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Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Der schwarze Schwan von Scheckenstein

Titel: Der schwarze Schwan von Scheckenstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Hassencamp
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„Idiot, du hast meinen Pullover eingeklemmt!“ — „Hilfe, mein Hemd ist abgestürzt!“ brüllten die Ritter durcheinander. Manche wußten nicht einmal mehr, was ihnen gehörte, oder sie merkten erst bei der Anprobe, daß sie sich geirrt hatten.
    In dem allgemeinen Durcheinander bemerkte niemand, daß Stephan erst später dazukam. Er hatte mit Beatrix telefoniert. Sie waren übereingekommen, die weitere Entwicklung abzuwarten und vorerst keine neue BouillonStunde zu vereinbaren. Inzwischen lag ein Großteil seiner Garderobe drunten im Burghof.
    Beni kam und schnupperte an den Klamotten, die sich auf seinem Arm türmten. „Jetzt riechen wir alle gleich!“ rief er und rannte die Freitreppe hinauf.
    Die Minis beeilten sich mit dem Einräumen. Sie wollten schnellstens an den See. Gefolgt von freiwilligen Tauchhelfern zogen sie hinunter. Der Rex und Dr. Waldmann standen auf dem Steg und verfolgten das Geschehen mit Sorge. Doch sie sagten nichts. Die Stelle, wo Egon seine Uhr vermutete, befand sich nicht weit vom Ufer entfernt. Trotz mäßiger Wassertemperatur stieg die Zahl der Freiwilligen sprunghaft an.
    „Sieht nach Gemeinschaftsaktion aus!“ witzelte Mücke.
    Das Suchgebiet wurde immer größer, die Laune immer ausgelassener, bis Wasserwart Pummel, lautstark von Dampfwalze unterstützt, System in die Sache brachte.
    Auch Stephan tauchte mit. Allerdings nicht nach der Uhr. Er hoffte herauszufinden, was die Männer mit dem Auto während seiner Wache in den See gekippt hatten.
    Doch er kam nie bis auf den Grund. Das Wasser war hier dunkler, und seine Augen fingen an zu brennen.
    „Mann! Wo suchst du denn?“ rügte ihn Dampfwalze, als er wieder einmal auftauchte. „Da ist doch der tiefe Graben.“
    Stephan antwortete nicht. Er holte Luft und verschwand.
    In der Teepause wärmten die freiwilligen Taucher ihre blauen Lippen an den Bechern. Keiner hatte die Uhr gefunden.
    „Was haben die denn wieder vor?“ Wolf stieß den kleinen Kuno an und deutete in die hinterste Ecke des Eßsaals. Dort hatte sich der Ritterrat um Strehlau versammelt, der merkwürdige Gebärden und Zuckungen vollführte.
    „Nichts“, antwortete der Mini-Ritter. „Er macht Mauersäge nach. Sieht man doch.“
    Wie zur Bestätigung lachten die großen Ritter in der Ecke über Strehlaus fleißiges „Schalten“. So nannten die Schreckensteiner jene Eigenheit des Burgherrn beim Sprechen, die sich anhörte, als müsse er seine extrem schmale Nase von Zeit zu Zeit durchpusten, um weiterreden zu können.
    „Ich…ks… finde die Idee fabel… ks… haft und werde sie Bürgermeister… ks… ks… Kress als meine eigene… ks… vorschlagen. Sonst schöpft er… ks… Verdacht. Du kennst ihn… ks… ja…“
    „Dann klappt das… ks… also!“ alberte Hans-Jürgen.
    „Ks…“ Auch Dampfwalze ahmte Mauersäge nach. „Falls nicht… ks… zu viel getuschelt wird…“
    Alle sahen Stephan an. Wie würde er diesen erneuten Angriff aufnehmen? Würde er endlich die volle Wahrheit sagen?
    Stephan erriet ihre Gedanken, und ihm fiel etwas ein. „Du hast dich zwar etwas vorsichtiger ausgedrückt, willst aber den andern einreden, ich sei ein Sicherheitsrisiko“, sagte er dem Muskelprotz ins Gesicht. „Unter diesen Umständen mache ich nicht mit.“
    „Du hast doch die Idee gehabt!“ sprang Ottokar ihm bei.
    „Ja, und?“ Stephan blinzelte, weil ihn die Augen juckten. „Macht damit, was ihr wollt. Aber ohne mich.“ Langsam stand er auf und ging zur nächsten Kanne, um Tee nachzuschenken. Keiner rief ihn zurück.
     
    Während der Arbeitsstunde verschlimmerte sich das Augenjucken. Auch die Haut juckte, und beim Abendessen war er nicht der einzige, der sich kratzte. Zuerst machten sich die Ritter darüber lustig, doch in der Schweigezeit fiel es auf, und nach Ende des Essens beherrschte der Juckreiz alle Unterhaltungen. Das konnte nicht von ungefähr kommen.
    „Seit wir unsere Klamotten wiederhaben, kratzen wir!“ dachte Strehlau laut.
    „Die Hühner müssen noch mal dagewesen sein und flüssiges Juckpulver versprüht haben“, vermutete Eugen und sah dabei Stephan an.
    Ottokar winkte ab. „Viel zu umständlich. Das hätten wir gemerkt.“
    „Ich sag euch, das ist der saure Regen in unseren Klamotten!“ behauptete Dampfwalze, als gebe es keine andere Möglichkeit.
    „Oder der See!“ entgegnete Mücke nachdenklich.
    „Wen juckt es denn?“ fragte Hans-Jürgen.
    Ungefähr ein Drittel der Ritterschaft hob die Hand.
    „Und wer hat

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