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Der schweigende Mund

Der schweigende Mund

Titel: Der schweigende Mund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. A. Fair
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stellte die Platte mit den Biskuits in die Anrichte. Mrs. Ballwin hatte sie davon verständigt, daß sie auswärts essen würden, und deswegen kümmerte sich die Köchin nicht weiter darum.«
    »Wie lange standen die Biskuits in der Anrichte?«
    »Vielleicht fünfzehn Minuten. Jedenfalls nicht länger als eine halbe Stunde.«
    »Und was geschah weiter?«
    »Als Ballwin nach Hause kam, servierte der Diener die Sandwiches. Ballwin war gerade dabei, einen Cocktail zu mixen. Seine Frau forderte ihn auf, die Biskuits zu probieren. Er tat es, und sie schmeckten ihm vorzüglich. Er schien in einer besseren Stimmung zu sein als am Tage zuvor.«
    »Wie verhält es sich eigentlich mit dem Diener?«
    »Keine Sorge - wir werden sie alle noch auf Herz und Nieren prüfen. Behalten auch Mrs. Ballwins Sekretärin im Auge.«
    »Da werden Sie wahrscheinlich heute nachmittag noch allerlei zu tun bekommen«, sagte ich.
    »Mit Sicherheit. Was halten Sie übrigens von diesem Keetley?«
    »Was soll mit ihm schon sein?«
    »So ’ne Art Tagedieb, was?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Sind Sie nicht auch der Meinung, daß er den guten Gerald Ballwin ein bißchen erpreßt?«
    »Soll das der Fall sein? Ich kann mir kaum vorstellen, daß er das Huhn vergiftet, das ihm goldene Eier legt.«
    »Daran haben wir auch schon gedacht«, sagte Sellers und fügte hinzu: »Aber der Anschlag könnte gegen Mrs. Ballwin gerichtet gewesen sein.«
    Ich sagte: »Wenn das Gift auf den Biskuits beziehungsweise in der Anchovispaste war, konnte man nicht im voraus bestimmen, wem die letzte Stunde schlagen würde.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Kein Mensch hätte Voraussagen können, wer welche Biskuits essen würde und wie viele. Hätte Ballwin großen Appetit gehabt und vielleicht ein halbes Dutzend Sandwiches zu sich genommen, seine Frau dagegen nur eins oder zwei, dann hätte Ballwin mit Sicherheit die Reise in die Ewigkeit angetreten, und sie wäre mit .einer argen Magenverstimmung davongekommen.«
    Sellers sagte: »Wir werden alle Zusammenhänge noch einmal genauestens überdenken. Ich hatte gehofft, Sie könnten uns vielleicht ein wenig weiterhelfen.«
    »In welcher Weise?«
    »Nun«, sagte Sellers, »Sie sind doch sonst ein pfiffiger Kerl, Donald. Nehmen wir einmal an, Sie haben die Absicht, jemanden zu vergiften. Oder besser: Sie wollen einen Mann vergiften, dessen Frau aber nicht, und Sie benutzen dazu Biskuits... «
    »Nun aber Schluß, und hauen Sie sofort hier ab, denn ich habe Zahnschmerzen«, sagte ich mürrisch. »Doch eine Frage noch: Wieviel Gift haben die Ballwins denn geschluckt?«
    »Offenbar genug, um ein Pferd zu töten. Hätte Carlotta Hanford den Arzt nicht sofort darüber informiert, daß es sich um eine Arsenikvergiftung handelte, dann wäre Ballwin nicht mehr zu retten gewesen. Entscheidend war der Umstand, daß die Ärzte ihn, zwar im letzten Moment, aber doch noch rechtzeitig behandeln konnten. Dadurch, daß seine Frau sich ins Badezimmer einschloß, ist die Sache für sie wesentlich hoffnungsloser geworden. Sie schluckte ebenfalls eine beträchtliche Dosis.«
    Ich sagte: »Gut. Sollte mir irgendeine Idee kommen, die uns weiterhilft, so werde ich Sie verständigen. Jetzt muß ich erst mal meinen Zahn behandeln lassen.«
    Sellers rutschte von der Kante meines Schreibtisches herunter. »Viel Glück, Donald. Und sobald Sie eine Erleuchtung verspüren, erwarte ich Ihren Anruf.«
    Ich nickte Fordney zu und sagte zu Elsie Brand: »Stellen Sie mal fest, ob der Zahnarzt mich sofort annehmen kann.«

12

    Doktor Quays Praxis befand sich im sechsten Stock. Auf den rechteckigen Milchglasscheiben zweier Türen stand: >Dr. George L. Quay, Privat<. Eine dritte Tür trug die Aufschrift >Dr.George L. Quay, Zahnpraxis<, und in der linken unteren Ecke war zu lesen: >Nur nach Vereinbarung^
    Ich betrat das kleine Wartezimmer, in dem sich eine Bank, aus geflochtenem Rohr, ein Tisch, ein paar Stühle mit geraden Rückenlehnen und ein Ständer mit zerlesenen Illustrierten befanden. Auf der einen Seite war ein größerer Spiegel und rechts davon eine Tür. Diese war nur angelehnt.
    Als ich die Tür weit öffnete, ertönte im hinteren Raum ein Summer, und zugleich forderte mich eine männliche Stimme auf, hereinzukommen. Ich erreichte einen Seitengang. In einem mit Neonlicht überfluteten Zimmer am anderen Ende des Seitenganges saß eine Frau mit weit geöffnetem Mund in einem Behandlungsstuhl.
    Doktor Quay, eine große, schlanke Erscheinung, beugte sich

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