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Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe

Titel: Der schwarze Mustang. Erzählungen, Aufsätze und offene Briefe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch nicht glücklich gemacht. Wir stehen ja hier an der Bonanza of Hoaka, aus deren Namen wir lernen sollen, daß es andre Schätze gibt, nach denen man zu trachten hat. Wir wollen fortan gut zusammenhalten, so gut, daß man, um eine treue Freundschaft zu bezeichnen, einst sagen wird: Grad wie bei Timpes Erben!«
    »Ja, wie bei Timpes Erben!« stimmte der Hobble bei. »Ich habe zwar diesem Namen bis jetzt keinen infulsorischen Beigeschmack abgewinnen können, aber was kein Verschtand der Verschtändigen sieht, das merkt der Rheumatiker, wenn es zieht. So sage ich denn meiner bisherigen Abneigung Lebewohl, und da Sie sich durch lauter abgekürzte Namen auszeichnen, so werde ich, als Vierter im Bunde, diesem Beispiele folgen und ooch zwee Silben schtreichen. Sagen Sie also in Zukunft nur Heliogabalus Morpheus Edeward zu mir; das Franke können Sie weglassen; der Erdkreis weeß es dennoch ganz genau, daß man den weltberühmten Frank darunter zu verschtehen hat. Ich habe geschprochen. Howgh!« – – –

Ibn el ‘amm
von
P. van der Löwen
    Es war ein ziemlich langer Zug von Habanié-Arabern und Fohri-Negern, welcher sich im Wadi Salamat gegen die Berge des Dschebel Marra bewegte. Alle diese schwarzen oder tiefbraunen Männer saßen auf Eseln, denn im Sudan ist das »Schiff der Wüste« nicht zu Hause.
    Voran ritt der tapfere Rakab es Seraf, zu deutsch Giraffenhals, welchen Namen er wegen der ungewöhnlichen Länge seines Halses erhalten hatte. Er war ein Sendbote des Mahdi und wollte seine Schar dem Schwager desselben, dem bekannten Schech El Obed zuführen.
    Wegen der nächtlichen Kühle war die Karawane bereits vor Sonnenaufgang aufgebrochen; der Tag war noch nicht erschienen, und so hatten die Gläubigen ihr Morgengebet noch nicht gesprochen.
    Da trieb Es Ssaghir, der »Kleine«, sein Tier an die Seite des Führers. Er verdankte diesen Namen seiner Zwerggestalt, war aber als ein mutiger Mann bekannt und ritt das einzige Pferd der Karawane, eines jener berühmten Garbani, welche über den Tsadsee nach dem Osten gebracht werden.
    »Schau!« sagte er, nach vorwärts deutend, wo zwischen den auseinandertretenden Felsenhöhen sich ein lichter Streifen des Horizontes sehen ließ, »es naht die Morgenröte, die Zeit, in welcher Saba-Bey den größten Hunger hat. Wollen wir nicht vorsichtig sein und lieber lagern, bis er wieder zu Bett gegangen ist?«
    Saba-Bey ist der Löwe. Der Bewohner jener Gegenden scheut sich, den Namen des Löwen laut zu nennen. Er denkt, das Tier hört es und wird dadurch herbeigerufen. Darum machte Rakab es Seraf sofort eine warnende Handbewegung und antwortete leise:
    »
Dachel Allah
– um Gottes willen! Sprich nicht so laut, sonst kommt der Herr des Erdbebens gerannt, und holt uns beide aus dem Sattel! Er soll sein Lager hier in der Nähe haben; darum müssen wir ganz heimlich vorüberreiten. Sage den Leuten, daß sie kein Geräusch machen dürfen und die ersten Worte der achtundvierzigsten Sure beten sollen!«
    Es Ssaghir richtete den Befehl aus, und bald flüsterte jede Lippe:
    »Wahrlich, dir ist ein großer Sieg verliehen, auf daß dir Gott alle deine Sünden vergebe und seine Gnade an dir vollende und dich leite auf den richtigen Weg und dir beistehe mit seinem mächtigen Schutze.«
    So zog die Karawane möglichst geräuschlos weiter. Die Ufer des jetzt wasserlosen Wadi (Flußbett) hatten sich wieder verengt. Sie stiegen steil empor und verschlossen mit einer scharfen Krümmung den Reitern die Aussicht nach vorn.
    Da plötzlich erscholl jenes tiefe Brüllen, welches röchelnd beginnt, schnell zu fürchterlicher Stärke anschwillt und dann sich in ein donnerartiges Rollen verliert – das Brüllen eines Löwen. Der Araber nennt es
Rad,
d.i. Donner, und bezeichnet den Löwen als den »Herrn des Erdbebens«.
    Alle, Menschen und Tiere erzitterten.
    »
Allah akbar, Allah kerihm
– Gott ist groß, Gott ist gnädig!« rief es durcheinander. »
Kawahm, Kawahm
– schnell, schnell, reitet Galopp!«
    Im nächsten Augenblicke sausten die Reiter im Carriere dahin, daß die beladenen Packtiere, welche sie bei sich hatten, kaum zu folgen vermochten. Die Stimme des Löwen hatte ein mehrfaches Echo erweckt, so daß man nicht genau wußte, von woher sie erschollen war, ob von vorn, von hinten oder von einem der zu beiden Seiten aufstrebenden Felsenufer.
    Als die fliehenden Reiter die Krümmung hinter sich hatten, wurde das Wadi breiter, und vorn, wo sich das linke Ufer senkte, sah man die ersten

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