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Der schwarze Krieger

Der schwarze Krieger

Titel: Der schwarze Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Napier
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waren dagegen bläulich und sehr fein, vermutlich hatte sie ihm seine Mutter als Baby zugefügt. Er war eindeutig einer aus dem Volk. Doch die Narben auf seiner Stirn waren hier im Land nicht üblich. Außer bei Verrätern, die ins Exil geschickt wurden oder zum Tod verurteilt waren.
    Schweigend wie eine Statue stand Attila vor ihm, von seiner Klinge tropfte noch Blut. Ruga schien wie traumverloren, verwundert und dann auf einmal seltsamerweise erfreut. Er schritt auf den Fremden zu und schlang seine stark behaarten Arme um ihn.
    «Mein Junge!», rief er laut. «Nach dreißig Jahren bist du endlich zurückgekommen. Bestimmt hat Astur dich gesandt. Bestimmt warst du in Asturs Gewahrsam, der dich dreißig Jahre lang schützend unter seinen Fittichen bei sich trug!» Er ließ ihn los und trat ein Stück zurück. «Ich   … ich hatte nie gedacht, dich je wiederzusehen, als ich dich, so wie es Recht und Gesetz war, von hier wegschickte   …», stammelte er. «Nicht einmal ein Tanjou kann sich über das Gesetz seines Volkes hinwegsetzen. Vergiss das nicht, mein Junge, wenn du in dein Königreich zurückkehrst. Ach, Attila, ich hätte alles darum gegeben   …»
    «Du hast meinen Vater ermordet!», sagte Attila ruhig. Er streckte die linke Hand aus, die Handfläche nach oben gerichtet. «Hier ist die Pfeilspitze, die ich in seinem armseligen Grab bei seinem Skelett fand.»
    Ruga starrte ihn an, mit trübem Blick. Er wankte. Dann drehte er sich um und nahm auf der Liege Platz. «Setz dich neben mich», sagte er.
    Attila blieb vor ihm stehen.
    «Attila», sagte der alte König und streckte seine dickliche, starre Hand nach ihm aus, als wolle er sein Gesicht und die Narben des Verräters berühren, ließ sie dann aber wieder sinken. Er holte tief Luft. «Mundschuk war kein verehrungswürdiger Mann. Er wurde umgebracht, das stimmt. Aber ich konnte nichts dagegen tun.»
    Attilas Augen blitzten auf, doch er konnte nicht sprechen.
    «Die Erinnerung geht seltsame Wege.» Ruga schüttelte beinahe sorgenvoll den Kopf. «Und oft ist es mit der Phantasie genauso. Du kennst das Gesetz des Stammes. Nachdem Bleda, dein älterer Bruder, zur Welt gekommen war, lag Mundschuk nie mehr bei deiner Mutter. Er liegt allein in seinem Grab. Ja, umarme mich, mein Junge. Denn ich   …»
    Attila ließ sich auf die Schulter des Königs fallen und schlang seine Arme um ihn.
    Ruga weinte vor Rührung und Glück. «Mein Junge   …», sagte er, «mein Junge   …» Die Stimme versagte ihm. Dann drang auf einmal nur noch ein erstauntes Röcheln aus seiner Kehle.
    Attila wich ein wenig zurück und legte die Hände um den Hals des alten Mannes. In der Hand hielt er noch die Pfeilspitze, die Mundschuk getötet hatte. Mit einem Griff, der so kräftig war wie der Kiefer eines Wolfs, drückte er langsam dem japsenden König die Pfeilspitze in die Kehle.
    «Du lügst», sagte er leise.
    Rugas fleckige Hände fuhren zittrig über Attilas unerbittlichen Griff an seinem Hals, doch sie waren so hilflos wie Motten. Seine Füße, die in Pantoffeln steckten, suchten vergeblich auf der Schilfmatte nach Halt, während seine Augen flehentlich nach oben gerichtet waren.
    Attila drückte fester zu, und die Pfeilspitze drang durch die fleischigen Hautfalten und bohrte sich dann in die Luftröhre des alten Mannes. Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor, schäumendes Blut aus kollabierenden Lungen.
    «Mein Junge   …», keuchte der sterbende König. «Mein Sohn   …»
    Attila legte eine Hand auf Rugas Stirn und presste seinen Kopf nach hinten. Mit dem Daumen der anderen Hand drückte er die Pfeilspitze immer tiefer in die blutbefleckte Kehle, bis die schmutzige, rostige Metallspitze gegen die Wirbelsäule stieß. Mit einer letzten, heftigen Bewegung bohrte er sie vollständig hinein.
    Der alte König war tot.
    Attila zog seinen Daumen aus dem blutigen Loch der Kehle. Es quoll noch Blut heraus, dann versiegte der Strahl allmählich, bis er gänzlich verebbte.
    Attila trat zurück, schweißüberströmt, und starrte auf den toten Mann vor sich. Seine Hände troffen von Blut, und seine Brust hob und senkte sich schwer. Dann schüttelte er heftig den Kopf. Er zückte sein Schwert, griff nach dem verblassten Haarschopf des Königs und hieb ihm den Kopf vom Leib. Anschließend ging er ins Vorzelt, stieg wieder auf sein Pferd, das der Schlächterei teilnahmslos zugesehen hatte, und ritt zum Zelt hinaus.
    Draußen auf der Freifläche, die sich durch die kreisförmige

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