Der Schwarze Orden
schon…«
Marler hatte ein Problem, beziehungsweise war er ziemlich sicher, daß er eines hatte.
Hinter ihm war ein Peugeot aufgetaucht, der ihm zu folgen schien. Ob er recht hatte, würde sich früh genug zeigen. Marler zerbrach sich nie den Kopf über Dinge, die er sich vielleicht nur einbildete.
Als sie den Gipfel des Mont Saleve erreichten, standen trotz der späten Stunde mehrere Fahrzeuge auf dem Parkplatz des Aussichtspunkts. Paula nahm an, es gab Leute, die sich den Lichter glänzendes nächtlichen Genf von hier oben ansehen wollten. Vorsichtig fuhr sie die Serpentinen hinunter.
Inzwischen war Marler fest davon überzeugt, daß er ein Problem hatte. Der Peugeot war dichter aufgerückt. Vermutlich war es jemand aus dem Chateau d’Avignon, der Tweed und ihn beschattete. Er fuhr langsamer, als wollte er den anderen Wagen zum Überholen auffordern. Doch der Peugeot verlangsamte ebenfalls das Tempo. Das war nicht normal. Der andere Wagen folgte ihm in Sichtweite, als er die Serpentinen hinunterkurvte.
Mario, der am Steuer des Peugeot saß, war sehr zufrieden mit sich. Vitorelli wäre bestimmt begeistert, wenn er ihm berichtete, wohin Tweed unterwegs war. Marler verhielt sich so geschickt, daß Mario nie auf die Idee kam, er könnte ihm auf die Schliche gekommen sein. Mario hoffte nur, er würde die beiden Autos nicht aus den Augen verlieren, wenn sie nach Genf kamen.
Als sie sich dem Grenzübergang näherten, wurde er nervös. Angenommen der Wagen vor ihm wurde einfach durchgewinkt, während er angehalten wurde? Er konnte nicht ahnen, daß Marler tatsächlich mit dem Gedanken gespielt hatte, sich den Grenzübergang zunutze zu machen, um seinen Verfolger abzuhängen. Aber er war gleich wieder davon abgekommen. Mit der Fracht, die unter seinem Auto befestigt war, wollte er lieber nicht angehalten werden.
»Marler verhält sich irgendwie eigenartig«, bemerkte Paula, als sie den Grenzübergang vor sich auftauchen sah.
»Marler weiß schon, was er tut«, beruhigte Tweed sie.
Sie fuhr langsamer, bereitete sich darauf vor anzuhalten, doch der Grenzbeamte winkte sie durch. Marler seufzte erleichtert, als er ebenfalls durchgewinkt wurde. Im Rückspiegel sah er, daß auch der Peugeot ungehindert passieren konnte. Nun begann Marler sich zu konzentrieren.
Er hatte die Route, die sie fahren würden, genau vor Augen. Sie würden über die Pont du Rhone die Rhone überqueren und von dort durch die Innenstadt fahren. Von der Brücke war es nicht weit bis zum Bahnhof, wo sie sich für den Fall, daß sie sich aus den Augen verloren, treffen wollten.
»Leider muß ich dich jetzt ein bißchen an der Nase herumführen, Freundchen«, murmelte er.
Er fuhr absichtlich sehr langsam. Andere Wagen, die inzwischen hinter ihm aufgetaucht waren, überholten ihn. Ein Fahrer hupte ihn sogar an. Kurz vor der Brücke war eine Ampel. Marler fuhr ganz langsam darauf zu.
Er paßte den Zeitpunkt so ab, daß die Ampel auf Rot schaltete, als er sie erreichte.
Hinter ihm hupte ein Autofahrer, der sich ärgerte, daß er nicht mehr bei Grün über die Ampel gekommen war. Jetzt war der Peugeot einen Wagen hinter ihm. Nicht, weil Mario das gewollt hatte, sondern weil ein ungeduldiger Fahrer sich vor ihn gedrängt hatte. Paula war bereits halb über die Brücke.
Marler, der aus Erfahrung wußte, daß die Ampel eine Weile rot bleiben würde, machte den Motor mehrere Male hintereinander an und aus. Dann stieg er aus dem Wagen, öffnete die Kühlerhaube und tat so, als sähe er nach dem Motor. Der Fahrer des Wagens hinter ihm stieg aus und sprach ihn auf französisch an.
»Haben Sie einen Motorschaden? Ich helfe Ihnen, die blöde Kiste an den Straßenrand zu schieben. Sie können hier nicht die ganze Straße blockieren.«
»Ich spreche kein Französisch«, log Marler.
Der Mann fluchte auf französisch und kehrte zu seinem Wagen zurück. Die Ampel hatte auf Grün geschaltet. Marler, der wieder eingestiegen war, schaltete den Motor erneut ein paarmal an und aus. Vorher hatte er sich rasch vergewissert, daß kein Streifenwagen in der Nähe war. Rechts von ihm stand ein schwerer Sattelschlepper, der darauf wartete, über die Brücke fahren zu können.
Marler sah zu dem grünen Licht hoch und ignorierte das Hupkonzert hinter ihm. Er hatte einen kleinen Stau verursacht. Als die Ampel schließlich wieder auf Rot schaltete, trat er das Gas durch und schoß ganz knapp vor dem bereits anfahrenden Sattelschlepper über die Kreuzung. Als dessen Fahrer
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