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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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Kondor wurde merklich langsamer, denn er kannte sie ebenfalls. Fergal passte Wolkes Tempo dem von Kondor an. Er stellte keine Fragen und schien sich keine Gedanken zu machen, wahrscheinlich ging er davon aus, dass das einfach das Tempo war, das Karigan anschlagen wollte, und nichts sonst. Er ritt weiter und ahnte nichts von der Bedeutsamkeit dieses Ortes, und sie brach das
Schweigen nicht, um ihn davon in Kenntnis zu setzen. Das hier war eine Sache, die nur Kondor, F’ryan Coblebay und sie selbst betraf.
    Sie kamen um die Biegung, und Karigan sah sofort die Zeichen: ein Baumstumpf, vom Blitz verbrannt, ein Felsblock mit einer Schicht Moos darauf, eine unregelmäßige Reihe von Bäumen … Sie erwartete beinahe, F’ryans Leiche dort auf der Straße zu sehen, erstarrt im Tod, die Hand ausgestreckt, das schwarze Haar, das an dem blutleeren Gesicht klebte.
    Nur in der Erinnerung sah sie ihn jedoch, denn seine Leiche war lange weggebracht worden, alle Spuren seiner Gegenwart ausgelöscht, das Blut weggewaschen von Jahreszeiten, von Regen und Schnee. Nichts blieb von diesem Tag, an dem der sterbende Grüne Reiter seinen dringlichen Botschaftsauftrag und mit ihm den Mantel eines Boten des Königs an ein ausgerissenes Schulmädchen weitergegeben hatte, das nicht wusste, worauf es sich einließ und welche Gefahren vor ihm lagen.
    Jeder andere, der an dieser Stelle vorbeiritt, würde nie wissen – und sich nicht darum scheren –, dass hier ein Mann gestorben war, aber Karigan tat es, und Kondor ebenfalls. Der Wallach senkte den Kopf, als sie vorbeitrabten. Und Karigan schloss die Augen.
    Schwöre, dass du die Botschaft übergeben wirst, flüsterten F’ryans Lippen in ihrer Erinnerung, an König Zacharias … für unser Land … Seine Stimme war schwach gewesen, aber sie hatte genug Nachdruck gehabt, um wie ein Befehl zu wirken. Er hatte sie bei seinem Säbel schwören lassen – demselben, den nun sie an ihrer Seite trug –, seine Mission zu vollenden. Dann hatte er sie angewiesen, seine Reiterbrosche zu nehmen. Sie hatte wahrhaftig nicht geahnt, wie sehr das ihr Leben verändern würde.

    Es war keine Zeit gewesen, F’ryan die letzte Ehre zu erweisen. Dass sie seine Mission übernommen hatte, hatte sie in Gefahr gebracht, und sie hatte vor denen fliehen müssen, die bereits ihn mit Pfeilen gespickt hatten. Also hatte sie ihn auf der Straße liegen lassen. Und nicht einmal eine Decke gehabt, mit der sie ihn zudecken konnte. Er war den Elementen und den Aasfressern offen ausgesetzt gewesen.
    Als Karigan die Augen wieder aufschlug, waren sie an der Stelle vorbei, und Kondor peitschte den Schwanz durch die Luft, richtete die Ohren nach vorn und wurde wieder schneller. Keine Geister folgten, und sie ließ die Erinnerung zurück.
     
    Die Schatten des Grünen Mantels oder genauer seiner südwestlichen Ausläufer machten Bauernfeldern und offenem Himmel Platz. Als Karigan und Fergal näher nach Selium kamen, trafen sie auf mehr Dörfer und mehr Leute, und mit dieser Veränderung der Atmosphäre stiegen Erinnerungen einer anderen Art auf, als Karigan die vertrauten Gebäude und Wegzeichen sah.
    Es war nicht ihr erster Besuch in Selium, seit sie an jenem Frühlingstag vor über zwei Jahren ausgerissen war. Nein, wirklich nicht. Nachdem sie F’ryans Mission zu Ende geführt hatte, war sie nach Selium zurückgekehrt, um die Schule abzuschließen. Als sie schließlich auf den Reiterruf geantwortet hatte, hatte sie bei zwei Gelegenheiten Botschaften nach Selium getragen. Mehr als an ihre schwierige Schulzeit zu denken, freute sie sich darauf, hier gute Freunde wiederzusehen.
    Bald schon erhoben sich die Universitätsgebäude auf dem Hügel und die Stadt darunter über das offene Bauernland. Karigan schnalzte Kondor in einen leichten Galopp, und die Brise umwehte ihr lächelndes Gesicht. Sie zügelte das Pferd wieder zum Trab, als sie das Tor erreichten, um anderen auf
der Straße nicht in die Quere zu kommen. Sie winkte dem Torhüter zu und ritt hindurch. Niemand hielt sie auf oder befragte sie, denn Selium war eine offene Stadt, keine Festung. Keine Mauer umgab sie – das Tor zeigte nur an, wo das Stadtgelände begann.
    Beinahe ebenso bekannt wie die Schule, die ebenfalls Selium hieß, waren die heißen Quellen der Stadt, die Reisende und Kranke von weit her anlockten, damit sie in einem der zahlreichen Badehäuser an der Hauptstraße baden konnten. Dampf stieg über die Dächer dieser Häuser auf, und Schilder priesen die

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