Der Schwarze Orden
Sie werden später noch genügend Gelegenheit finden, sich mit ihr zu unterhalten.«
»Das will ich doch sehr hoffen«, erwiderte Kane, immer noch lächelnd. Newman brachte Paula auf ihr Zimmer. Unten in der Hotelhalle wandte sich Tweed Nield und Butler zu.
»Sie haben jetzt beide hier ein Zimmer. Die im Gotthard habe ich bereits abbestellt. Wir müssen unsere Kräfte konzentrieren. Marler ist ebenfalls hier.«
»Dann werde ich gleich mal bei ihm vorbeischauen«, sagte Nield.
Tweed lächelte still in sich hinein, als die beiden zum Lift gingen. Vermutlich hofften sie, neue Waffen von Marler zu bekommen. Es war wirklich eine Glanzleistung gewesen, wie sie ohne Waffen mit dem Baggerführer fertiggeworden waren.
»Sollen wir hier unten noch was trinken«, wandte sich Tweed an Christopher Kane, »oder möchten Sie lieber erst auf Ihr Zimmer gehen?«
»Geduscht habe ich vor meiner Abreise. Geschlafen im Zug. Das heißt, jetzt ist ein Drink angesagt. Was nehmen Sie, Tweed?« »Mineralwasser. Ohne Kohlensäure.«
»Für mich bitte einen trockenen Martini«, bestellte Kane, nachdem sie in einer Ecke der verlassenen Hotelhalle Platz genommen hatten.
»Warum sind Sie nach Zürich gekommen?« fragte Tweed, als sie allein waren.
»Ich greife immer gern selbst ins Spielgeschehen ein. Beim Rugby sitzen Sie auch nicht rum und warten, bis Sie der Gegner zur Schnecke macht, sondern schlagen vorher selber zu. Das gleiche gilt auch, wenn der Angreifer eine Frau ist. Lisa Vane hat versucht, mich umzubringen, und im Moment scheint Zürich im Brennpunkt des Geschehens zu liegen. Deshalb bin ich hier.«
»Sie stehen nach wie vor ganz oben auf der Abschußliste«, warnte Tweed. »Und wir haben es mit mindestens zwei Killerinnen zu tun. Lisa Vane und Karin Berg. Wir glauben zu wissen, wer Dumont ermordet hat, aber wir können es nicht beweisen.
Karin Berg ist schlank, relativ groß und hat kurzes blondes Haar – für den Fall, daß Sie ihr begegnen.«
Er verstummte, als er merkte, daß jemand von hinten auf ihn zugekommen war und ihm zärtlich die Hand in den Nacken legte. Er blickte auf. Es war Simone Carnot, die rothaarige Schönheit, die er erst vor kurzem mit Newman in der Hotelhalle getroffen hatte.
»Hallo, Mr. Tweed«, säuselte Simone mit einem betörenden Lächeln. »Ohne Sie stören zu wollen – ich wollte Ihnen nur sagen, daß ich immer noch in Zürich bin.«
»Leisten Sie uns doch ein wenig Gesellschaft«, sagte Tweed sofort.
»Störe ich auch wirklich nicht?«
»Ganz im Gegenteil«, erklärte Kane jovial. »Dieser freie Stuhl hat schon die ganze Zeit auf Sie gewartet.«
»Wirklich nett, zwei Herren mit so guten Manieren Gesellschaft leisten zu dürfen«, entgegnete Simone lächelnd. »Ich glaube, ich nehme einen Kir royale«, fügte sie nach einem Blick auf Kanes Drink hinzu.
»Das ist Simone Carnot«, stellte Tweed sie vor. »Miss Carnot…«
»Simone, bitte.«
»Simone, das ist Christopher Kane.«
»Sehr erfreut«, erklärte Kane galant. »Und ich bin Christopher. Meine Freunde nennen mich Chris.«
»Angenehm, Chris. Sie sehen aus, als wäre es interessant, sich mit Ihnen zu unterhalten.«
Als der Kellner den Kir brachte, den Kane für Simone bestellt hatte, dachte sie: Nur gut, daß ich hiergeblieben bin. Ich unterhalte mich gerade mit den beiden nächsten Opfern. Ich habe zwei angehende Leichen vor mir, die mich zweihunderttausend Dollar reicher machen werden.
Hassan war sehr direkt gewesen, als er sie angerufen hatte. Er hatte ihr aufgetragen, die zwei Männer bei der ersten sich bietenden Gelegenheit umzubringen, ohne sich die Mühe zu machen, es als Selbstmord hinzustellen, und er hatte ihr die Adresse eines Mannes in Zürich genannt, der ihr eine Luger und Munition beschaffen konnte.
Hassan hatte es eilig gehabt.
»Leben Sie in Zürich, Chris?« fragte Simone.
»Nein, in Genf.« Er beobachtete sie scharf. »Das ist zwar nicht der beste Kir royale der Welt, aber er ist sehr gut. Den besten bekommen Sie im Les Armures in Genf. Das Lokal kennen Sie doch sicher.«
»Leider nein.«
»War en Sie noch nie in Genf?« fragte er freundlich. »Bisher nicht.«
Beide Männer bemerkten die kurze Pause, bevor sie auf die Frage geantwortet hatte.
Simone trug ein enganliegendes grünes Futteralkleid. Es enthüllte eine wohlgeformte Schulter. Simone kleidete sich nach dem Motto: Zeig ihnen etwas Haut, und sie wollen mehr sehen.
»Sind Sie aus der französischen Schweiz?«
»Nein, aus Frankreich.«
»Das
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