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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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seiner riesigen Horde im» – und sie spuckte ihm die Worte geradezu ins Gesicht – «sarmatischen Jazygien. In Kürze wird er über den Fluss ins Land einfallen, genau an der Schnittstelle zwischen unseren beiden Reichen. Er will uns verwirren und gegeneinander in Stellung bringen. Ich weiß, dass er kein Dummkopf ist. Er ist ein Mann von äußerster Gerissenheit. Hier bei Singidunum wird er angreifen, oder in der Nähe. Wir werden erzittern, er wird weiterreiten. Er wird an der Spitze von einhunderttausend Reitern stehen, da wäre es nicht schlecht, wenn wir uns entsprechend vorbereiten!»
    Sie bebte fast vor unterdrückter Wut, als sie ihrem Sohn ins zuckende Auge blickte. «Euer Majestät.»
    Plötzlich ging Valentinian ein Licht auf. Gefahr war im Verzug! Er konnte es nicht begreifen, er war fassungslos und verängstigt. Er lief in hektischen Kreisbewegungen auf undab, und als er sprach, klang es ein bisschen wie ein Wimmern.
    «Weshalb? Aber weshalb? Warum wollen sie mich angreifen? Wer sind sie? Was wollen sie?» Dann wurde er zornig und böse, seine jämmerliche Furcht wandelte sich in Aggression und zuletzt in Grausamkeit, wie es bei Feiglingen oft der Fall ist. «Wir werden sie angreifen! Wir werden gegen sie marschieren! Mal sehen, wie ihnen das gefällt!»
    Er versuchte sich aufzurichten, berührte mit den Fingerspitzen seine purpurne Stola und bemühte eine herrschaftlichere Ausdrucksweise. «Wie können sie es wagen, Unsere Kaiserliche Hoheit zu brüskieren und die Grenzen Unseres souveränen Territoriums in Frage zu stellen!»
    «Wir sollten General Aëtius zurückberufen», sagte Galla Placidia und versuchte, ruhig zu bleiben. «Egal, welche Beleidigung er Eurer Kaiserlichen Hoheit in der Vergangenheit zugefügt haben mag. Innerhalb der Legionen kann er noch auf eine beachtliche Loyalität bauen, und er kannte diesen Attila in seiner Jugend. Er war Geisel im Lager der Hunnen. Sie sind im gleichen Alter.» Sie versuchte, ihre Abneigung zu verbergen. «Der General spricht sogar einige Brocken ihrer barbarischen Sprache.»
    Valentinian blickte seine Mutter finster an. «Er ist eine genauso große Bedrohung wie die Hunnen.»
    Galla schüttelte den Kopf. «Nein, er ist   …»
    Valentinians Wutausbruch kam unvermittelt. «Widersprichst du mir, Weib? Besinne dich, wer du bist! Und wer
wir
sind!»
    Galla biss sich auf die Unterlippe.
    «Dieser Aëtius bringt uns nichts als Ärger! Mir gegenüber verhielt er sich nie anders als flegelhaft!» Er schlug mit der Hand auf die Landkarte. «Ich werde ihn nicht zurückholen,auf keinen Fall!» Er stampfte mit dem Fuß auf. Als er den nächsten Schritt machte, blieb, flach auf dem Marmor zerdrückt, ein kleiner weißer Trüffel zurück.
    «Wo ist er jetzt? Bei den Goten? Bei diesen riesenhaften und haarigen Höhlen-Germanen, mit denen er sich so gut versteht, die nach Zwiebeln und ranziger Butter stinken?» Seine Blicke schossen zwischen mir und der Kaiserin hin und her, die Zunge – aus irgendeinem Grund – weit herausgestreckt, mit der Spitze berührte er fast das Kinn, und die Zeigefinger – vielleicht sollten sie Hörner darstellen – wackelnd über dem Kopf ausgestreckt. «Na? Na?»
    Ich gab mir Mühe, mich zu beherrschen. «Am Hof Theoderichs, Eure Majestät, das ist korrekt.»
    «Sie müssen bestraft werden! Und die Hunnen genauso, sie müssen bestraft werden! Sie aber zuerst. Man muss sie warnen, ihnen einen Warnschuss verpassen wie einen Pfeil, wie einen fliegenden Pfeil.» Valentinian stammelte nun vor sich hin, während er im Zimmer auf und ab lief, mit der rechten Hand an den Fingern seiner linken zog und auf der Lippe herumkaute, bis sich Hautfetzen lösten. Gleich wird er zu sabbern anfangen, dachte ich insgeheim. «Wir haben keine Angst, so verhält es sich nämlich. Eine Strafexpedition, das ist es nämlich. Eutropius!»
    Der Kämmerer kam aus dem Vorzimmer hereingestürzt, in dem er zweifellos jedes Wort mit angehört hatte. Er breitete seine goldene Dalmatika weit aus, kniete zu Füßen des Kaisers nieder und küsste den Saum seines Gewandes – der Saum war mit Blut bespritzt, und ein kleines verfilztes Klümpchen, wie ein Fetzen Menschenhaar, klebte daran.
    «Schicke eine Nachricht an die Vierzehnte bei Viminacium. Oder ist es die Siebte? Sagtest du die Siebte?»
    Ich nickte.
    «Nun denn. Schicke eine Nachricht an die Siebte bei Viminacium. Sie sollen eine bewaffnete Truppe entsenden, eine Kohorte oder dergleichen, so viele Männer sie

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