren Selbst: eine Handvoll dürftig ausgerüsteter Zenturien, die in einem modernden Kastell am Ufer vor sich hin gammelten. Dem Würfelspiel ergeben, streitend, billigen Wein trinkend. Nicht einmal mehr imstande, die einheimischen Mädchen zu verführen – ohne ihren Sold in den Geldbeuteln einzusetzen. Es waren höchstens fünfhundert Mann anstelle der einstmaligen fünftausend. Aëtius hatte sein Bestes getan, doch genug war es nie. Nie gab es Geld, nie bestand Dringlichkeit, nie war Zeit.
    «Ihre Größe entspricht nicht dem, was sie einmal war», antwortete ich. «Doch, ja, sie ist noch dort stationiert.»
    Galla war über alles im Bilde. Sie führte auch die   XIV. Legion bei Carnutum, die   I. bei Brigetio, die wilde   IV., Scythica, bei Singidunum an sowie die   II. Legion bei Acquincum nebst der Donauflotte oder eher ihrer kümmerlichen Überreste.
    Sie warf einen neuerlichen Blick auf die Karte und tippte auf die barbarischen Lande jenseits des Flusses, jene üppigen Ebenen zwischen Donau und Theiß. Auf der Karte trug dieses Land noch den altertümlichen Namen, der von den Menschen, die einst dort gelebt hatten, herrührte. Valentinian reckte den Hals und las ihn laut vor.
    «Sarmatisches Jazygien», wiederholte er langsam, beinahe liebevoll. «Sarmatisches Jazygien. Ich mag diesen Namen.» Er sah mich an und lächelte mir auf eine Weise zu, die ich nur als einfältig beschreiben kann. «Ich wünschte, ich hätte einen Freund mit dem Namen Sarmatisches Jazygien.»
    «Es liegt direkt auf der Grenze», fauchte seine Mutter ihn an, «und es gibt einen Grund, warum wir darüber sprechen. Und dieser Grund heißt Attila.»
    Valentinian starrte sie an.
    «Nun, ich habe mich erkundigt», sagte sie spröde. «Attila ist tatsächlich ihr König. Sein Bruder, Bleda, der vielleicht unser Verbündeter gewesen wäre oder wenigstens unser neutraler
foederatus,
ist bereits tot. Attila wird nicht unser Verbündeter sein. Attila wird unser Feind sein. Aus diesem Grund ist er hergekommen, deswegen lagert er mit

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