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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ihrigen!«
    »Ich heiße Hum.«
    »Hum? Hum! Das is ja gar keen Name. Sie müssen doch anders heeßen!«
    »Allerdings.«
    »Na, wie denn da?«
    »Ich spreche nicht gern von meinem Namen.«
    »Warum?«
    »Weil er, offen gestanden, mein Schönheitsgefühl beleidigt.«
    »Ach, sehen Sie doch mal an! Da also schtecken die Borschdorfer Aepfel im Gänsebraten! Sie haben eenen Namen, der das Schönheitsgefühl assimiliert! Und da wagen Sie es, eenen Heliogabalus Morpheus Edeward verbessern zu wollen? Ich bin wahrhaftig im Schtande und gebe Ihnen Ihr ganzes Schulgeld zurück! Ihr Name scheint ja noch viel schrecklicher zu klingen als die Schtandesamtsnotiz von David Makkabäus Timpe!«
    Beim Klange dieses Namens horchte der lange Hum auf und fragte rasch:
    »Timpe? Wie kommen Sie zu diesem Namen?«
    »Ich? Ich komme gar nich dazu; er is nich der meine. Ich wollte mich ooch bedanken! Wenn ich Timpe hieße, so schpräng ich da ins Meer, wo das Wasser am dicksten is!«
    »Aber Sie haben vielleicht jemand gekannt, der Timpe hieß?«
    »Ja; ich habe allerdings zwee solche bedauernswerte Personen gekannt; ich kenne sie sogar noch.«
    »Drüben in Ihrem Vaterlande?«
    »Nee. Durch den Namen Timpe wäre mir ja das ganze deutsche Vaterland verleidet und kalfatert worden. Nee, hier in Amerika habe ich sie kennen gelernt.«
    »Wo?«
    »In Rocky-ground.«
    »Wohnen sie etwa dort?«
    »Nee, sie wohnen jetzt hier am Estrecho de Cuarzo, und wenn Sie sie sehen wollen, so is es gar nich notwendig, daß Sie Ihr Fernrohr aus der Säbelscheide ziehen, wenn Sie nämlich eens haben sollten. Sie brauchen sich nur die beeden Jünglinge anzusehen, da den kastanienbraunen Has und dort den semmelblonden Kas; die sind schon seit langer Zeit ganz hoffnungslos mit dem unheilvollen Namen Timpe behaftet.«
    »Wirklich? Sie, Sie heißen Timpe?« fragte Hum, indem er sich an die beiden Vettern wendete.
    »Ja,« antwortete Kas. »Ich heiße Kasimir Obadja Timpe, und dort mein Vetter nennt sich Hasael Benjamin Timpe.«
    »Wo sind Sie geboren?«
    »In Plauen im sächsischen Voigtlande. Sie scheinen sich für unsern Namen zu interessieren?«
    »Allerdings.«
    »Weshalb? Haben Sie etwa jemand gekannt, der auch so heißt wie wir?«
    »Ja.«
    »Wo? Bitte, sagen Sie es uns? Es ist uns das nämlich von großer Wichtigkeit.«
    »Gern, sehr gern! Aber sagen Sie mir vorher, aus welchem Grunde Sie Ihr schönes Sachsen verließen?«
    »Wir haben nicht nötig, es zu verschweigen. Wir suchen hier nach einer Erbschaft, um welche wir betrogen worden sind.«
    »Betrogen? Wieso? Von wem?«
    Es war Hum anzusehen, daß der Gegenstand dieses Gespräches seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm. Kas antwortete:
    »Ein Vetter ist uns damit durchgebrannt. Er hieß Nahum Samuel Timpe und soll jetzt in Santa Fé stecken. Darum sind wir jetzt nach dieser Stadt unterwegs, um den Betrüger zu entlarven.«
    »
All devils!
Von wem soll denn diese Erbschaft stammen?«
    »Von unserm Oheim Joseph Habakuk Timpe, welcher kinderlos in Fayette gestorben ist.«
    »Meine Herren, das ist mir wirklich sehr, sehr interessant. Sagen Sie mir nur noch, woher Sie wissen, daß dieser Onkel ein Vermögen hinterlassen hat!«
    »Von meinen Vettern Petrus Micha Timpe und Markus Absalom Timpe in Plauen, welche grade hunderttausend Thaler erhalten haben.«
    »Und da sind Sie herüber, um sich auch Ihren Teil zu holen?«
    »Ja. Erst habe ich wiederholt geschrieben, ohne aber Antwort zu erhalten, und so machte ich mich dann auf, um den Betrüger zu fassen, der mit der ganzen Summe durchgebrannt ist.«
    Da ließ Hum ein schallendes Gelächter hören und rief in verschiedenen Pausen dazwischen:
    »Und deshalb wollen Sie nach Santa Fé? Das ist gar nicht notwendig. Sie können ihn hier fangen, hier am Estrecho, wo Sie sitzen!«
    »Was? Wie? Sie scherzen! Sie machen sich lustig über uns!« fragten Kas und Has schnell durcheinander.
    »Es ist mein völliger Ernst, obgleich ich lache. Merken Sie denn noch immer nichts? Sie haben Ihre Vornamen Kasimir und Hasael in Kas und Has abgekürzt; ich sprach von meinem nicht schön klingenden Namen und werde Hum genannt. Das ist die Abkürzung von Nahum. Mein Name ist nämlich Nahum Samuel Timpe, und ich bin der betrügerische Vetter, den Sie suchen. Nun greifen Sie rasch zu!«
    Has und Kas waren zunächst sprachlos vor Erstaunen; der stets redefertige Hobble-Frank aber rief begeistert aus:
    »Jetzt haben wir ihn! Jetzt is uns der richtige Kriminal-Timpe in das Garn geloofen!

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