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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Mannes auf deinem Rechenstuben-Buckel lasten, mal sehen, wie dir das gefällt!»
    Theoderich wandte sich wieder dem Schachspiel zu. Entschlossen bewegte er eine seiner Figuren und setzte sie mit solcher Wucht ab, dass das Brett wackelte und viele Figuren sich mitbewegten.
    «Die Hunnen», knurrte er. «Bündnisse. Ich weiß, was du suchst: ein neues Bündnis, damit meine Krieger losreiten, um Rom zu verteidigen. Und dieser Britannier Lucius, auch er soll zu deiner Verteidigung mitreiten.» Er lachte bitter. «Tu dir keinen Zwang an und reise nach Britannien, um die Sachsen zu bekämpfen! Am Jüngsten Tag werden wir alle attackiert!»
    Aëtius studierte das Brett.
    «Aber ich bin alt, mein römischer Freund. Meine altenAugen tränen und werden leicht von der Sonne geblendet. Meine Ohren hören leider weniger als früher. Obwohl sie auch weniger Unsinn hören.»
    Er wuchtete sich in seinem großen Holzstuhl in eine aufrechtere Position. «Dennoch meine ich, dass ich mich noch überaus königlich betrage in meinem verkrusteten, arthritischen Alter, oder etwa nicht? Hm? Und das, obwohl ich nicht mehr als Haut und alte Knochen bin, zusammengehalten von dieser königlichen
ceinture
.» Er schlug auf den riesigen goldenen Schnallengürtel um seinen breiten Bauch. «Haut und uralte Innereien voll mit Met und Eberfleisch.»
    Plötzlich wandte sich Theoderich in seinem Stuhl um. «Wirfst du ein Auge auf meinen Thron, Bursche?», brüllte er.
    Aëtius hob den Blick. Der zweite Sohn des Königs, der achtzehnjährige hochgewachsene, anmutige Torismond, wartete ehrerbietig darauf, sprechen zu dürfen.
    «Mögest du an den Hämorrhoiden der Hölle selbst leiden, wenn du vor der dir bestimmten Zeit hier Platz nimmst!»
    «Vater, ich   …»
    «Bring mir einen Topf zum Pissen.»
    Torismond zog sich gehorsam zurück und kehrte einen Augenblick später mit einem Topf wieder.
    Aëtius wandte sich ab und ließ den Blick über die Dächer des Innenhofes schweifen. Mauersegler kreisten am Frühlingshimmel, ihre hohen Schreie flogen über die roten Ziegeldächer der Stadt.
    Der arme Beamte, der das nicht unterzeichnete Dokument noch immer umklammert hielt, trippelte im Schatten des Säulengangs davon und hoffte, unbemerkt davonzukommen, als Theoderich ihn entdeckte.
    «Hier, Bleichgesicht! Nimm diesen Topf. Hier, Mann,nimm ihn mir ab! Der Teufel soll dich Trottel holen, dass du Angst hast, deine Hände mit der königlichen Pisse zu verunreinigen, wo du dir die Hände täglich mit fremdem Gold beschmutzt.» Rückwärts stolpernd entfernte sich der Beamte. «Buchhaltersklave!», brüllte der König ihm hinterher. «Münzenzähler! Fort mit dir und schütte das über die Palastrosen! Sie werden umso süßer duften!»
    Er schaute Aëtius wieder an, nahm einen tiefen Schluck aus dem schlichten Holzbecher neben ihm und schmatzte mit den Lippen. «Zwischen Goten und Römern kann es kein Bündnis geben, alter Freund. Die Vergangenheit verbietet es. Die Vergangenheit spottet dem, auch wenn zwischen dir und mir Freundschaft bis zum Tod herrschen wird. Wir sind beide Christen, oder? Trotzdem nennst du mich einen Arianer und einen Häretiker.»
    Aëtius schüttelte den Kopf. «Wir sind beide Christen. Ich bin kein Theologe.»
    «Lass das Leisetreten, Mann. Ich weiß, du hast ein mutigeres Herz als diejenigen, die ihre Überzeugungen verstecken wie ein Bär seinen Mist! Ist der Sohn dem Vater ebenbürtig? Ist mein Sohn mir ebenbürtig?» Er schaute sich nach Torismond um, der geduldig wartete. «Bist du größer als dein Vater, Bursche?», bellte er.
    Der Jüngling verbeugte sich anmutig. «Das bin ich nicht, Herr.»
    «Ich schon», rief eine helle, mädchenhafte Stimme, «und auch ein gutes Stück hübscher anzusehen!» In einer wirbelnden Wolke aus weißem Stoff und wehendem blondem Haar tänzelte ein junges Mädchen über den kleinen Innenhof, warf die Arme um ihren Vater und bedeckte den lachenden König mit einer Flut von Küssen. Es war Amalasuntha, Theoderichs einzige Tochter, etwa vierzehn Jahre alt, und er hütete siewie seinen inzwischen wässrigen Augapfel. Er war vernarrt in sie. Ihren sechs älteren Brüdern ging es ganz genauso. Sie mochte ein wenig verzogen sein, aber keiner von ihnen störte sich daran. Sie war eitel und sorglos, besaß aber ein liebevolles Wesen, war temperamentvoll und lachte viel. Eines Tages würde sie eine ziemlich gute Partie abgeben. Aber wehe dem Mann, der es wagte, ihre Ehre oder ihren Namen vor diesem Tag zu

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