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Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Der schwarze Thron - Reiter reiter3

Titel: Der schwarze Thron - Reiter reiter3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: britain
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einer Frustration über diese Verzögerung, die beinahe Zorn war. Jetzt stand er vor dem Turm,
die Hände an den Seiten und zu Fäusten geballt, und er musste unbedingt alles loswerden, was er zurückgehalten hatte.
    Wieder eine Verzögerung.
    Das dingliche Bedürfnis, den Wall zu reparieren, wütete wie ein Fieber in ihm. Er konnte es nicht ertragen, noch länger zu warten. Jeder verlorene Tag brachte sie einen Tag näher an die Katastrophe. Wie als Spiegelbild seiner Stimmung hatten sich den ganzen Morgen Wolken aufgetürmt, die Sonne blockiert und es nie richtig hell werden lassen, und nun hingen sie angeschwollen und bleiern über ihnen, bereit, strömenden Regen loszulassen. Die Baumwipfel bewegten sich im zunehmenden Wind, so ruhelos, wie er sich fühlte. Der Wind brachte den Geruch des Meeres mit. Das hier war ein Meeresunwetter, das sich anbahnte, von der Art, wie es die Küste im Spätsommer und Herbst heimsuchte, und ihr Lager hier war nicht allzu weit vom Meer entfernt.
    Er konnte praktisch spüren, wie der sich nähernde Sturm in ihm pulsierte. Und wenn er die Augen schloss, sah er Wind, der die Gischt von Wellenkämmen riss, Schichten von Wellen, die sich graugrün erhoben und Schaum spuckten. Der gleiche Aufruhr herrschte auch in ihm selbst.
    Der Wind wuschte durch das Lager, ließ Zeltklappen und Banner flattern und Funken aus Lagerfeuern auffliegen. Rauchsäulen bogen sich, drehten sich und tanzten. Es war, als atme die Erde tief aus.
    Dann wurde alles still.
    »Uns steht ein ordentliches Unwetter bevor«, sagte ein Soldat, der in der Nähe am Turm Wache hielt.
    »Ja«, erwidert Alton mit angespannter Stimme. Er blickte zum Himmel auf, und die ersten dicken Regentropfen fielen und spritzten ihm ins Gesicht.

     
    Das Unwetter wurde im Lauf der Nacht schlimmer, und der Wind peitschte gegen die Wände von Altons Zelt. Er sicherte seine Zuflucht so gut wie möglich mit weiteren Schnüren, und bisher hatte alles gehalten, aber der Regen drang durch jedes Loch ein, das er finden konnte, und die Holzstäbe, die das Zelt stützten, konnten dem heftigen Wind kaum mehr standhalten. Er dankte den Göttern, dass das Zelt sich auf einer Plattform befand; sonst würde er bald im Matsch sitzen.
    Als das flackernde, zuckende Licht seiner Kerze nur noch zu seinem wachsenden Kopfschmerz beitrug, blies er sie aus, setzte sich auf die Pritsche, die er unter einem Leck im Zelttuch weggezogen hatte, legte sich hin und zog die feuchte Decke über sich.
    Das Kreischen des Windes und das Ächzen der Äste wurden in seinem Kopf zu Stimmen, als er in einen unruhigen Schlaf fiel, und das Trommeln von Regen auf Zelttuch war wie die Hammerschläge von tausend Steinmetzen.
    Es waren jedoch die Stimmen, die am tiefsten in seinen Kopf eindrangen, ihr Jammern, ihre Verzweiflung. Ihr Hass. Steinerne Mauern kamen immer näher, und er warf sich auf seinem Feldbett hin und her. Die Stimmen kreischten ihn an.
    Er drehte sich schwer atmend auf die Seite, und seine Fäuste öffneten und schlossen sich selbst im Schlaf.
    Geh weg, Vetter, sagten die Stimmen. Und bleib weg. Stirb, Vetter, wir hassen dich.
    Alton schrie auf, aber niemand hörte im Sturm seine Stimme. Das Unwetter tobte weiter.
    Die Reste des Schwarzschleier-Gifts flammten in seinem Blut auf, brachten ihm Fieber und diesen quälenden Traum. Karigan erschien in ihrem elfenbeinfarbenen Kleid, das braune Haar von der Sonne golden berührt. Sein Kopf lag in ihrem
Schoß, und sie strich ihm über die Schläfe, die Berührung warm und weich.
    Hinter ihr schwankten und ächzten die Äste von Bäumen, bogen sich zurück und verwickelten sich ineinander, griffen um sie herum nach ihm. Karigans Haar wehte im Wind, und sie fing an, sich in ein widerwärtiges Geschöpf mit gelben Augen und Krallen zu verwandeln, die seine Wangen aufkratzten.
    Verräterin!, schrie Alton. Er warf sich von ihrem Schoß und fiel von seinem Feldbett auf die Zeltplattform. Ein lautes Donnern verlängerte seinen Schrei.
    Hechelnd kniete er da, und Schweiß tropfte ihm vom Gesicht. Ihm war unerträglich heiß, und der Sturm draußen schien den Sturm, der in ihm tobte, nur zu verstärken. Der Wall hasste ihn, und er erwiderte diesen Hass.
    Er stand auf, trat seinen Hocker um und fegte einen Stapel Bücher vom Tisch. Er taumelte aus dem Zelt, ohne auch nur einen Umhang umzulegen oder Stiefel anzuziehen, und Blitze beleuchteten seinen Weg.
    Draußen traf ihn der Regen, und statt sein Fieber zu senken, bestärkte er es

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