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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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Forum begann die Straße von Konstantinopel, die Mese, die sich ganze drei Meilen lang bis hin zum Goldenen Tor in der Stadtmauer erstreckte. Die Mese war die noble Einkaufsstraße der Reichen von Byzanz, es gab dort die herrlichsten Juweliergeschäfte und Parfumläden inkühlen Marmorarkaden, unter denen sich märchenhaft teure farbige Seidenballen türmten. Daneben fanden sich kleine Stände mit kunstvollen Lederwaren, wo die Einwohner gern überaus weiche Gürtel oder Geldbörsen kauften, die aus den Häuten abgetriebener Zicklein gemacht wurden. Die Reichen, das ist weithin bekannt, haben nun einmal einen ausgefallenen Geschmack.
    Überall herrschte rege Betriebsamkeit, herrschte Überfluss.
    Es sei denn, man war arm.
    Die unglücklichsten Einwohner der Stadt, die Ärmsten der Armen, vegetierten in übelriechenden Straßen dahin, wo Milane ihre Beute aus dem Müll pickten und Ratten nachts die Kinder bissen. Mit der wahren Natur des Gottessohnes hatten sie nichts im Sinn, und an Schmuck oder Seidentücher verschwendeten sie keinen Gedanken.
    ***
    Galla kam an einem Tag in der Stadt an, als diese sich nach dem Sieg über die Armeen der stets bedrohlichen Perser im Osten noch im wohlgefälligen Triumph sonnte; zudem wurde gerade die Hochzeit des jungen Kaisers Theodosius   II. mit seiner wunderschönen Braut gefeiert.
    Theodosius war Gallas Neffe, und sie mochte ihn sehr. Er war damals Anfang zwanzig, freundlich, gebildet, ein guter Reiter und auch auf anderen Gebieten einigermaßen bewandert. Er verfügte über ein paar Generäle, die etwas taugten, und das mächtige Geschlecht der Sassaniden aus Persien hatte erst vor kurzem wieder einmal feststellen müssen, dass sie es mit den oströmischen Legionen immer noch nicht aufnehmen konnten.
    Es war Theodosius’ furchteinflößende fromme ältere Schwester Pulcheria, eine überzeugte Jungfrau, die den größten Einfluss am byzantinischen Hof besaß.
    An Höfen und in Palästen werden mehr Gerüchte in die Welt gesetzt als irgendwo anders. Pulcheria verbringe, hieß es, obwohl sie doch so stolz auf ihre Jungfernschaft war, reichlich viel Zeit mit ihren Lieblingsheiligen und Geistlichen hinter verschlossenen Türen. Die meisten dieser Gerüchte stammten jedoch aus der Ecke der Nestorianer, ihren theologischen Feinden. Die Gründe für diese Feindschaft zu erörtern würde jedoch zu weit führen; sie sind überdies ebenso wenig ernst zu nehmen wie die Gerüchte über Gallas Inzest mit ihrem Bruder.
    Im Winter des Jahres 414 hatte der zwölfjährige Theodosius den Thron Ostroms bestiegen. Pulcheria, damals gerade fünfzehn Jahre alt, wurde offiziell die Vormundschaft über ihren Bruder übertragen, außerdem gab man ihr den Titel «Augusta», eine unbedeutende Ehre, wie man glaubte. Doch von dem Augenblick an begann die Heranwachsende zu regieren – und gab die Zügel der Macht in dem unglaublich wohlhabenden Oströmischen Reich während der nächsten sechsunddreißig Jahre nicht mehr aus der Hand.
    Wie gesagt, ihr Bruder, der im Lauf der Jahre immer klüger wurde, war beileibe kein Narr wie Honorius. Den angenehmen Dingen des Lebens zugetan, liebte er schöne Handschriften, ja überhaupt prächtig verzierte Schriften, sodass er den Beinamen «Theodosius Kalligraphos» erhielt. Alle byzantinischen Kaiser hatten einen derartigen Beinamen. Ein anderer hatte das Pech, «Constantinus Copronymos» genannt zu werden, weil er unglücklicherweise als Säugling bei seiner Taufe ins Taufbecken geschissen hatte.
    Unter Pulcherias strengem Einfluss hatte sich der kaiserlichePalast in ein wahrhaftes Nonnenkloster verwandelt. Alle männlichen Wesen waren aus den weiblichen Gemächern verbannt worden. In einem ausgefeilten, langwierigen Ritual in der Kirche der Heiligen Weisheit, der Hagia Sophia, weihten sie und ihre Schwestern, Arcadia und Marina, Gott ihre Jungfernschaft. Goldene Tafeln mit Inschriften und Juwelen wurden am Altar dargebracht, als eine Art himmlische Schuldverschreibung. Nur wenige Stunden später zerrissen sich die vulgären Straßenhändler und Hausierer in der Agora das Maul darüber. Das sei ja kein großes Opfer, meinten sie, denn außer Gott sei sicherlich niemand scharf auf ihre Unschuld. Traurig, aber wahr: Die Schwestern des Kaisers mit ihren länglichen, kalten Gesichtern und ihren glatten, offenbar mit keinen Brusthügeln ausgestatteten Oberkörpern gereichten dem weiblichen Geschlecht nicht gerade zur Ehre.
    Da sie fleischlichen Dingen so sehr abhold

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