Der Schwarze Orden
Müssen wir da noch lange suchen?«
»Leider ja. Auf der Mitgliederliste, die Sie aus Wien mitgebracht haben, steht sein Name hinter meinem. Aber bevor die Attentatserie begann, veranstalteten wir in unserem Hauptquartier in Ouchy am Genfer See ein Symposium zum Thema Naher Osten. Dazu luden wir eine Reihe von Leuten ein, die diese Region sehr gut kennen, um darüber zu referieren. Einer dieser Männer war Willie Carrington.«
»Sein Name steht nicht auf der Liste.« Paula ließ nicht locker.
»Wir versuchten, uns durch die Ankündigung abzusichern, daß dies unser letztes Treffen sei, da sich das
Institut
auflösen wolle. Das war übrigens nicht meine Idee – es hörte sich nicht sonderlich überzeugend an und hat dann auch niemanden überzeugt.
Ich habe eine neue Strategie für uns konzipiert.«
»Vor ein paar Minuten sagte er, nun wäre Schluß mit behutsam«, flüsterte Newman Paula zu. »Hört sich so an, als würde es demnächst ganz gewaltig krachen.«
»Nun bin also ich ihr nächstes Opfer«, sagte Tweed noch einmal. »Wenn sie so vorgehen wie bisher, wird eine attraktive Frau meine Bekanntschaft suchen und Anstalten machen, mich in ihre Wohnung oder sonst an ein abgeschiedenes Plätzchen zu locken. Alle bisherigen Opfer hatten Häuser oder Wohnungen, in denen sich die Täterinnen mit ihnen treffen konnten. Ich bin in einem Hotel. Das stellt sie vor ein Problem. Ich möchte der Frau, die sie auf mich ansetzen, eine Falle stellen. Und dann bringen wir sie dazu, uns zu sagen, für wen sie arbeitet.«
»Darum werde ich mich kümmern, wenn es so weit ist«, erklärte Paula mit nur mühsam unterdrückter Wut. »Wie ich schon einmal gesagt habe – im Zeitalter der Gleichberechtigung sind manche Frauen kaltblütiger als viele Männer.«
»Wie kann man so etwas nur tun?« fragte Pete Nield. »Sich von hinten an einen Mann heranschleichen, den man kennt, vielleicht sogar verführt hat, und ihm dann in den Kopf schießen?«
»In mancher Hinsicht sind Frauen anders als Männer«, erklärte Paula. »Und ich kann das sicher besser beurteilen als jeder Mann.
Nehmen Sie zum Beispiel folgende simple Tatsache: Viele Frauen unterhalten sich lieber mit Geschlechtsgenossinnen. Sie haben lieber Freundschaften mit Frauen als mit Männern – zum Teil, weil sie mit ihnen offener über Dinge sprechen können, über die sie sich mit Männern nicht im Traum unterhalten würden. Und viele Frauen sind sehr vorsichtig, wenn sie einen neuen Mann kennenlernen – aus naheliegenden Gründen.«
»Nennen Sie mir doch so einen naheliegenden Grund«, drängte Nield.
»Ich glaube, das reicht weit zurück – bis in eine Zeit, in der ausschließlich die Männer das Sagen hatten. Um zu überleben, mußten die Frauen lernen, mit den Männern umzugehen, sie zu manipulieren, wenn Sie so wollen. Angesichts der immensen Freiheiten, die sie mittlerweile genießen, sind diese raffinierten Methoden nicht mehr erforderlich – und erst recht nicht wünschenswert, wie ich meine. Dennoch greifen sie weiterhin auf diese altbewährten Methoden zurück, was zur Folge hat, daß das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ziemlich unausgeglichen ist und manchmal allein die Frauen am Drücker sind. Manche Männer sind damit nicht einverstanden, und es trägt nicht dazu bei, unsere Gesellschaft zu stabilisieren. Manche Beziehungen drohen beständig, ins Chaos abzugleiten.«
»Für mich erklärt das immer noch nicht, wie eine Frau einen Mann einfach von hinten abknallen kann«, versetzte Nield.
»Trotzdem sind bestimmte Frauen – eine kleine Minderheit – durchaus dazu imstande, und vielleicht tun sie es sogar gern.«
»Das ist doch grauenhaft«, entfuhr es Nield entsetzt.
»Das ist es auf jeden Fall. Ein weiteres wichtiges Motiv ist Geld. Ganz bestimmt kassieren sie für ihre schmutzige Arbeit ein enormes Honorar. Wie Tweed sagte, müssen die Frauen attraktiv sein. Die Konkurrenz ist hart, daher kostet es eine hübsche Stange Geld, andere Frauen in puncto Aussehen auszustechen. Kosmetika, Kleider, Friseurkosten – später lassen sie sich auch noch litten und was sonst noch alles dazukommt. Das alles ist höllisch teuer. Diese Frauen sind wie Raubtiere auf der Pirsch, sie wollen immer begehrenswert sein für die Männer.«
»Sie machen einem die Vorstellung, mal zu heiraten, nicht gerade schmackhaft«, bemerkte Nield.
»Nichts läge mir ferner als das«, erklärte Paula mit großem Nachdruck. »Die meisten Frauen sind ja durchaus anständig und
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