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Der Schwefelfluss

Der Schwefelfluss

Titel: Der Schwefelfluss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hubert Haensel
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einen Bund mit Dämonen eingehen.«
    Auch die Frau stand nun auf und schüttelte den Schnee aus ihrem Umhang. Misstrauisch schaute sie erst Mythor an, dann den Bitterwolf und Pandor. Sie zuckte kurz zusammen, als ein weißer Schatten aus den Wipfeln der Bäume herabglitt und sich auf der Schulter des jungen Mannes niederließ.
    »Ein Schneefalke«, stammelte sie, und zugleich wich ein Großteil des deutlich gezeigten Misstrauens aus ihrem Gesicht. »Das Tier gehört dir?«
    Mythor nickte. »Es ist mein Gefährte.«
    »Dann muss ich deinen Worten wohl Glauben schenken«, murmelte die Frau. »In meiner Heimat gilt der Schneefalke als kluges Tier, das keinen Herrn anerkennt, der mit dem Bösen im Bund ist.« In einer unerwarteten Geste streckte sie ihm die Hand hin. »Ich bin Berra. Das dort drüben ist mein Mann, Vormen.«
    Mythor nannte seinen Namen, dann rief er den Bitterwolf endgültig zurück. Berra bückte sich unterdessen nach ihrer Schleuder und ließ sie in einer Falte ihres weiten Umhangs verschwinden. Zusammen gingen sie auf die Hütte zu. Vormens feindselige Haltung wich schnell einer spontanen Gastfreundschaft, als sie beim Schein des Kaminfeuers an einem Tisch saßen und Mythor berichtete, dass er unterwegs sei, um seine Freunde aus der Gewalt unbekannter Entführer zu befreien. Die Bisswunde, die Hark ihm zugefügt hatte, schien ihn dabei nicht zu stören.
    »Du kannst die Nacht bei uns verbringen«, schlug Berra nach einer Weile vor.
    »Ich danke dir«, sagte Mythor. »Ich bin zufrieden, wenn ihr mir etwas Stroh gebt für mich und meine Tiere.«
    »Es ist nicht viel, was wir haben«, meinte Vormen, »aber du bekommst einen Platz vor dem Feuer, zu essen und zu trinken. Wir Fallensteller haben ein hartes Tagwerk, und wir wissen auch, was es heißt, einsam zu leben.«
    Mythor horchte auf. »Warst du während der letzten beiden Tage im Wald unterwegs?« fragte er.
    »Weiter als für gewöhnlich«, nickte Vormen. »Der Winter scheint besonders streng zu werden, denn das Wild wandert nach Süden, wo es nicht selten weniger Schnee gibt und bessere Futterplätze.«
    »Hast du die Spuren von Reitern gesehen? Etwa zehn müssen es gewesen sein.«
    »Ich dachte mir schon, dass du das fragen würdest«, antwortete der Fallensteller. »Die Männer, die du suchst, waren hier, gestern, nicht lange vor Einbruch der Dunkelheit. Sie gaben sich als Händler aus und kauften Fleisch als Wegzehrung.«
    »Waren sie es, die euch vor dem Dämonenreiter warnten?«
    Berra nickte.
    »Dann wissen sie, dass sie verfolgt werden«, überlegte Mythor. »Aber sie haben mich nie gesehen, kennen auch Pandor nicht.«
    »Vielleicht haben sie ihr Wissen von deinen Freunden.«
    Schlagartig verdunkelte sich Mythors Miene. Es war die Sorge, die sich darin widerspiegelte.
    »Bestimmt nicht freiwillig«, sagte er. »Man muss sie schon dazu gezwungen haben. Oder.«, er begann zu grinsen, »... der Kleine Nadomir konnte wieder einmal sein Maul nicht halten. Ja, dem Steinmann traue ich zu, dass er seinen Schutzgeist anruft und mit ihm zusammen versucht, den Entführern ein Schnippchen zu schlagen. Doch berichtet mir, was ihr wisst.«
    »Neun Reiter waren es, und sie führten zwei Packpferde mit sich. Aber nur vier kamen zu unserer Hütte. Die anderen blieben am Waldrand zurück. Sie waren seltsam gekleidet, trugen Tücher vor ihren Gesichtern und lange Gewänder mit Kapuzen, die sie sich über die Köpfe gezogen hatten.« Die Beschreibung erinnerte Mythor an Wüstenbewohner. Als er noch in der Nomadenstadt Churkuuhl gelebt hatte, war er solchen Reitern begegnet. Aber er hätte nicht mehr zu sagen vermocht, wo das gewesen war. Irgendwo in der Wüste von Salamos.
    »War eine Frau bei ihnen?«
    »Vielleicht«, antwortete Vormen nur. »Ich kann es dir nicht sagen, weil heftiger Schneefall die Sicht trübte. Die uns das Fleisch abkauften, waren Männer.«
    »Einer der fünf war klein wie ein Kind«, sagte Berra.
    Mythor zuckte mit den Achseln. »Das hilft mir nicht«, meinte er. »Was führten sie auf den Packpferden mit?«
    »Mehrere Bündel«, erinnerte sich Vormen, »deren Größe mir befremdlich erschien. Mag sein, dass es sich dabei um deine Freunde gehandelt hat.«
    »In welche Richtung ritten sie weiter?«
    »Nach Süden, glaube ich«, sagte Vormen.
    »Ja, nach Süden«, nickte auch sein Weib.
    »Sie müssen es gewesen sein«, überlegte Mythor. »Nur schade, dass ihr nicht mehr erkennen konntet. Aber ohne Zweifel wollten sie mich aufhalten, als

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