Der schwarze Prinz
giftigen Nägel aus den Spitzen ihrer Finger sprießen. Noch nie hatte jemand dieses Gift überlebt, und Lau’Ley war felsenfest davon überzeugt gewesen, dass Svenya tot war. Doch egal, was passiert sein mochte, sie würde dafür Sorge tragen, den Fehler auf der Stelle zu korrigieren. Sie holte aus und schlug zu.
Svenyas Augen öffneten sich ... weiteten sich im Anblick der drohenden Gefahr ... und sie rollte sich mit einer schnellen Bewegung unter dem Hieb der Sirene weg. Lau’Leys Fingernägel krachten auf den harten Fels des Höhlenbodens.
Svenya sprang auf, wirbelte auf dem einen Fußballen herum und kickte Lau’Ley den anderen Fuß mit der Ferse gegen den Kiefer. Laurins Geliebte wurde nach hinten geschleudert, und Svenya setzte nach - kniete sich auf ihre Brust und schlug mit beiden Fäusten abwechselnd und hart so lange zu, bis Lau’Ley sich nicht mehr wehrte. Dann erst schaute sie sich irritiert um.
»Was hast du mit mir gemacht?«, fragte sie die Sirene, deren Jochbein bereits bläulich anschwoll.
»D-du warst tot«, brachte Lau’Ley von hinter blutenden Lippen hervor. »Wieso lebst du wieder?«
Svenya erinnerte sich an den Moment in Hagens Armen und hätte schreien können vor Wut. Der Verlust dieses so lange herbeigesehnten Augenblicks riss ihr in den Eingeweiden, auch wenn sie jetzt realisierte, dass es offenbar nur ein Traum gewesen war ... oder eine Halluzination.
»Töte mich«, forderte Lau’Ley.
»Was?!«
»Mach mir den Garaus. Bereite mir ein Ende!«
Svenya richtete sich auf. »Das habe ich in Vineta nicht getan und werde es auch jetzt nicht tun.«
»Laurin wird herausfinden, dass ich dich befreit habe, um dich umzubringen. Das wird er mir nie verzeihen. Wenn ich Glück habe, wird er mich töten. Aber sehr viel wahrscheinlicher ist es, dass er mich auf ewig verstößt - und das ertrage ich nicht.«
»Sag mal, sehe ich auch nur entfernt so aus, als würden deine Probleme mich irgendwie interessieren?«, fragte Svenya grollig und schaute sich um, um herauszufinden, wo genau in den Höhlen sie war. Dabei achtete sie darauf, genug Abstand von den Stachelnägeln der noch immer am Boden liegenden Feindin zu wahren. Die Sirene zu ihrer Gefangenen zu machen und sie nach Elbenthal zu bringen, war keine Option. Svenya fühlte sich dazu bei Weitem immer noch zu schwach und hatte außerdem keinen blassen Schimmer, wo sie war, geschweige denn wie tief sie sich noch innerhalb des feindlichen Territoriums befand. Wenn sie überhaupt eine Chance haben wollte, nach Elbenthal zurückzukehren, dann würde das nur ohne unnötigen Ballast funktionieren.
»Schau mich an«, klagte Lau’Ley. »Ich kann so unmöglich vor ihn treten. Er wird sofort wissen, was geschehen ist.«
»Hör auf zu jammern und sag mir lieber, wo ich bin. Du bist in ein paar Minuten wieder geheilt. Woher sollte er erfahren, dass du versucht hast, mich kaltzumachen?«
»Du wirst es ihm verraten.«
»Ich? Bullshit! Eure Spielchen und euer Liebesleben interessieren mich nicht. Nicht die Bohne. Wenn ihr mich angreift, wehre ich mich. Wenn ihr die Meinen oder Menschen angreift, bekämpfe ich euch. Wenn ich euch dabei töte, sei’s drum. Aber ich töte keine Wehrlosen und ich renne jetzt auch ganz bestimmt nicht zu deinem Kerl und petze. Wenn ich dich bestrafen wollte, würde ich das selbst und jetzt tun.«
»Ich habe versucht dich zu töten!«
»Aber im Moment stellst du keine Bedrohung dar - nur ein Hindernis.«
»Du bist seltsam.«
»Weil ich nicht so grausam bin wie du? Mit dem Vorwurf kann ich leben. Aber ich schlage vor, du schneidest dir endlich einmal eine Scheibe davon ab und hörst auf damit, so ein dummes Arschloch zu sein und zu versuchen, mich umzubringen.«
»Aber wir sind Feinde.«
»Wir sind nur Feinde, weil ihr das so wollt.«
»Weil das Schicksal es so will.«
»So ein Schwachsinn«, fluchte Svenya, die mittlerweile die Schnauze voll hatte. »Stellt euch gegen dieses Schicksal, und wir können friedlich Seite an Seite existieren.«
»Alberich und Hagen würden das niemals zulassen.«
»Ach, jetzt sind die beiden die Bösen.«
»Natürlich sind sie das! Sie müssten uns nur den Durchgang durch das Tor nach Alfheim gestatten, und der ewige Zwist hätte ein Ende.«
»Klar!« Svenya lachte spöttisch. »Und sobald ihr zu Hause seid, rottet Laurin drüben seine Armee zusammen und stürmt mit seinem gesammelten Wissen um Elbenthal und seine Verteidigungsanlagen und mit aller Zaubermacht der Elbenwelten
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