Der Schwarze Orden
überleben«, bemerkte Newman seufzend.
»Auf jeden Fall werden Sie so eher überleben, als wenn sie mit ihr essen gegangen wären«, bemerkte Paula. »Oder haben Sie schon vergessen, was sie mit Pierre Dumont gemacht hat?«
»Tweed, warum wollten Sie eigentlich nicht, daß ich auch Simone etwas von Ouchy und Wien erzähle?«
»Eine ist genug.«
Da Tweed offensichtlich in Eile war, aßen sie schweigend zu Ende. Dann sah Paula Marler an.
»Wir müssen über die französische Grenze, um in die Schweiz zu kommen. Wollen Sie Ihr Waffenarsenal vorher loswerden?«
»Auf gar keinen Fall. Ich befestige alles mit Klebeband unter meinem Wagen. Wenn Sprengstoff und Zünder nicht miteinander verbunden sind, kann nichts passieren. Da fällt mir ein, ich wollte noch einen Vorschlag machen. Ich glaube, es ist sicherer, wenn Tweed, Nield, Paula und Newman in einem Wagen fahren. Ich bilde mit meinem die Nachhut – nur für den Fall, daß ich geschnappt werde.«
»Einverstanden«, sagte Tweed.
»Und«, fuhr Marler fort, »wenn wir uns in Genf aus den Augen verlieren, würde ich vorschlagen, wir treffen uns vor dem Hauptbahnhof.«
»Einverstanden.«
Inzwischen war es ganz dunkel geworden. Auf der beleuchteten Terrasse herrschte eine sehr friedliche, fast idyllische Stimmung. Paula versuchte, nicht mehr an den Mordanschlag auf Tweed zu denken, als er aufstand und sie am Arm nahm.
»Genießen wir noch ein letztes Mal die Aussicht.«
Während die anderen auf ihre Zimmer gingen, um ihr Gepäck zu holen, traten Tweed und Paula an den Rand der Terrasse. Der Mond war hinter der einzigen Wolke am Himmel verborgen. Zwischen den dunklen Silhouetten der Hügelketten lagen, wie Diamanten hingestreut, vereinzelte Inseln aus Licht – kleine Dörfer, die sich an die Hänge der Hügel schmiegten. Dann kam der Mond heraus und tauchte die ganze Szenerie in zartes Licht.
»Wie in einem Traum«, sagte Paula ruhig.
»Wenn es sich so einrichten läßt, sehe ich zu, daß Sie noch einmal hierherkommen können«, erklärte Tweed.
»Vielleicht könnten Sie ja mitkommen.«
»Es wäre mein erster Urlaub seit zwanzig Jahren.«
Nach seinem Anruf bei Fred Brown im Chateau d’Avignon kamen Hassan Bedenken.
Wegen der Schwüle, die auch noch nach Einbruch der Dunkelheit herrschte, trank er etwas Wasser. Wasser. Die ultimative Kriegswaffe. Er rief Tina Langley ein zweites Mal an.
»Ich möchte, daß du noch heute nach Ouchy fährst. Ich buche im Beau Rivage ein Zimmer für dich – das ist nicht weit vom Hauptquartier des
Institut,
das direkt am See liegt. Ich glaube, morgen abend sind Tweed und die anderen Mitglieder Vergangenheit.«
»Warum morgen abend?«
»Ich habe gehört, das Treffen in Ouchy findet morgen abend statt. Voraussichtlich sind deine Dienste nicht mehr erforderlich.«
»Und was ist mit meinem Honorar?« fragte Tina ungehalten.
»Du wirst schon eine Entschädigung erhalten.«
Danach hatte er aufgelegt. Wütend knallte Tina den Hörer auf die Gabel. Dann dachte sie darüber nach, was Hassan gesagt hatte. Mit etwas Glück würde Tweed überleben, und dann konnte sie das kleine Vermögen einstreichen, das Hassan ihr in Aussicht gestellt hatte.
Hassan rief Simone Carnot an und erteilte ihr die gleichen Anweisungen. Im Gegensatz zu Tina nahm sie alles sehr gelassen auf. Sie hatte genug auf die hohe Kante gelegt. Sie führte keinen aufwendigen Lebensstil und hatte wie Karin Berg ihr Geld gut angelegt.
Als sie gemeinsam vom Chateau des Avenieres aufbrachen, fuhr Paula den ersten Wagen, Marler den zweiten. Kurz bevor sie am Chateau d’Avignon vorbeikamen, ließ sich Marler ein Stück zurückfallen. Sie wollten nicht riskieren, das jemand, der sich in der Einfahrt des Hotels postiert hatte, sie sah.
»Der arme Harry«, sagte Paula, als sie daran vorbeifuhren. »Das Tor ist geschlossen. Er muß sich wie im Gefängnis vorkommen.«
»Harry macht es nichts aus, auf eigene Faust zu operieren«, sagte Tweed, der neben ihr saß.
»Sicher hat er sich schon schlafen gelegt«, bemerkte Nield. »Aber nicht ohne einen Stuhl unter den Türgriff zu klemmen. Harry geht keine unnötigen Risiken ein.«
»Ich glaube, das Gesindel dort hat andere Dinge im Kopf«, meinte Tweed.
»Was für andere Dinge?« fragte Paula.
»Ich fahre gern nachts«, sagte Tweed. »Das hat so etwas Beruhigendes. Können Sie Marler sehen? Ich nicht.«
»Nein, er hat sich ein Stück zurückfallen lassen. Aber sicher hat er uns bald wieder eingeholt. Ja, da kommt er
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