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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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ging. Ich habe nicht länger gewartet.«
    »Sondern... was taten Sie?«
    »Während sie bei ihm drin war, bin ich wieder nach unten gegangen, habe den Motor laufen lassen und gewartet. Als sie dann ankam, bin ich ihr nachgefahren.«
    »Und weiter?«
    »Dann ging sie einkaufen. Nach einer Weile verlor ich sie aus den Augen. Vor einem Geschäft hatte sie den Chauffeur weggeschickt und ihm wohl gesagt, wann er sie abholen sollte. Ich wollte mich an den Chauffeur und das Auto hängen und ihre Spur wieder aufnehmen, wenn er sie abholte. Schließlich fand er einen Parkplatz, aber für mich war keiner mehr da. Ich fuhr also immer um den Häuserblock, und als ich das dritte Mal wieder vorbeikam, waren Chauffeur und Wagen verschwunden. Ich kurvte eine Weile in der Gegend umher, aber ich spürte ihn nicht wieder auf. Darum fuhr ich zu ihrer Wohnung in der Atwell Avenue zurück. Ungefähr zehn Minuten, nachdem ich mich dort postiert hatte, kam sie dort an. Sie brachte einen Haufen Pakete mit, die der Chauffeur ins Haus trug. Er machte auf mich einen schlechtgelaunten Eindrude. Dann wartete ich, bis um fünf meine Ablösung kam und rief Sie hier an. Ich dachte, die Sache mit dem Zahnarzt würde Sie interessieren.«
    »Wie heißt Doktor Quays Sprechstundenhilfe?«
    »Mrs. Ballwin nannte sie Ruth.«
    »Beschreiben Sie mir die Dame etwas näher.«
    »Sie ist rothaarig, ungefähr siebenundzwanzig und eine adrette Erscheinung. Sie hat ein paar Sommersprossen, man hat den Eindruck, daß sie sowohl ein Kätzchen als auch ein Teufelsbraten sein kann - je nachdem, wie man sie nimmt.«
    »Wie groß ist sie?«
    »Normalgröße und mittleres Gewicht. Weiße Strümpfe und weiße Schuhe. Ein verdammt hübsches Persönchen, wie mir schien.«
    »Geht ihre Nasenspitze nach unten oder nach oben?«
    »Gerade Nase.«
    Ich sah auf meine Uhr und sagte: »Vielleicht habe ich Glück.« Ich schlug die Nummer von Dr. Quays Praxis nach und wählte sie.
    Zunächst sah es so aus, als würde niemand antworten; aber dann sagte eine weibliche Stimme: »Hier Praxis Doktor Quay.«
    Ich sagte: »Sie kennen mich nicht, denn ich war noch nicht bei Ihnen, aber ich möchte gern eine Verabredung für eine Behandlung treffen.«
    »Da müssen Sie morgen noch einmal anrufen, Doktor Quay ist schon nach Hause gegangen.«
    »Sind Sie seine Assistentin?«
    »Ja.«
    »Können Sie mir dann nicht einen Termin nennen?«
    »Ich muß erst mit Doktor Quay darüber sprechen.«
    »Hören Sie bitte, wie lange sind Sie noch da?«
    »Noch höchstens zehn Minuten«, sagte sie abweisend. »Und es würde auch nichts ändern, wenn Sie mit mir sprechen. Ich bin nicht befugt, Behandlungstermine für Doktor Quay festzulegen.«
    »Kommt Doktor Quay heute abend noch mal zurück?«
    »Bestimmt nicht. Bitte rufen Sie morgen noch einmal an. Guten Abend!«
    Sie hängte ein.
    Ich sah unseren Detektiv an und sagte: »Sie wollte noch zehn Minuten dableiben. Es ist schon nach halb sechs. Der Doktor kommt heute abend nicht mehr wieder. Sie kann keine Verabredung für ihn treffen. Halten Sie es für möglich, daß sie gekündigt hat und jetzt ihre Siebensachen zusammensucht?«
    »Vielleicht hat er sie auch ’rausgeschmissen«, sagte der Detektiv.
    »Okay«, sagte ich. »Bleiben Sie Mrs. Ballwin auf den Fersen, bis ich Ihnen Bescheid gebe, damit aufzuhören. Geben Sie Ihre Berichte durch, wann immer Sie Gelegenheit dazu haben. Sollte ich nicht hier sein und es handelt sich um etwas äußerst Wichtiges, dann diktieren Sie es meiner Sekretärin. Auf jeden Fall erstatten Sie mir allabendlich Bericht.«
    Er ging hinaus, und ich folgte ihm. Mit dem Geschäftsauto fuhr ich zum Pawkette Building. Ich parkte gegenüber dem Eingang und verließ mich auf mein Glück.

    Zu dieser Stunde war kaum noch Betrieb. Nur ein paar Geschäftsleute, die länger gearbeitet hatten, verließen nach und nach das Gebäude.
    Ich blieb am Steuer sitzen, ließ den Motor weiterlaufen und behielt den Hauseingang im Auge. Ein Mädchen mit einem größeren Paket würde das Angebot, nach Hause gefahren zu werden, vielleicht auch von einem Fremden annehmen, wenn er sich in etwas origineller Form näherte, so spekulierte ich. Die Chancen standen natürlich zehn zu eins gegen meine Annahme, aber mein Einsatz bestand auch nur aus zehn Minuten Zeitverlust und einem viertel Liter Benzin. —
    Das Glück war mir hold, denn bald erschien sie auf der Bildfläche - ein gepflegtes rothaariges Mädchen, das ein in Zeitungspapier eingewickeltes Paket

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