Der schwarze Thron - Reiter reiter3
verschlingen.
Rendel blickte auf und lächelte, als er sie entdeckte. »Und jetzt werde ich euch zeigen, wie wirkliche Schwertarbeit aussieht.« Er winkte Karigan und Fergal zu sich.
Sie stiegen über den Zaun, und die Schüler hielten inne und starrten sie neugierig an.
»Das hier sind Grüne Reiter«, sagte der Meister. »Boten von König Zacharias.«
Die jungen Leute betrachteten sie noch neugieriger. Reiter waren ein seltener Anblick, besonders abseits der Hauptstraßen und auf dem Land. Ein Sacorider konnte ein ganzes
Leben verbringen, ohne einen einzigen Reiter zu sehen oder auch nur zu wissen, dass es sie gab. Hände schossen hoch, und so viele Fragen erklangen, dass Rendel und Karigan kaum mit ihnen Schritt halten konnten.
»Warum tragt Ihr Grün?«
»Kennt Ihr den König persönlich?«
»Wie alt seid Ihr?«
»Sind diese Säbel echt?«
Auf diese letzte Frage antwortete Karigan, indem sie den Säbel nur gerade so weit zog, um ihnen den bis dahin verborgenen Stahl zu zeigen. Die Jugendlichen drängten sich um sie und berührten den Griff.
»Das ist gar nichts«, warf ein lauter Junge ein. »Mein Vater hat ein mit Edelsteinen besetztes Schwert aus dem Clankrieg. Ich darf es jedes Mal anfassen, wenn ich will.«
»Halt die Klappe, Garen«, sagten die anderen.
Als ein Streit auszubrechen drohte, hob Rendel die Hände und rief: »Genug.« Sofort schwiegen alle. »Ich bin sicher, dass das Schwert von Garens Vater eine gute und historisch interessante Waffe ist. Aber das hier sind Waffen, die gebraucht werden, und ihr Nutzen liegt nicht im Schmuck, sondern sie werden im Kampf eingesetzt. Ich bin sicher, dass dieser Reitersäbel schon viel gesehen hat.«
Garen war rot angelaufen und wirkte verärgert.
»Habt Ihr schon viele Leute umgebracht?«, fragte ein Mädchen Karigan.
»Äh …«
Rendel seufzte. »Das ist keine angemessene Frage für unseren Gast, Nance.«
»Tut mir leid, Meister Rendel.«
Er nickte. »Wenn Reiter G’ladheon dazu bereit ist, werden wir euch echte Schwertkunst auf einer Ebene zeigen, die auch
ihr eines Tages erreichen könnt, wenn ihr ordentlich übt.« Er wandte sich an Karigan. »Wenn es dir recht ist.«
Karigan glaubte nicht, nach dieser Vorankündigung noch ablehnen zu können, aber sie hatte ohnehin nichts dagegen. Sie reichte Fergal die Botentasche und ihren Schwertgürtel und ging einen Haufen hölzerner Übungsschwerter durch, bis sie eins fand, das ihr passte. Sie riss die Klinge durch die Luft, um ein Gefühl dafür zu entwickeln und ihre Muskeln zu lockern. Der Lehrling führte die Schüler in einen sicheren Abstand vom Ring. Wenn Rendel oder Karigan diesen Ring verließen, hatten sie den Kampf verloren.
Sie kreuzten die Schwerter und fingen langsam an, schätzten einander ab. Dann gingen sie grundlegende Manöver durch, und das Klacken ihrer hölzernen Klingen war das einzige Geräusch auf dem Feld.
Nachdem Rendel sich ein Gefühl für ihre Fähigkeiten verschafft hatte, wurde er schneller und seine Technik ausgefeilter. Karigan gab ihm Schlag um Schlag zurück und genoss die ebenso geistige wie körperliche Anstrengung, die das erforderte. Die Arbeit ließ sie die Anwesenheit der Schüler ganz vergessen, und ihre Welt bestand nur noch aus Rendel und dem Rhythmus ihrer Schwerter.
Rendel beschleunigte abermals, und Karigan wirbelte herum, um seinen Abgriff abzuwehren, und reagierte mit einem Manöver, das einem geringeren Gegner den Bauch aufgeschlitzt hätte. Er versuchte, sie zu entwaffnen, aber sie hatte das vorausgesehen und schob ihn weg. Sie umkreisten einander im Ring, schwer atmend, abschätzend, wartend, dass der andere als Erster wieder angriff.
»Du hast geübt«, sagte Rendel. »Gut.«
Karigan reagierte mit einer Angriffssequenz, die Rendel überraschte und ihn beinahe aus dem Ring stolpern ließ, aber
er war ein Schwertmeister und rettete nicht nur sich selbst, sondern kehrte Karigans Schwung um und brachte sie in die Defensive. Es gelang ihr, ihm an der Schulter einen Treffer zu versetzen.
Karigan achtete nun besser auf ihre Verteidigung. Für sie war es ein Tanz, Bewegung, die ganz natürlich aus wiederholter Übung kam. Sie erreichten eine Ebene der Schwertkunst, die sich der Meisterschaft näherte und auf der mehr mit weniger erreicht wurde – weniger Kraft, mehr Feinarbeit, mehr Stetigkeit. Es war die Heimlichkeit und Lautlosigkeit jagender Katzen, die sie beide besser machte als andere.
Karigan hatte nicht bemerkt, wie weit sie ihre
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