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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Falken. Zwar war er zuweilen etwas wehleidig, andererseits hatte er nicht einen einzigen Tag im Bett verbracht, seit er im Alter von acht Jahren in vollem Galopp von seinem Pony gestürzt war und sich das Bein gebrochen hatte.
    Aëtius empfand tiefe Achtung und Zuneigung für ihn und wünschte manchmal, das Buch der Geschichte hätteumgeschrieben werden können. Doch jeder ist, was er ist. Kein Mensch kann seinen Stamm wechseln.
    Während Aëtius sich an diesem Nachmittag anschickte, den Gotenkönig im Schach zu schlagen, sprach er mit ihm über die Geschicke der Welt. Über die primitive Herrschaft der Vandalen in Nordafrika. Theoderich brummte nur. Aëtius berichtete ihm, wie der viehische König der Vandalen, Genserich, nachdem er am Krieg zur See Geschmack gefunden hatte, von seiner Hauptstadt Karthago aus in See stach – welch Ironie! – und viele der Inseln in der Ägäis einnahm. Die Bewohner von Zakynthos hatten am heftigsten Widerstand geleistet. Als sie zuletzt doch aufgrund ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit niedergedrückt worden waren, ließ Genserich jeden Mann, jede Frau und jedes Kind auf der Insel enthaupten und die Berge von Köpfen ins Meer schippen.
    Von unterhalb seiner grauen, buschigen Augenbrauen schaute Theoderich zu seinem Gast auf. Doch er sagte noch immer nichts.
    Es war während dieser Schachpartie, als ein Bote mit zwei Briefen für Aëtius hereinkam. Er nahm den ersten und riss ihn auf. Nachdem er ihn gelesen hatte, verharrte er eine lange Zeit in Gedanken.
    «Sind es schlechte Nachrichten?», fragte Theoderich.
    Aëtius nickte langsam. «Sie kommen von einem Mann, dessen Namen ich fast schon vergessen hatte.» Er fasste sich und sprach nun forscher. «Von einem Britannier namens Lucius.»
    «Ein guter römischer Name.»
    «Er war ein treuer römischer Soldat. Ein guter Mann. Ein Leutnant, soweit ich mich erinnere. Er war es, der – ja, seltsam, dass ich mich jetzt daran erinnere: Er war es, der den Knaben Attila auf der großen Flucht aus Rom begleitete, damalsim Jahr 410, und der später eine weite Reise zum Lager der Hunnen unternommen hat, um seinen eigenen Sohn aufzuspüren und zurückzukaufen. Eine unglaubliche Geschichte, eines Tages erzähle ich sie dir.»
    «Was will er von dir?»
    «Was jeder von mir will – außer Rom», antwortete Aëtius. «Militärische Unterstützung. Die ich jetzt nicht bieten kann.» Er überflog den Brief erneut. «Er muss fünfzig sein, nein, älter. Vater von guten Söhnen. König eines kleinen Königreiches, wie er sich ironisch ausdrückt, im Westen Britanniens, in Dumnonia. Aber das Bild, das er zeichnet, ist kein schönes. Die Pikten, schreibt er, drängen plündernd immer weiter nach Süden vor, und die heidnischen, räuberischen Sachsen werden immer dreister. Im Osten Britanniens, schreibt er, hätten sich Sachsen, die in Kleinkriegen als Söldner herbeigerufen worden waren, bereits angesiedelt und würden dauerhaft bleiben. Er ist nicht allzu optimistisch.» Der General schüttelte den Kopf. «Aber ich kann ihm nicht helfen. Es geht nicht.»
    «Was ist mit dem anderen Brief?», fragte Theoderich ruhig.
    Aëtius riss ihn auf und las ihn, dann ließ er ihn in sein Gewand gleiten. «Wie seltsam, dass ich gleich doppelte Nachricht erhalte. Auch das ist eine Erinnerung an die Hunnen und an einen besonderen Mann unter ihnen. Ganz plötzlich taucht er wieder auf. In einem Brief aus Rom.»
    «Der besagt?»
    «Der besagt, dass das Volk der Hunnen zurückgekehrt ist und jenseits der Donau Lager bezogen hat.»
    Theoderich warf ihm einen stechenden Blick zu. «Wer ist ihr König?»
    «Er ist es», sagte Aëtius. In seiner Stimme lag ein Hauchvon Verwunderung. «Der Knabe ist zurückgekehrt. Attila. König Attila.» Er schwieg eine Weile, dann sagte er: «Galla Placidia sendet mir ihre Grüße. Sie befiehlt meine Rückkehr.»
    «Und der Kaiser?»
    Er erwiderte nichts.
    Ein Beamter wählte diesen unglücklichen Moment, um vor den König zu treten und einen Siegelstempel auf ein Dokument zu erbitten.
    Theoderich fuhr wütend herum. «Aus meinen Augen, du bleichgesichtiger Buchhaltersklave!» Die Wucht des Ausbruchs ließ den armen Mann mit offenem Mund rückwärtstaumeln. «Du Küchenjunge! Du Dummkopf aus der Rechenstube! Komm und sag mir, wie viel Gold mein Schatzhaus noch ziert! Was kannst du eigentlich, außer übers Gold zu reden! Ich will sehen, wie deine bübchenhaften Schläfen von den Sorgen eines Mannes zerfurcht werden und die Bürden eines

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