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Der schwarze Skorpion

Der schwarze Skorpion

Titel: Der schwarze Skorpion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Sonnleitner
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riefen sie sogar beide nach Mrs Robinson, aber es blieb dabei: niemand antwortete ihnen.
    »Dabei steht doch diese Tür offen«, wunderte sich Peter. »Die macht man doch normalerweise zu, wenn man das Haus verlässt.«
    Justus sah seinen Freund stirnrunzelnd an. »Es sei denn«, sagte er leise, ließ aber den Satz unvollendet und ging stattdessen um die Ecke des Hauses.
    »Just! Wo willst du hin?« Peter ging zögerlich hinterher.
    »Ich will mal einen Blick durch die offene Tür werfen«, antwortete Justus über die Schulter. »Nur mal so zur Sicherheit. Nachher ist der Frau was passiert!«
    »Nur mal so! Just!«, protestierte Peter. »Wir können da nicht einfach reinspazieren!«
    Doch der Erste Detektiv schob bereits den ›Geistervorhang‹ zur Seite und lugte in das dahinter liegende Zimmer. »Ich schau doch nur mal!«
    »Du schaust nicht, du betrittst unbefugt ein Haus!«
    »Aber in lauterer Absicht!«
    »Quatsch! Du willst doch nur rumschnüffeln!«
    »Nur ein bisschen, aber sag’s nicht weiter!« Justus trat über die Schwelle und verschwand hinter dem Vorhang.
    »Just! Nicht!« Peter rollte genervt mit den Augen. »Oh Mann! Irgendwann kommen wir noch mal so richtig in Teufels Küche wegen dir!« Er blickte sich kurz um und folgte dann seinem Freund ins Haus.
    Die beiden Jungen mussten sich erst an das Schummerlicht gewöhnen, das in dem Zimmer herrschte, denn bis auf die paar Sonnenstrahlen, die durch die Terrassentür und die Gardinen drangen, erhellte keine Lichtquelle den düsteren Raum. Es roch nach alten Möbeln und Teppichen, aber auch ein wenig nach chemischen Mitteln. Mottenkugeln vielleicht , überlegte Justus. Schließlich sahen ihre Augen wieder einigermaßen klar.
    »Heiliger Strohsack! Wo sind wir denn hier gelandet?«, stieß Peter überrascht hervor und blieb mit offenem Mund mitten im Zimmer stehen. Verdattert schaute er auf zahllose ausgestopfte Tiere aller möglichen Arten, die ihn ihrerseits aus ihren toten Augen von Wänden und Sockeln, aus Regalen und Vitrinen anstarrten.
    »Stroh ist gar nicht so falsch«, erwiderte Justus, dem die Verwunderung auch deutlich anzusehen war. »Soweit ich informiert bin, benutzte man das früher tatsächlich zur Tierpräparation. Aber heutzutage –« Der erste Detektiv brach unvermittelt ab. »Das ist ein Waran!«, rief er ungläubig aus. »Der Kopf eines Warans!«
    Peter drehte sich zu ihm um. »Ein Waran? Du meinst diese Riesenechse?«
    »Ja, genau! Aber soviel ich weiß, sind diese Tiere streng geschützt! Es ist absolut verboten, sie zu jagen oder –« Wieder verschlug es Justus, dessen Blick weiter durch das Zimmer gewandert war, die Sprache. »Ein Schneeleopard!« Er deutete auf eine Kommode rechts neben der Zimmertür. »Ein junger, ausgestopfter Schneeleopard! Ich fass es nicht! Das ist nichts weniger als eine ausgemachte Schweinerei! Von diesen prachtvollen Tieren gibt es nur noch ungefähr 2000 Stück weltweit!«
    »Unglaublich!« Peter ballte unwillkürlich die Fäuste. »Dieser Robinson sammelt Tiere, die vom Aussterben bedroht sind!«
    Justus lachte verbitterte auf. »Er sammelt nicht die Tiere, sondern ihre Leichen! Hier!« Er rannte zu einer Vitrine. »Das ist ein Ara! Eine extrem gefährdete Papageienart! Und das da sind Tigerkrallen!«
    »Stoßzähne!« Peter lief zu einem der Regale. »Elefantenstoßzähne!«
    »Oh Gott!« Justus erbleichte und sank auf die Knie. »Der Sockel dieses Papierkorbs ist … der Kopf eines Gorillas!«
    »Was?« Peter rannte zu ihm hinüber. »Der hat einen Gorilla umbringen lassen, um seinen Kopf als Papierkorb zu benutzen? So ein verdammtes …« Statt des Wortes entfuhr Peter ein wütender Laut, in dem sich sein ganzer Ärger, seine Trauer und Fassungslosigkeit entluden.
    Justus, der immer noch am Boden kniete, schüttelte einfach nur entgeistert den Kopf. Er wusste natürlich, dass es solche Menschen gab, denen es offensichtlich völlig egal war, ob sie für die Ausrottung einer Tierart verantwortlich waren. Aber jetzt, wo er zum ersten Mal sah, wie viel Leid und Schmerzen auf der einen und wie viel Brutalität und Rücksichtslosigkeit auf der anderen Seite hinter diesem sinnlosen Morden steckten, konnte er es dennoch kaum glauben. Und mit so einem Menschen hatte er sich auch noch unterhalten!
    »Was ist denn das?«, sagte Peter auf einmal. »Das kenn ich doch irgendwoher.«
    Der Zweite Detektiv kniete sich neben Justus auf den Boden, griff in den Papierkorb und holte eine etwa untertellergroße

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