Der schwarze Thron - Reiter reiter3
obwohl Ihr Euch den Tod wünschen würdet, bevor ich mit Euch fertig bin.«
Immerez’ Nasenlöcher weiteten sich. »Ich hätte Euch töten sollen!«
»Ja«, sagte Beryl, »das hättet Ihr tun sollen.« Sie setzte sich auf ihren Stuhl, schlug die Beine übereinander und legte sich das Beil in den Schoß. Sie schenkte ihm ihr liebenswürdigstes Lächeln. »Seid Ihr bereit, einige Fragen zu beantworten? «
ANTWORTEN
Als Karigan am nächsten Morgen aufwachte, hatte sie das Gefühl, ungefähr hundert Jahre alt zu sein, trotz des Weidenrindentees, den Ty ihr gegeben hatte, um die Schmerzen zu lindern. Jeder Muskel fühlte sich an, als sei er gezerrt, und jeder Zentimeter ihrer Haut war entweder aufgeschürft oder wies Prellungen auf. Ty hatte ihr ein herzhaftes Frühstück aus Pfannkuchen und Würstchen besorgt, die, wie er sagte, aus Immerez’ Vorratskammern stammten. Ihr Magen war so ziemlich der einzige Teil ihres Körpers, der nicht wehtat, und sie war froh, ihn füllen zu können, aber es tat weh, das Essen zum Mund zu führen.
Als sie fertig gefrühstückt hatte, brachte Ty ein Bündel Kleider herein. »Probier sie an, sobald du dazu in der Lage bist«, sagte er. »Ich fürchte, wir mussten dir die Kleider vom Leib schneiden.«
Selbst das Erröten tat ihr weh und brachte ihren immer noch empfindlichen Kopf zum Pochen. Doch als Ty das Zelt verließ, zwang sie sich dazu, das Bett zu verlassen, wobei sie bei jeder Bewegung stöhnte. Sie verrichtete ihre Notdurft; man hatte ihr zwar einen Eimer warmes Wasser zum Waschen zur Verfügung gestellt, aber sie zugleich auch ermahnt, ihre Verbände nicht nass werden zu lassen. Das war sehr schwierig, da ihre Hände in Leinenverbände gewickelt waren.
Was sollte sie also tun, ihren Kopf in den Eimer stecken? Aber nein, der Kopf war ja ebenfalls verbunden.
Schließlich beschloss sie, wenigstens die Verbände von ihren Händen zu entfernen. Sie pellte sie so behutsam sie konnte von den Stellen ab, wo sie an den Schürfwunden klebten. Manche verschorften Stellen wurden wieder aufgerissen und begannen wieder zu bluten. Tränen füllten ihre Augen, als sie die Hände in den Eimer tauchte und das Wasser auf der wunden Haut brannte. Als sie fertig mit Waschen war und sich abgetrocknet hatte, bereitete es ihr viel Mühe, die Hände wieder zu verbinden, aber mit Hilfe ihrer Zähne gelang es ihr schließlich. Willis oder Ty würden ihr später einen neuen Verband anlegen müssen.
Was die Kleidung anging, sah es so aus, als hätten Ty und Osric in ihren Satteltaschen nach Uniformteilen gekramt. Sie fand ein zu großes Hemd, eine ausgeleierte Hose, einen Gürtel, um sie sich eng genug um die Taille zu schnallen, und einen kurzen Mantel. Obwohl nichts davon richtig passte, war es immer noch viel besser als ein Korsett und ein langes Gewand, und ihre Laune besserte sich, als sie sich wieder in Grün sah.
Als sie das Zelt verließ, fand sie sich in einer neuen Welt wieder. Schnee bedeckte den Gipfel, und dicke Wolken verhüllten die umliegende Landschaft, so dass sie das Gefühl hatte, in einer Nebelfestung gefangen zu sein, deren Form sich ständig veränderte.
In schwarze Umhänge gekleidete Waffen hockten mit Bechern in den Händen um mehrere Lagerfeuer. Mit ihren gesenkten Köpfen und gedämpften Stimmen sahen sie aus wie Leidtragende am Rand eines Grabes. Andere bewachten ein Dutzend von Immerez’ Männern, die an Händen und Füßen gefesselt worden waren. Zwei weitere Waffen standen vor einem Zelt.
Einige begrüßten Karigan, als sie sie sahen, und sie lächelte und winkte ihnen zu. Sie wollte gerade nach Ty und Willis fragen, als der Reiter aus einem anderen Zelt trat und durch den Schnee auf sie zukam. Sein Atem hing als eisiger Hauch in der Luft, und sie zitterte vor Kälte.
»Freut mich, dich auf den Beinen zu sehen«, sagte er, als er sie erreicht hatte. »Bist du bereit für eine Zusammenkunft?«
Sie nickte.
»Also, hier entlang.« Er führte sie über seine Fußspuren zu dem Zelt zurück, aus dem er gekommen war. »Osric ist bereits mit den Neuigkeiten aufgebrochen.«
»Schon?«
»Es schien am besten, ihn so bald wie möglich auszusenden. « Er blieb vor dem Zelt stehen und hob eine Hand, um sie am Eintreten zu hindern. »Einen Augenblick noch. Als du noch nicht wieder ganz bei Bewusstsein warst, nanntest du mich den makellosen Reiter. Was … was hast du damit gemeint? «
Karigans Kopf begann wieder zu pochen. »Ähm, ich … weiß ni …«
»Karigan? Seid
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