Der schwarze Thron - Reiter reiter3
Objekt und unterliegt wahrscheinlich nicht den gleichen Regeln wie ein Buch von gewöhnlichem Ursprung.«
»Immerez hat uns die Anleitung verraten«, sagte Willis. »Das Buch kann nur im Licht des Grabes des Hochkönigs gelesen werden.«
Karigan fuhr sich mit der Hand über die Augen. Sie war so müde, dass ihr fast schwindelig war. »Darum wollte Großmutter also, dass die Waffen aus den Gräbern abgezogen wurden.«
»Und das war auch der Grund für Lady Estoras Entführung«, antwortete Willis. »Das war die beste Ablenkung, die sie sich ausdenken konnten.«
Und sie hatten recht gehabt. Karigan wusste sehr genau, wie wichtig die Verlobung von Lady Estora und König Zacharias für die Erhaltung der Einigkeit unter den Provinzen war. Sie konnte sich genau vorstellen, wie sämtliche Mitglieder des Clans von Coutre den König bedrängten und Estoras Befreiung verlangten – und womit sie ihm drohten, falls es ihm nicht gelang, sie wohlauf zurückzuholen. Wäre Estora verletzt oder, schlimmer noch, getötet worden, hätten Coutre und seine maritimen Verbündeten nicht nur nach
Rache geschrien, sondern das Vertrauen des ganzen Volkes in seinen König wäre erschüttert worden. Und all dies zu einer Zeit, in der er und seine Ratgeber sich eigentlich auf den Schwarzschleier konzentrieren sollten.
Um Coutre zu besänftigen und Estoras unversehrte Rückkehr zu gewährleisten, hatte König Zacharias natürlich seine persönliche Elitetruppe, nämlich die Waffen, hinter den Entführern hergesandt. Irgendjemand musste aber den König beschützen, also wurden die Grabwaffen heraufgeholt – und dadurch waren Gräber nicht mehr so gut bewacht wie sonst.
»Großmutter hatte in Wirklichkeit gar keine Verwendung für Lady Estora«, fuhr Willis fort, »ihr ging es nur um die Ablenkung, die ihre Entführung bewirkte. Und Immerez’ Hauptinteresse bestand darin, Lösegeld zu bekommen und sich am König zu rächen, weil er Tomastin Mirwell hingerichtet hatte.«
Karigan war erleichterter denn je, dass Estora Immerez nie persönlich begegnet war. Sie wollte sich nicht ausmalen, was dieser König Zacharias’ Braut angetan hätte. »Das Buch«, sagte sie leise. »Wo ist es jetzt?«
»Immerez glaubt, dass es bereits unterwegs in die Stadt Sacor zu den Gräbern ist«, sagte Beryl. »Immerez fand das sehr amüsant. Er sagte, sein Mann müsste jetzt eigentlich schon dort sein, und die Mitglieder des Zweiten Reiches in der Stadt würden ihm helfen.«
Karigan blickte nacheinander in die Gesichter derer, die sich um den Tisch versammelt hatten. Alle sahen grimmig aus. Immerez hatte allen Grund gehabt, sich zu amüsieren, denn keiner von ihnen konnte das Geringste tun, um zu verhindern, dass das Buch sein Ziel erreichte. Sie waren einfach zu weit weg.
»Also wird es dem Zweiten Reich gelingen, alles über die
Kunst zu lernen, die dem Bau des D’Yer-Walls zugrunde lag, und somit können sie ihn auch zerstören«, schloss Beryl.
»Und wenn Mornhavon der Schwarze zurückkehrt«, sagte Karigan, »dann wird ihn nichts mehr aufhalten.«
Der Rest der Zusammenkunft drehte sich um Logistik. Ty würde dem König die Information bringen, die sie von Immerez erfahren hatten, obwohl diese wahrscheinlich zu dem Zeitpunkt, an dem Ty die Stadt Sacor erreichte, keine Rolle mehr spielen würde. Karigan, Beryl und Lord Amberhill sollten am folgenden Morgen in Begleitung eines Kontingents von Waffen aufbrechen. Sie würden schnell reiten, erklärte Donal, denn niemand wusste, was inzwischen alles in der Burg geschah, da Mitglieder des Zweiten Reiches das Gelände und die Gräber bereits infiltriert hatten. König Zacharias brauchte so bald wie möglich seine komplette Waffentruppe. Die restlichen Waffen würden in langsamerem Tempo mit Immerez und ihren anderen Gefangenen zurückreiten.
Sobald die Zusammenkunft beendet war, befahl Ty Karigan, sich auszuruhen, während er an ihr vorbeieilte, um seine Ausrüstung zusammenzustellen und sofort aufzubrechen. Dies war auch Karigans Absicht, denn ihr pochte immer noch der Schädel – oder vielleicht waren es die Gesprächsthemen, die die hämmernden Schmerzen verursacht hatten. Auf jeden Fall war sie erschöpft. Sie schloss ihre Augen einen Moment lang, und als sie wieder aufsah, stellte sie fest, dass Willis und Donal bereits fort waren und dass Beryl aufgestanden war.
»Bin ich … bin ich eingenickt?«, fragte Karigan.
Beryl und Lord Amberhill sahen einander an.
»Du solltest tun, was Ty gesagt
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