Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Schwur der Königin

Der Schwur der Königin

Titel: Der Schwur der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher W. Gortner
Vom Netzwerk:
meiner Wertschätzung wartete. In seinem glänzenden Metall sah er wirklich aus wie ein Ritter aus den Legenden. Und zu einem solchen Mann wahrte ich immer noch Distanz! Mit großer Kraftanstrengung verdrängte ich mein Bedauern und verfolgte konzentriert, wie er mit großem Eifer auf seine Gegner losstürmte, sodass er sie ausnahmslos aus dem Sattel warf.
    Als wir stehend Beifall klatschten, flüsterte mir Beatriz ins Ohr: »Egal, was er getan haben mag, Ihr habt doch sicher nicht vor, ihn für alle Zeiten abzuweisen.«
    Ich musterte sie scharf. Obwohl ich sie wiederholt darauf hingewiesen hatte, dass man mir vor der Öffentlichkeit stets Ehrerbietung zu zeigen hatte, weil der aufsässige Adel nur dann begriff, dass ich keine Monarchin von der Art meines verstorbenen Bruders war, sagte Beatriz immer noch, was ihr beliebte und wann es ihr beliebte.
    »Na?«, fügte sie hinzu, die Hände in die Hüften gestemmt. »Was wollt Ihr denn noch? Soeben hat er seine Lanze für Euch zertrümmert. Ich schlage vor, dass Ihr ihm jetzt einen Schaft für die Lanze anbietet, bevor irgendeine Metze das tut.«
    Ich erstarrte. Im nächsten Moment sprudelte ich zu meinem Erstaunen vor Heiterkeit fast über und musste mir die Hand auf den Mund pressen, um nicht vor dem ganzen Hof in schallendes Gelächter auszubrechen.
    »Soll ich ihm eine Nachricht senden?«, bot sie an.
    Ich straffte mich und zeigte wieder kühle Zurückhaltung. »Ja«, zischte ich, »aber sei diskret. Ich will nicht, dass die ganze Welt über meine Angelegenheiten Bescheid weiß.«
    An diesem Abend kleidete ich mich sorgfältig in azurblaue Seide und betupfte mir Kehle und Handgelenke mit kostbarem Lavendelöl. Danach zündete Inés so viele parfümierte Bienenwachskerzen an, dass man eine ganze Kathedrale damit hätte beleuchten können. Schließlich musste ich sie auffordern, sich zu zügeln, sonst hätte sie Fernando am Ende noch geblendet.
    Nervös saß ich mit meinen Vertrauten vor dem Kamin. Wir taten so, als stickten wir, doch in Wahrheit lauschten wir nach jedem Laut hinter der Tür. Als wir endlich seine Schritte hörten, sprangen wir alle gleichzeitig auf.
    Erst als er in seiner knielangen Robe vom Bankett und mit verschlossenem Gesichtsausdruck auf der Schwelle stand, war mir klar, was ich zu erwarten hatte.
    Mein Herz begann zu hämmern.
    Er deutete zur Tür. »Meine Damen, ich möchte mit meiner Gemahlin unter vier Augen sprechen.«
    Inés und Beatriz hasteten hinaus, und zum ersten Mal seit drei langen Monaten waren wir allein – Monate, die mir jetzt, da ich seine düsteren Züge anstarrte, wie eine Ewigkeit vorkamen. Seine Augen wirkten trübe, fast schmerzerfülllt, als sie sich zu den meinen hoben.
    »Isabella«, begann er, und ich nickte. Ich wappnete mich für seine Annäherung, für die Versöhnung, nach der ich mich gesehnt hatte, für die ich aber nicht bereit gewesen war. Wie ich erst jetzt begriff, hatte ich die ganze Zeit befürchtet, ich würde ein falsches Zeichen setzen und seine Taten irgendwie gutheißen, wenn ich mich ihm hingab.
    Seine nächsten Worte trafen mich völlig unvorbereitet und durchbohrten meinen Schutzpanzer. »Ich weiß nicht, wie ich es sagen soll. Alfonso von Portugal hat uns den Krieg erklärt.«
    Ich starrte ihn an, als redete er wirres Zeug.
    »Uns … den Krieg?«, stammelte ich. »Aber … warum?«
    »Die Beltraneja.« Er blickte mich ohne jeden Vorwurf in den Augen an, obwohl er mir, wie auch Beatriz, mehrmals geraten hatte, sie einzukerkern. »Als Gegenleistung für Alfonsos Hilfe bei der Eroberung Kastiliens hat sie sich bereit erklärt, ihn zu heiraten und zum König zu machen. Laut den beiden ist sie die rechtmäßige Königin, und du hast ihren Thron usurpiert.«
    »Aber Alfonso ist ihr Onkel. Und sie ist in unserem Gewahrsam.«
    Fernando stieß ein bedrücktes Lachen aus. »Leider nicht mehr. Während wir hier abgelenkt waren, ist sie mit Villena geflohen. Er hat ein Bündnis mit Alfonso geschlossen und Cádiz in Andalusien und den Großmeister der militärischen Orden von Calatrava und Alcántara auf seine Seite gezogen. Sie haben inzwischen eine gewaltige Streitmacht gegen uns aufgestellt, fast zwanzigtausend Mann stark.«
    Ich hielt mich an der Stuhllehne fest. Zwanzigtausend … das war mehr, als wir je hoffen konnten, ohne die Hilfe der Granden zu rekrutieren.
    »Ich habe mit Santillana und dem Admiral gesprochen«, fuhr Fernando fort. »Santillana macht sich natürlich schwerste Vorwürfe;

Weitere Kostenlose Bücher