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Der schwarze Prinz

Titel: Der schwarze Prinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Netty
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hierher zurück und greift uns von innen heraus an. Toller Plan. Bin ich sofort mit dabei.«
    »Dann verstehst du, dass es zwischen uns nie Frieden geben kann, solange ihr uns den Weg nach Hause versperrt.«
    »Ihr könntet euch damit abfinden und Midgard als euer Zuhause akzeptieren.«
    »Das kann nur jemand vorschlagen, der keine Ahnung von Alfheim und Schwarzalfheim hat«, stieß Lau’Ley hasserfüllt hervor. »Von deren Schönheit, ihrer Magie ... und der Macht, die wir dort haben. Warum drehen wir den Spieß nicht herum? Ihr lasst uns durch und auch wieder zurück, damit wir auch hier wieder als Götter leben können, und ihr zieht euch stattdessen irgendwohin zurück, wo ihr niemanden stört. Sagen wir, wir überlassen euch die Antarktis. Da hättet ihr Platz, Ruhe und Sonne ... zumindest für die Hälfte des Jahres.«
    »Und wir überlassen die Menschen ihrem Schicksal als Sklaven der Dunkelelben?«
    »Was kümmern die Menschen dich? Sie sind Vieh, nur zu unserem Vergnügen da und für einige von uns als Nahrungsquelle.«
    »Kommt nicht infrage.«
    »Entsprechend dann auch nicht der von dir so heiß ersehnte Friede.«
    Svenya wandte sich ab und ging.
    »Hey, wo willst du hin?«, rief Lau’Ley ihr hinterher.
    »Nach Hause«, gab Svenya trocken Auskunft, ohne sich noch einmal zu ihr herumzudrehen. »Hier ist ja wohl alles gesagt.«
    »Du lässt mich also wirklich leben?«
    »Habe ich doch gesagt.«
    »Dann werde ich die nächste Gelegenheit wieder nutzen, dich zu zerstören.«
    »Das bleibt dir unbenommen«, erwiderte Svenya. »Vielleicht findet meine Gnade dann ein Ende.«
    »Ich scheiß auf deine Gnade, hörst du?!«, schrie Lau’Ley, und Svenya konnte hören, wie viel Wut, Hass und Verzweiflung in ihrer Stimme lagen. Aber es interessierte sie nicht mehr. Sie war viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt und dem, was gerade geschehen war: War sie wirklich von den Toten zurückgekehrt, oder hatte Lau’Leys Gift sie nur weiter an die Grenze des Todes geführt, als sie sich ihm die beiden Male zuvor in Vineta genähert hatte? War die goldene Halle überhaupt ein reales Totenreich oder nur Ausgeburt ihrer Fantasie? Wohl eher Letzteres - wie sonst war es zu erklären, dass sie dort Hagen begegnet war? Aber dreimal die gleiche Fantasie? Vom selben Raum, derselben Umgebung? Was, wenn es doch ein Element aus ihrem Unterbewusstsein war - wenn sie tief in ihrem Inneren wusste, wer sie in Wahrheit war und woher sie stammte? Hatte Laurin nicht genau das angedeutet, als er gesagt hatte, sie müsse nur hinsehen und erkennen? Aber welchen Grund sollte sie haben, Laurin zu trauen oder den Dingen, die er sagte? Das Ritual auf dem Fichtelberg und Lau’Leys Worte hatten überdeutlich gemacht, dass es sein Hauptziel war, nach Alfheim zurückzugelangen - und wie Svenya ihn einschätzte, war ihm dazu jedes Mittel recht. Warum also sollte er ihr helfen wollen oder ihr auch nur wohlgesonnen sein, wie er es vorgab?
    Fragen über Fragen und keine greifbare Antwort oder wenigstens eine, die schlüssiger wäre als die anderen.
    Doch um all das konnte sie sich noch später kümmern. Musste sie sich sogar später kümmern - jetzt hieß es, so schnell sie konnte zurück nach Elbenthal zu gelangen, um die unsichtbare Fremde daran zu hindern, Gram, das letzte der Fünf Schwerter, an sich zu bringen und damit das zweite Tor in die Schattenwelten zu öffnen.
    Svenya rannte los.
    Noch immer keuchend am Boden liegend, schaute Lau’Ley der davoneilenden Hüterin hinterher und wischte sich das Blut von den Lippen. In ihr tobte ein wilder Sturm aus Gefühlen. Zum einen war da nahezu unbändige Wut auf die herablassende Überheblichkeit -auf das Vertrauen in ihre Macht -, zum anderen Amüsiertheit über ihre Naivität, zu glauben, dass ihre Gnade irgendetwas anderes bewirken würde als den eigenen Untergang. Lau’Ley kannte nicht einen Fall in der Geschichte, in der Gnade dem Gnädigen tatsächlich etwas anderes gebracht hatte als die Vernichtung. Im Gegenteil: Auch in den Geschichten starben Helden immer genau dann, wenn sie sich stark genug fühlten, ihren Feinden zu vergeben.
    Wir sind noch nicht fertig miteinander, Sven`Ya!
    Sie rappelte sich hoch.
    Noch lange nicht!
     

31
    Seit ihrem Erwachen von der Vergiftung fühlte Svenya, wie sie langsam wieder zu Kräften kam. Ihr Körper schien die schädliche Substanz, die Lau Ley ihr von dem Jötunn hatte verabreichen lassen, restlos abgebaut zu haben. Sie war noch zu schwach zum Schweben, und

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