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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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sich.
    Aëtius sagte: «Deine sechs Söhne, Herr. Brave Burschen.»
    «Welpen.»
    «Welpen bessern sich beim Training.»
    Theoderich sah ihn durchdringend an.
    ***
    Aëtius ritt in der Dämmerung mit dem Segen des Königs und nur zwei gotischen Kriegern als Eskorte davon. In diesem Teil des Reiches drohte keine Gefahr. Die verschlafenen, ausgedörrten Straßen der ehemaligen Provinz fühlten sich wie das sichere Herz des Imperiums an.
    Das Stadttor Tolosas öffnete sich, und die drei Männer ritten weiter. Sie waren erst einige hundert Meter auf der Straße vorangekommen, als ein mächtiger Trompetenklang von den Türmen der Stadt zu ihnen herabschallte. Aëtius und seine Begleiter zügelten ihre Pferde und blickten zurück.
    Die hölzernen Tore der Stadt schwangen langsam auf. Hinaus ins Sonnenlicht ritt in beeindruckender Schlachtordnung ein Heer von mindestens tausend gotischen Wolfskriegern in ihren langen roten Umhängen, ihre aschgrauen Speere hingen tief an den Flanken ihrer Pferde. Stolze Banner flatterten in der Brise, Pferde schnaubten ungeduldig – weiße Pferde aus edelster gotischer Zucht, stark und kräftig und mit schimmernder Mähne. An der Spitze der majestätischen Kolonne ritten zwei Jünglinge mit dünnen Goldkronen inihrem langen, hellen Haar: die Prinzen Theoderich und Torismond, Söhne des Donners. Aëtius war tief bewegt.
    Von der Spitze des Torturms dröhnte ein Stimme über die scheidenden Reiter hinweg: «Zieht nach Osten und verprügelt die Hunnen mit meinem Segen, ihr Burschen! Und meinem alten Herzen zuliebe: Brecht ihre gottlosen Knochen!»
    ***
    Der Ritt zurück nach Rom verlief friedlich. Bei der Ankunft gab es nur wenige Neuigkeiten.
    «Eine Strafexpedition?», echote Aëtius.
    «Allerdings!» Valentinian war wie berauscht im Gedanken daran. Er strahlte den zurückberufenen General an und vergaß dabei sogar sein früheres Misstrauen. Ihm kam nicht einmal die Frage in den Sinn, wer Aëtius – hinter seinem Rücken und gegen seinen Willen – zurückbeordert haben mochte. Er hüpfte fröhlich durch das Zimmer und schenkte dem General eigenhändig ein Glas rosafarbenen albanischen Wein ein.
    Der General schlug den angebotenen Becher aus. «Wie lang ist das her?», wollte er wissen. «Wo ist Kaiserin Galla Placidia? Wie lautete die Antwort von Kaiser Theodosius in Konstantinopel? Untersteht Transpannonien nicht seiner Rechtsprechung?»
    «Alles Gewäsch und Geseire!», schrie Valentinian. «Theodosius ist kein Kriegerkaiser wie wir! Und so war es an uns, für den vernichtenden Schlag zu sorgen. Ein kurzer, scharfer Stoß. Und gleich ein ganzes Glied vom Körper ihres Volkes abgeschnitten!»
    «Ein ganzes   …? Eure Kaiserliche Exzellenz, welche Form hat diese Strafexpedition genau angenommen? Wie viele Gefangene wurden gemacht?»
    «Gefangene? Keine! Man hat sie dem Schwert übergeben wie alberne, kläffende Welpen! Das war ihnen eine Lehre! Diese Barbaren hätten es sonst nicht verstanden. So springen sie selbst mit anderen um.» Valentinian wedelte ermahnend mit dem Finger. «Auge um Auge, General, und Zahn um Zahn. Von diesem Pack wirst du eine Weile lang nichts mehr hören, das sage ich dir!»
    «Männer, Frauen, Kinder   …»
    «Gewürm, das ganze Pack! Barbaren jenseits von Recht und Vernunft. Zwiebeln und ranzige Butter! Man muss es ihnen klarmachen. Man muss grausam sein, um nett zu sein. Ein Präventivschlag, General Aëtius.» Sichtlich steigerte sich Valentinian in martialisches Selbstvertrauen hinein, seine sonst fahlen Wangen glühten regelrecht. «Einige wenige müssen sterben, damit eine weitaus größere Zahl leben kann. Das ist das Wesen der Dinge, insbesondere das Wesen des Krieges. Es ist eine Art Opfer auf dem Altar des Friedens!»
    Mit zusammengebissenen Zähnen erbat Aëtius die Erlaubnis, sich zu entfernen.
    Zunichte waren seine Pläne, in Ostia das Kommando zu übernehmen. Zunichte waren seine hochtrabenden Ambitionen, die Mittelmeerflotte dort unten in den verfallenden Werften neu zu errichten und danach nach Karthago zu segeln, um die afrikanischen Getreidefelder von den Vandalen zurückzuerobern. Als hätte sie jemand mit einer Fackel angesteckt, waren alle Pläne in Rauch aufgegangen.
    Bald würde man ihn andernorts brauchen, ihn und seine gotischen Wolfskrieger. An einer ganz anderen Grenze.

Epilog
Die Überquerung
    Ein Junge angelte in einem kleinen Nebenfluss der Donau, er war dabei nicht allzu ehrgeizig. Der Fluss mit seinen ständig wechselnden

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