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Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
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nächsten Woche ordnete ich die Untersuchung unseres rechtlichen Status an. Dafür wählte ich ein Gremium aus hohen Granden aus, dem auch der Admiral angehörte. Meinen neuen Beichtvater, den stets ernsten und des Rechtswesens kundigen Hieronymiten-Mönch Fray Hernando de Talavera, ließ ich zu unserem Sekretär ernennen; als mein Rechtsbeistand trat Kardinal Mendoza auf, wohingegen ich aus einer verqueren Rachsucht heraus Carrillo zu Fernandos Vertreter bestimmte. Ich war wütend auf den Erzbischof, weil er den Zorn meines Mannes provoziert hatte, und jetzt machte ich ihm unmissverständlich klar, dass ich von ihm ein energisches und in sich schlüssiges Eintreten für Fernandos gleichberechtigte Beteiligung an unseren Vollmachten als Monarchen erwartete. Es sprach für Carrillo, dass er genau das tat, was ich ihm befahl: Er gewann die Unterstützung der widerstrebenden Granden für Fernandos höchst unsicheren Standpunkt. Die meisten waren sich darin einig, dass unsere Ehevereinbarung – das umstrittene Dokument, das Carrillo in monatelangen Verhandlungen durchgesetzt hatte und das er als eine seiner größten Leistungen betrachtete – auf keinem vorangegangenen juristischen Beispiel beruhte und mittlerweile unanfechtbar war, da wir mit der Eheschließung eine vollendete Tatsache geschaffen hatten.
    Doch als die Frage unserer Nachfolge aufgeworfen wurde, war ich diejenige, die das Wort ergriff.
    »Hoher Herr«, begann ich, den Blick auf Fernando gerichtet, der in seinem rotgoldenen Umhang für Staatsakte auf seinem Stuhl thronte, »wegen der zwischen uns bestehenden Union soll dieses Reich für alle Zeiten als Erbe an unsere Nachkommen fallen. Aber da es Gott bisher nur gefallen hat, uns mit einer Tochter zu segnen, muss die Thronfolge auf sie begründet sein. Das Gesetz von Aragón verbietet es ihr allerdings, auf Euren Thron nachzufolgen. Eines Tages wird sie einen Prinzen heiraten müssen, und dieser könnte irgendwann unser Erbe für sich selbst einfordern, womit er Kastilien und auch Aragón nach unserem Tod in Vasallenstaaten verwandeln würde. Wie Ihr mir sicher bestätigen werdet, würde das eine schreckliche Bürde für unser Gewissen und großes Unheil für unsere Untertanen bedeuten.«
    Fernandos Miene verfinsterte sich. Ich hatte also mit meiner Vermutung recht gehabt, dass er insgeheim mit den unnachgiebigen Gesetzen seines eigenen Reichs haderte, die die Ernennung unserer Tochter zur Erbin verboten. Damit trieben sie gegen unseren Willen einen Keil zwischen uns. Ich war bereit, in vielen Punkten nachzugeben. So wollte ich ihm unter anderem das Vorrecht einräumen, auf offiziellen Dokumenten und bei höfischen Anlässen seinen Namen vor den meinen zu setzen, als oberster Kommandant unserer Armeen aufzutreten und in eigenem Namen Recht zu sprechen, doch was unsere Tochter betraf, blieb ich unerbittlich. Isabél musste aus eigenem Recht Thronfolgerin sein. Der in Aragón praktizierte altmodische Ausschluss von Frauen als Herrscherinnen durfte in Kastilien nie Gültigkeit erlangen.
    Schließlich nickte er. »Ich stimme zu. Möge es in dieser Angelegenheit nie wieder Streit geben.« Mit einem müden Lächeln trat er auf mich zu und küsste mich auf die Wange. »Du hast gewonnen«, murmelte er. »Du hättest Advokatin werden sollen, mi Luna .«
    Meine Hand in die Höhe haltend, rief er in den Saal: »So soll es geschehen! Zu Ehren unserer Einigung befehlen Ihre Majestät und ich, dass ein neues Wappen geschmiedet werden soll, eines mit den Burgen und Löwen von Kastilien und den goldenen und roten Streifen von Aragón!«
    »Und darunter«, fügte ich hinzu, »sollen unsere Pfeile und das Joch als Symbol für die Beständigkeit unserer Verbindung durch den Gordischen Knoten miteinander verknüpft werden!«
    Die Granden brachen in Beifall aus. Vor Stolz über ihre Anerkennung errötet und über das ganze Gesicht strahlend, schritt Fernando mit seinen Dienern hinaus, um sich für die Feierlichkeiten am Nachmittag anzukleiden.
    Seufzend wandte ich mich, gefolgt von meinen Hofdamen, zur Tür gegenüber, wurde aber von Carrillo abgefangen. In unserem Rücken begannen die Sekretäre, die bei der Anhörung benötigten Dokumente einzusammeln.
    »Ihr habt einen schweren Fehler begangen«, erklärte mir der Erzbischof. »Mit der Gewährung dieser Privilegien setzt Ihr die in der Ehevereinbarung festgelegten Grundsätze außer Kraft und gefährdet die Souveränität Kastiliens.«
    Ich musterte ihn kalt. »Alles,

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