Der Schwarze Orden
ein.«
Big Ben haßte Zigarettenrauch. Als Junge hatte ihn sein Vater gezwungen, eine riesige Havanna zu rauchen. Davon war ihm tagelang schlecht gewesen.
»Ich verstehe nur nicht, was die Sache mit diesem bescheuerten Boot soll«, sagte Jeff und zog die Hand widerstrebend aus der Tasche.
»Befehl. Wir sollen im Hafen von Ouchy eine große Barkasse klauen. Ein Mann, der gut schwimmen kann, fährt damit zu dem Haus, wo sich diese komischen Vögel treffen, und tuckert ein bißchen auf dem See herum. Mit dem Zeug, das wir im Auto mitgenommen haben, machen wir dann Figuren, die wie richtige Menschen aussehen.
Das ist alles.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Du verstehst ziemlich viel nicht. Du brauchst nur tun, was man dir sagt, und keine lange Fragen stellen. Kapiert?« »Kapiert.«
Big Ben ließ sich keine Gelegenheit entgehen herauszukehren, wer der Boß war. So war er zum Anführer eines von Hassans besten Killerkommandos aufgestiegen. Während er weiterfuhr, ging er im Kopf noch einmal die Anweisungen durch, die Hassan ihm für Ouchy erteilt hatte.
Trotz aller Selbstüberschätzung war Hassan ein kluger Kopf und ein hervorragender Planer. Obwohl er es nie zugegeben hätte, hatte jedoch der Engländer einige der wichtigsten Ideen beigesteuert. Hassan nahm an, daß er sich die Anregungen dafür auf seinen Reisen in den Nahen Osten geholt hatte.
Hassan hatte Karin Berg, die im Hotel des Bergues untergebracht worden war, nicht vergessen. Er war nämlich zu der Überzeugung gelangt, daß er für den Fall, daß alles schiefging, jemanden brauchte, der die Kastanien aus dem Feuer holte. Der Umstand, daß Tweed noch am Leben war, bereitete ihm Sorgen. Deshalb rief er Karin Berg an.
»Karin, es hat sich verschiedenes getan.«
»Was?«
»Stell nicht so viele Fragen. Pack deine Sachen. Du verläßt Genf morgen früh mit der ersten Maschine.« »Wo soll ich denn jetzt schon wieder hin?« »Paß auf, wie du mit mir sprichst!«
»Und du solltest dir mir gegenüber etwas bessere Manieren zulegen. Also, wohin soll ich fliegen?«
»Nach Zürich. Aber du bleibst auf dem Flughafen – und fliegst nach Wien weiter. Nach Schwechat. Dort wirst du von einem Wagen abgeholt.«
»Um mich schon wieder in dieses abscheuliche Haus in der Slowakei zu bringen?«
»Möchtest du dir etwa nicht zehntausend Dollar verdienen?«
»Schon eher dreißigtausend.«
»Hältst du mich vielleicht für einen Goldesel?«
»Dich nicht, aber deinen Vater. Also, was ist?«
»Du kannst…«
Hassan fluchte. Sie hatte schon wieder einfach aufgelegt. Er ließ sich in seinen Stuhl zurücksinken und stellte sich vor, wie er sie langsam erwürgte.
Nachdem sie Ouchy erreicht hatten, fuhren die drei Limousinen mit Big Ben an der Spitze am Jachthafen vorbei. Ein Wald aus Masten schwankte gemächlich in der sanften Brise. Wie bei der Abfahrt im Chateau d’Avignon verabredet, hielt der hinterste Wagen an. Dann überholte der mittlere Big Ben und parkte ein paar hundert Meter hinter dem Hafen am See.
»Wir wollen keine unnötige Aufmerksamkeit auf uns lenken«, hatte Big Ben bei der Einsatzbesprechung erklärt.
Er stellte seinen Wagen in einer Seitenstraße ab, die zum Hotel Beau Rivage führte.
Wie der Rest seiner Männer trug auch er einen Trainingsanzug. Im Juni waren zu jeder Tages- und Nachtzeit Jogger unterwegs.
Bevor er ausstieg, sah er zum Cafe Beau Rivage hoch, wo schöne, elegant gekleidete Frauen mit ihren Begleitern im Freien zu Abend aßen.
Bei ihrem Anblick leckte er sich die Lippen. Ganz im Gegensatz zu den Leuten, mit denen er sonst zu tun hatte, hatten sie Stil. Nach erfolgreicher Durchführung dieser Operation sprang für ihn eine ordentliche Prämie heraus. Damit wollte er als erstes seine Garderobe auf Vordermann bringen. Einige dieser Frauen hatten sicher einen ziemlich anspruchsvollen Geschmack.
»Soll ich nicht mal im Hafen nachsehen?« fragte Jeff vorsichtig »Wir sehen gemeinsam nach. Ihr zwei hinten auf dem Rücksitz haltet die Augen nach irgendwelchen Streifenwagen offen. Wenn Polizei auftaucht, hupt ihr einmal. Wenn sie bloß vorbeifahren, unternehmt ihr nichts. Wenn sie euch kontrollieren, sagt ihr, ihr wartet auf Freunde, mit denen ihr joggen gehen wollt. Aber haltet die Augen offen, ja?«
Dann stiegen er und Jeff aus und gingen zu dem kleinen Hafen hinunter, in dem viele Segeljachten und Motorboote lagen. Außer ihnen war niemand zu sehen, und das Hotel lag ein Stück vom See entfernt.
Sie hatten fast das Ende der
Weitere Kostenlose Bücher